Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.

Dieser Ticker ist für heute beendet.

  • Selenskyj begrüßt Resolution des EU-Parlaments zu Russland

  • Johnson: Deutschland wollte vor Krieg schnelles Aufgeben der Ukraine

  • Neuer Angriff auf Kiew: Objekt kritischer Infrastruktur beschädigt

  • Cyberangriff auf EU-Parlament nach Russland-Kritik

  • Ukraine und Russland tauschen wieder Kriegsgefangene aus

  • Russland verzeichnet großen Anstieg von Angriffen mit Sprengsätzen

  • Klitschko: Kiew muss sich für das «schlimmste Szenario» wappnen

  • Wärmestuben für Ukrainer

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Selenskyj begrüßt Resolution des EU-Parlaments zu Russland +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat die Verurteilung Russlands als staatlicher Terror-Unterstützer durch das EU-Parlament begrüßt. «Russland muss auf allen Ebenen isoliert und zur Verantwortung gezogen werden», schrieb der 44-Jährige am Mittwoch in sozialen Netzwerken. Damit solle dem «langjährigen politischen Terrorismus» Russlands in der Ukraine und der Welt ein Ende gesetzt werden.

Kurz zuvor hatte das EU-Parlament mit großer Mehrheit eine rechtlich nicht bindende Entschließung verabschiedet, nach der Russland ein «dem Terrorismus Vorschub leistender Staat» sei. Damit verbunden wurde die Forderung, die diplomatischen Beziehungen zum größten europäischen Staat weiter zu reduzieren und stärkere Sanktionen zu verhängen.

+++ Cyberangriff auf EU-Parlament nach Russland-Kritik +++

Nachdem das EU-Parlament Russland in einer Resolution als Unterstützer von Terrorismus bezeichnet hat, ist die Internetseite der Institution angegriffen worden. «Unsere IT-Experten setzen sich dagegen zur Wehr und schützen unsere Systeme», schrieb die Präsidentin des Europaparlaments Roberta Metsola am Mittwoch auf Twitter. Eine kremlnahe Hackergruppe habe zu der Attacke bekannt. Zudem wies sie darauf hin, dass das Parlament kurz vorher Russland als staatlichen Unterstützter von Terrorismus bezeichnet habe.

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+++ Neuer Angriff auf Kiew: Objekt kritischer Infrastruktur beschädigt +++

Aus der ukrainischen Hauptstadt Kiew und weiteren Gebieten sind am Mittwoch erneut Raketenangriffe gemeldet worden. In Kiew sei durch den russischen Beschuss auch ein Objekt der kritischen Infrastruktur beschädigt worden, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko im Nachrichtendienst Telegram. Um welches Gebäude es sich handelte, war zunächst unklar. Kurzzeitig fiel das Antennenfernsehen aus und es gab stärkere Schwankungen im ohnehin angeschlagenen Stromnetz.

Wenig später teilte Klitschko mit, dass in der gesamten Metropole mit ihren drei Millionen Einwohnern die Wasserversorgung ausgefallen sei. Der Kiewer Militärverwaltung zufolge wurde zudem bei einem Einschlag in ein zweistöckiges Wohnhaus ein Mensch getötet und ein weiterer verletzt. Im ganzen Land wurde Luftalarm ausgelöst.

+++ Johnson: Deutschland wollte vor Krieg schnelles Aufgeben der Ukraine +++

Vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine soll die Bundesregierung nach Aussage des britischen Ex-Premierministers Boris Johnson für eine rasche Aufgabe des angegriffenen Landes plädiert haben. Die Äußerungen von Johnson sorgten am Mittwoch auch in Berlin für Aufsehen.

Regierungssprecher Steffen Hebestreit trat der Behauptung mit den Worten entgegen: «Wir wissen, dass der sehr unterhaltsame frühere Premier immer ein eigenes Verhältnis zur Wahrheit hat - das ist auch in diesem Fall nicht anders.» Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Bundesregierung insgesamt hätten sich für substanzielle Waffenlieferungen an die Ukraine entschieden, von daher «sprechen die Fakten gegen diese Unterstellung».

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+++ Russland verzeichnet großen Anstieg von Angriffen mit Sprengsätzen +++

Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine haben Russlands Behörden im eigenen Land einen deutlichen Anstieg von Angriffen mit Sprengsätzen und Schusswaffen registriert. Zwischen Januar und Oktober stieg die Zahl von Verbrechen, bei denen solche Waffen oder Attrappen eingesetzt wurden, um fast 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie russische Medien am Mittwoch unter Berufung auf eine vom Innenministerium veröffentlichte Statistik berichteten.

+++ Klitschko: Kiew muss sich für das «schlimmste Szenario» wappnen +++

Der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko unterstrich den Ernst der Lage für die drei Millionen Einwohner zählende ukrainische Hauptstadt: «Das ist der schlimmste Winter seit dem Zweiten Weltkrieg», sagte er der «Bild»-Zeitung (Mittwoch).

Vitali Klitschko in Kiew (Symbolbild: REUTERS/Gleb Garanich)
Vitali Klitschko in Kiew (Symbolbild: REUTERS/Gleb Garanich)

Durch die russischen Raketenangriffe auf das Elektrizitätsnetz kämpft die Ukraine mit Stromausfällen, zudem sorgen die Attacken auch für große Probleme bei Fernwärme, Wasser- und Gasversorgung. Das EU-Parlament will am Mittwoch über eine Resolution abstimmen, die Russland wegen der Angriffe auf zivile Ziele absehbar als staatlichen Sponsor von Terrorismus bezeichnen wird.

+++ Ukraine und Russland tauschen wieder Kriegsgefangene aus +++

Ungeachtet neuer russischer Angriffe auf die Ukraine haben beide Länder erneut Gefangene ausgetauscht. «Wir haben 36 unserer Leute nach Hause geholt - einen Zivilisten und 35 Soldaten», teilte der Chef des Präsidentenbüros in Kiew, Andrij Jermak, beim Nachrichtendienst Telegram mit. Unter den Freigekommenen seien Verteidiger der Stadt Mariupol und Nationalgardisten, die zu Kriegsbeginn in der Sperrzone um das 1986 havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl in Gefangenschaft gerieten.

Dem Koordinationsstab für Kriegsgefangene zufolge sind die ausgetauschten Ukrainer im Alter zwischen 19 und 56 Jahren. Jeder Dritte sei verwundet. Das russische Verteidigungsministerium in Moskau bestätigte, dass am Mittwoch 35 eigene Soldaten freigekommen seien. Sie sollen demnach nun zur medizinischen Behandlung nach Moskau geflogen werden.

+++ Wärmestuben für Ukrainer +++

Mit Tausenden öffentlichen Wärmestuben will die Ukraine ihre Bevölkerung durch einen kalten und dunklen Winter bringen. Mehr als 4000 solcher «Stabilitätspunkte» in Schulen und Verwaltungsgebäuden seien landesweit bereits vorbereitet, sagte Präsident Wolodymyr Selenskyj am Dienstag. Weitere sollten folgen. «Alle grundlegenden Dienstleistungen werden dort bereitgestellt», sagte er in Kiew in einer Videoansprache. «Dazu gehören Strom, mobile Kommunikation und Internet, Wärme, Wasser, Erste Hilfe. Völlig kostenlos und rund um die Uhr.»

+++ Angriffe auf Ukraine: Massive Blackouts auch in Nachbarland Moldau +++

Nach neuen russischen Raketenangriffen auf die Ukraine hat auch deren Nachbarland, die Republik Moldau, von großflächigen Blackouts berichtet. «Nach Russlands Bombardierung des ukrainischen Energiesystems in der vergangenen Stunde haben wir landesweit massive Stromausfälle», schrieb der moldauische Vizepremier Andrei Spinu am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram. Der Versorger Moldelectrica arbeite daran, das Problem zu lösen.

Der ukrainische Kraftwerkbetreiber Enerhoatom teilte mit, insgesamt drei Atomkraftwerke hätten nach den Angriffen vom Stromnetz abgetrennt werden müssen. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und den Stromausfällen in Moldau gab, war zunächst unklar.

+++ Ukraine: Säugling bei russischem Raketenangriff getötet +++

Bei Russlands nächtlichen Raketenangriffen ist in der Region Saporischschja nach ukrainischen Angaben die Entbindungsstation eines Krankenhauses getroffen worden. «Schmerz überflutet unsere Herzen - ein Säugling, der gerade erst auf die Welt gekommen ist, wurde getötet», schrieb der Militärgouverneur von Saporischschja, Olexandr Staruch, am Mittwoch auf seinem Telegram-Kanal. Rettungskräfte seien in der Kleinstadt Wilnjansk im Einsatz, dem Ort des Raketeneinschlags.

Raketeneinschläge gab es auch in den benachbarten Regionen Donezk und Dnipropetrowsk. In Donezk, wo die russischen Truppen seit Wochen verstärkt angreifen, sprachen ukrainische Behörden von einem Toten und acht Verletzten. In der Region Dnipropetrowsk habe es keine Opfer gegeben. Es seien aber mehr als 30 Geschosse in Ortschaften eingeschlagen, sagte Militärgouverneur Walentyn Resnitschenko.

+++ Sicherheitsrat: Russland hat genügend Raketen für weitere Angriffe +++

Russland verfügt nach Einschätzung des ukrainischen Sicherheitsrates noch über genügend Raketen für drei bis vier ähnlich schwere Angriffe wie am 15. November. Damals waren etwa 100 Raketen abgefeuert worden. «Die Russen haben zu einer schändlichen Praxis gegriffen, sie zerstören die Infrastruktur, von der das Leben von älteren Menschen, Kindern und Frauen abhängt», sagte der Sekretär des Rates, Oleksyj Danilow, dem Sender «Radio Liberty». «Das bedeutet, dass wir einen schwierigen Winter haben werden. Aber das bedeutet nicht, dass wir aufgeben oder kapitulieren sollten.»

Verteidigungsminister Oleksij Resnikow veröffentlichte eine Übersicht zum angeblich verbleibenden russischen Raketenarsenal, wobei die Angaben aus Kiew nicht unabhängig überprüfbar sind. Von den Boden-Boden-Raketen des Typs Iskander seien 829 Stück, also mehr als vier Fünftel des Bestands verschossen worden, hieß es. Bei Luft-Boden-Raketen der Typen Ch-101 und Ch-555 sei noch die Hälfte des Arsenals da.

+++ Mehr als ein Fünftel deutscher Russlandimporte geht nach Bayern +++

Bayern ist im Vergleich der Bundesländer Hauptabnehmer russischer Waren in den ersten neun Monaten gewesen. Von Januar bis September gingen 22 Prozent der Wareneinfuhren aus Russland in den Freistaat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte. Das entspricht einem Wert von 6,6 Milliarden Euro. Wegen der Explosion der Energie- und Gaspreise stiegen die Importe im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wertmäßig um mehr als die Hälfte. Mengenmäßig sanken sie aber um gut 38 Prozent. Westliche Sanktionen schränken den Import russischer Waren ein.

Im Ländervergleich folgten Brandenburg mit einem Anteil von 14,2 Prozent sowie Nordrhein-Westfalen mit 11,7 Prozent. Wertmäßig machten Öl- und Gaslieferungen den Großteil der Einfuhren aus Russland nach Bayern (92,2 Prozent) und Brandenburg (98,6 Prozent) aus. Bundesweit waren es 55 Prozent. Für Nordrhein-Westfalen war das wichtigste Importgut Metall mit einem Anteil von 29,5 Prozent.

+++ Russland will Dünger über ukrainischen Hafen Odessa exportieren +++

Kremlchef Wladimir Putin hat sich für eine Ausfuhr von russischem Dünger über den ukrainischen Schwarzmeerhafen Odessa ausgesprochen. «Wir arbeiten mit den UN daran, mit den Kollegen aus der Organisation.(...) Sie kennen meine Position, ich bin nicht dagegen», sagte der 70-Jährige der Nachrichtenagentur Interfax zufolge am Mittwoch bei einem Treffen mit dem Chef des Düngemittelproduzenten Uralchem, Dmitri Masepin. Dieser hatte ihn gebeten, den Export von Ammoniak über Odessa wieder aufzunehmen. Seit Sowjetzeiten gibt es eine Ammoniakleitung vom russischen Toljatti nach Odessa.

Die Leitung hat eine Kapazität von 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar wurde der giftige und stechend riechende, aber für die Landwirtschaft wichtige Dünger durch die Pipeline gepumpt und in Odessa verschifft. Inzwischen hat Uralchem den Bau einer neuen Leitung zum russischen Hafen Taman begonnen.

+++ Tschechien ändert Verteidigungspläne +++

Das Nato-Mitglied Tschechien ändert wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine seine Verteidigungspläne, um für eine mögliche Eskalation gewappnet zu sein. Man müsse sich primär auf einen Krieg großen Ausmaßes gegen einen hoch entwickelten Gegner vorbereiten, sagte Generalstabschef Karel Rehka der Agentur CTK zufolge in Prag.

Tschechien verfügt über knapp 27 000 Berufssoldaten und rund 3600 Reservisten. Zuletzt hatte sich das Training eher auf die Beteiligung an Friedens- und Anti-Terror-Einsätzen im Ausland wie in Mali konzentriert.