Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Donnerstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Europa überholt USA bei Hilfszusagen für Ukraine

  • Mögliche Drohnen-Reste in Rumänien: Nato geht nicht von Absicht aus

  • Kreml verurteilt geplante Lieferung von Uranmunition an die Ukraine

  • USA sagen Ukraine neues Hilfspaket zu

  • Britisches Ministerium: Russland setzt Propagandakampagne fort

  • Marktplatz beschossen: Mindestens 17 Tote in Ostukraine

  • EU verurteilt russischen Angriff auf Kostjantyniwka

  • Behörden: Russische Flugabwehr schießt Drohnen ab

Die aktuelle News-Lage:

+++ Europa überholt USA bei Hilfszusagen für Ukraine +++

Die europäischen Hilfszusagen für die Ukraine summieren sich nach Zahlen des Instituts für Weltwirtschaft Kiel inzwischen auf 156 Milliarden Euro. Die Summe liege damit mehr als doppelt so hoch wie die Zusagen der USA von weniger als 70 Milliarden, berichtete das IfW am Donnerstag aus seinem «Ukraine Support Tracker».

Für die Zusagen aus Europa zählt das Institut versprochene Mittel der Europäischen Union, ihrer Mitgliedsstaaten und von Nicht-EU-Staaten wie Großbritannien oder Norwegen zusammen. Allein ein neuer Hilfstopf der EU, die sogenannte Ukraine-Faszilität, umfasse 50 Milliarden Euro für die Jahre 2023 bis 2027. Zu weiteren Zusagen für mehrjährige Unterstützung zähle ein deutsches Militärpaket im Wert von 10,5 Milliarden Euro für die Jahre 2024 bis 2027. Daneben nennt das IfW mehrjährige Programme aus Norwegen, Dänemark, Großbritannien, der Schweiz, Schweden, Portugal und Litauen.

(Symbolbild: Arsen Dzodzaiev/Anadolu Agency via Getty Images)
(Symbolbild: Arsen Dzodzaiev/Anadolu Agency via Getty Images)

«Es ist bemerkenswert, wie schnell Europa zu einem dauerhaften, mehrjährigen Unterstützungsprogramm für die Ukraine übergegangen ist», erklärte der für den Ukraine Support Tracker zuständige Teamleiter Christoph Trebesch. «Im Vergleich dazu hinken die USA nun deutlich hinterher, da sie in den letzten Monaten keine nennenswerten neuen Zusagen gemacht haben.» Die USA sind für Kiew aber weiter die wichtigste Quelle für die Unterstützung mit Munition und Waffen.

+++ Mögliche Drohnen-Reste in Rumänien: Nato geht nicht von Absicht aus +++

Bei in Rumänien nahe der ukrainischen Grenze gefundenen Trümmerteilen geht die Nato nicht von einem absichtlichen russischem Angriff aus. «Uns liegen keine Informationen vor, die auf einen absichtlichen Angriff Russlands hindeuten, und wir warten auf das Ergebnis der laufenden Ermittlungen», sagte Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg am Donnerstag in Brüssel bei einer Befragung von EU-Abgeordneten.

Am Mittwoch hatte das rumänische Verteidigungsministerium den Fund der Teile, die möglicherweise von einer Drohne stammen könnten, bestätigt. Sie waren nach Angriffen Russlands gegen ukrainische Donau-Häfen auf rumänischem Territorium entdeckt worden. Die rumänischen Behörden hätten die Nato am Mittwoch über den Fund informiert, und die Untersuchungen liefen, sagte Stoltenberg.

(Symbolbild: Diego Herrera Carcedo/Anadolu Agency via Getty Images)
(Symbolbild: Diego Herrera Carcedo/Anadolu Agency via Getty Images)

Unabhängig von diesem Ergebnis habe man viele Kämpfe und auch Luftangriffe in der Nähe der Nato-Grenzen gesehen, deshalb habe die Nato ihre Wachsamkeit erhöht, sagte Stoltenberg.

+++ Kreml verurteilt geplante Lieferung von Uranmunition an die Ukraine +++

Der Kreml hat die von den USA geplante Lieferung von Uranmunition an die Ukraine scharf verurteilt. «Das sind sehr schlechte Neuigkeiten», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Der Einsatz solcher Munition werde zu einer Erhöhung der Erkrankungen an Krebs und anderen Leiden führen, sagte er. Peskow meinte, dass nach dem Einsatz solcher Munition Krebs und andere Erkrankungen zunähmen. Das zeigten etwa Daten nach der Bombardierung Jugoslawiens.

Gleiches sei nun auch in der Ukraine zu erwarten. «Die Verantwortung dafür wird natürlich voll und ganz bei der Führung der Vereinigten Staaten von Amerika liegen, die diese Entscheidung getroffen haben», sagte der Kremlsprecher.

+++ USA sagen Ukraine neues Hilfspaket zu +++

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfen bereit. Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte gestern parallel zu dem Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Kiew mit, das neue Paket habe einen Umfang von 175 Millionen Dollar (rund 163 Millionen Euro). In der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka wurden unterdessen mindestens 17 Menschen durch russischen Beschuss eines Marktplatzes getötet - darunter ein Kind.

Das neue US-Hilfspaket beinhalte unter anderem Ausrüstung zur Unterstützung der ukrainischen Luftverteidigung, Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars und Artilleriemunition, hieß es aus Washington. Erstmals geliefert wird auch Panzermunition mit abgereichertem Uran. Die Uranmunition ist für die US-Abrams-Panzer vorgesehen. Wegen seiner höheren Dichte als Stahl oder Blei hat abgereichertes Uran eine höhere Durchschlagskraft.

+++ Britisches Ministerium: Russland setzt Propagandakampagne fort +++

Russland setzt nach britischer Einschätzung seine Propagandakampagne in der Ukraine fort, stößt dabei aber auch auf Hindernisse. Das russische Staatsfernsehen habe am Montag eine Niederlassung in der besetzten ostukrainischen Region Donezk eröffnet, teilte das britische Verteidigungsministerium am Donnerstag beim Kurznachrichtendienst X mit. Der Sender Rossija 1 informiere nun in Lokalsendungen über die russische Sicht auf den Krieg.

Die Briten schrieben in ihrem täglichen Update, dass das Staatsfernsehen WGTRK mehr als ein Jahr gebraucht habe, um die Ankündigung umzusetzen. «Das lag mit ziemlicher Sicherheit daran, dass örtliche Techniker die Arbeit verweigert haben.» Wahrscheinlich seien Sympathisanten mit den nötigen Fähigkeiten von der Krim, aus Luhansk oder anderen Orten geholt worden.

+++ Marktplatz beschossen: Mindestens 17 Tote in Ostukraine +++

Neben den vielen Todesopfern zählten die Behörden in Kostjantyniwka auch mehr als 30 Verletzte. Die Such- und Rettungsarbeiten seien abgeschlossen, teilte Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram mit. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte in seiner abendlichen Videoansprache allen internationalen Partnern, die den Angriff verurteilten. «Es ist sehr wichtig, dass die Antwort auf den russischen Terror ein noch größerer Zusammenhalt der Welt war», sagte er. Was genau für ein Geschoss einschlug, war zunächst unklar. Einige lokale Medien gingen von einer S-300-Rakete aus.

Kostjantyniwka liegt nur knapp 20 Kilometer südwestlich der Stadt Bachmut, die die Russen im Zuge ihres Angriffskriegs vor wenigen Monaten besetzt haben, und wurde immer wieder zum Ziel russischer Angriffe.

+++ EU verurteilt russischen Angriff auf Kostjantyniwka +++

Die EU verurteilte die jüngsten russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine scharf. Zudem fordere sie Russland auf, seine unmenschliche und illegale Aggression unverzüglich einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. «Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen werden.»

+++ Behörden: Russische Flugabwehr schießt Drohnen ab +++

Die russische Flugabwehr schoss am frühen Morgen Behördenvertretern zufolge in Rostow am Don unweit der Grenze zur Ukraine und in Moskau Drohnen ab. In Rostow am Don wurde im Stadtzentrum ein Mensch durch die Trümmer einer abgeschossenen Drohne verletzt, musste aber nicht ins Krankenhaus, wie der Gouverneur von Rostow, Wassili Golubew, auf Telegram schrieb. Darüber hinaus wurden Fassaden und Fenster von Häusern sowie mehrere Autos beschädigt.

Der Moskauer Bürgermeister Sergej Sobjanin schrieb auf Telegram, in einem Stadtbezirk der Hauptstadt sei eine Drohne abgeschossen worden. Verletzte oder Schäden seien erst einmal nicht gemeldet worden.

Seit mehr als 18 Monaten führt Russland seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine und beschießt dabei auch das Hinterland des Nachbarn mit Drohnen und Raketen. Inzwischen mehren sich aber auch Angriffe auf russisches Hinterland. Mehrfach schon haben Drohnen auch Objekte in Moskau selbst beschädigt, auch wenn der Umfang der Schäden und Opfer, die ukrainische Drohnenangriffe in Russland fordern nicht mit dem Ausmaß der russischen Attacken zu vergleichen ist.