Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Mittwoch

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Unser Nachrichtenticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages zum Krieg in der Ukraine nachlesen.

  • Selenskyj: Wiederaufbau wird größtes Wirtschaftsprojekt Europas

  • Russlands Außenminister erwartet Unterbrechung von Nachschub für Kiew

  • UN zählen bisher 6.900 zivile Todesopfer im Ukraine-Krieg

  • Großbritannien: Russland verstärkt Front bei ostukrainischem Kreminna

  • Russischer Insider: Rekruten frieren kostenlos ihr Sperma ein

  • Gaspreis fällt auf tiefsten Stand seit Beginn des Ukraine-Kriegs

  • Ukraine: 700 Objekte der kritischen Infrastruktur im Krieg zerstört

Die aktuelle Newslage:

+++ Selenskyj: Wiederaufbau wird größtes Wirtschaftsprojekt Europas +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Wiederaufbau der Ukraine nach dem russischen Angriffskrieg als größtes Wirtschaftsprojekt Europas bezeichnet. Bei einer Rede am Mittwoch im Parlament in Kiew forderte Selenskyj die Abgeordneten Medien zufolge zur Ausarbeitung von Gesetzen auf, die Unternehmer und Investoren anlocken. Nach Angaben der Präsidialverwaltung hielt Selenskyj zum Thema Wiederaufbau des Landes auch eine Videokonferenz mit dem Chef der Investmentgesellschaft Blackrock, Larry Fink.

Es müsse auch gelingen, die ins Ausland geflohenen Ukrainer wieder ins Land zurückzuholen, sagte Selenskyj zum Jahresende vor dem Parlament, der Rada. Die Ukraine sei zu einer Anführerin der freien Welt geworden. Sie habe dem Westen geholfen, wieder zu sich zu finden. «Der Westen hat aufgehört, vor Russland Angst zu haben», sagte Selenskyj. Russland werde für seine Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden.

Das Land mache zudem seine Rüstungsindustrie zu einer der fortschrittlichsten überhaupt mit dem Ziel, die territoriale Unversehrtheit der Ukraine wiederherzustellen, versprach er.

Selenskyj hatte immer wieder gesagt, dass er die von Russland einverleibten Gebiete befreien wolle, darunter auch die von Moskau bereits 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.

Mehr als 30 Milliarden US-Dollar (rund 28,2 Milliarden Euro) sollten im kommenden Jahr für die Verteidigung des Landes ausgegeben werden, sagte Selenskyj dem Kiewer TV-Sender Freedom zufolge. Der Präsident gab für das kommende Jahr auch das Ziel aus, alle Ukrainer aus russischer Kriegsgefangenschaft freizubekommen. Seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar seien bereits 1456 Menschen wieder nach Hause zurückgekehrt.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. (Bild: Reuters)

+++ Russlands Außenminister erwartet Unterbrechung von Nachschub für Kiew +++

Der russische Außenminister Sergej Lawrow erwartet nach eigenem Bekunden eine baldige Unterbrechung der Nachschubwege für Waffen und Munition für die ukrainische Armee aus dem Ausland. «Wir beobachten, dass die Ukraine immer mehr und immer bessere westliche Waffen erhält», sagte Lawrow am Mittwoch während eines Interviews im russischen Fernsehen. Daher gebe es unter Militärexperten Forderungen, diese Lieferwege zu unterbrechen. Dabei werde an «Eisenbahnstrecken, Brücken und Tunnel» gedacht, sagte Lawrow. «Ich gehe davon aus, dass sie professionelle Entscheidungen darüber treffen, wie man diese Lieferungen erschwert oder im Idealfall ganz stoppt.»

Zum Teil werde ja schon mit Angriffen gegen die ukrainische Infrastruktur daran gearbeitet. Mit einer Unterbrechung des Energienetzes werde die Lieferung neuer Waffen bereits erschwert. «Und ich bin überzeugt, dass es noch andere Pläne gibt, die in dieser Hinsicht angewandt werden.» Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als zehn Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg.

+++ UN zählen bisher 6.900 zivile Todesopfer im Ukraine-Krieg +++

Im Ukraine-Krieg sind nach jüngsten Zählungen der Vereinten Nationen (UN) bisher knapp 6.900 Zivilisten getötet worden. Fast 11.000 unbewaffnete Menschen seien verwundet worden, teilte das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in Genf mit. Unter den Getöteten seien auch 1.800 Frauen und etwa 400 Kinder, hieß es. Die meisten der registrierten zivilen Opfer wurden laut UN durch den Einsatz von explosiven Waffen mit weitreichender Wirkung verursacht, darunter Beschuss durch schwere Artillerie, Mehrfachraketensysteme, Raketen und Luftangriffe. Das OHCHR geht davon aus, dass die tatsächlichen Zahlen erheblich höher liegen. Von einigen Orten mit intensiven Kämpfen verzögerten sich die Berichte und müssten teils noch bestätigt werden. Dies gelte zum Beispiel für die Regionen um Mariupol und diverse Orte in der Region Luhansk.

+++ Berlin begrüßt Kuleba-Vorschlag für Ukraine-Friedenskonferenz +++

Die Bundesregierung hat den Vorschlag des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba zu einer internationalen Friedenskonferenz für sein von Russland angegriffenes Land prinzipiell begrüßt. Sie sieht dafür aber anscheinend vorerst wenig Chancen. «Grundsätzlich ist es so, dass jeder Vorschlag, den russischen Angriffskrieg zu einem Ende zu bringen, gut und richtig ist», sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes, Christofer Burger, am Mittwoch in Berlin in der Bundespressekonferenz.

Natürlich sei es an der Regierung der Ukraine, über Stattfinden, Zeitpunkt und Inhalt möglicher Verhandlungen mit der russischen Föderation zu entscheiden. Es sei aber festzustellen, «dass Russland keinerlei Signale zeigt, von seinen ursprünglichen Kriegszielen abzulassen». Auch Außenminister Sergej Lawrow habe gerade nochmals sehr deutlich geäußert, dass Russland «weiterhin fest auf die Zerstörung der Staatlichkeit der Ukraine hinarbeitet», sagte Burger.

«Das müssen wir zur Kenntnis nehmen. Und deswegen bleibt unsere Unterstützung für die Ukraine, für ihr Recht auf Selbstverteidigung auch unvermindert.» Der Sprecher wies zugleich darauf hin, dass Deutschland schon seit längerem diplomatisch unterstützend bei Themen tätig sei, die der Ukraine bei einem Friedensschluss wichtig seien. Dabei gehe es zum Beispiel darum, die Verantwortlichen für Kriegsverbrechen zur Rechenschaft zu ziehen.

Der ukrainische Außenministers Dmytro Kuleba. (Bild: Reuters)
Der ukrainische Außenministers Dmytro Kuleba. (Bild: Reuters)

+++ Kreml hat noch keine Antwort auf Gaspreisdeckel +++

Das von Präsident Wladimir Putin erlassene Exportverbot für Öl in Länder mit Preisdeckel lässt sich nach Kremlangaben nicht ohne Weiteres auf den Gasmarkt übertragen. «Der Gasmarkt hat seine Eigenheiten, die Lage wird analysiert», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Mittwoch der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Es sei noch zu früh, um über eine Entscheidung zu sprechen. Die Energieminister der EU haben sich in der vergangenen Woche auf eine vorübergehende Begrenzung der Gaspreise ab Februar geeinigt. Damals nannte Peskow die Einigung «inakzeptabel».

Schon Anfang Dezember hatten sich die EU-Länder auf einen Preisdeckel für russisches Öl, das auf dem Seeweg verschifft wird, verständigt. Darauf hat Kremlchef Wladimir Putin am Dienstag ein Lieferverbot an alle ausländischen Kunden verhängt, die mit einer Preisobergrenze arbeiten. «Es ist Russlands souveränes Recht, auf solche illegitimen und absolut absurden Maßnahmen wie den so genannten Preisdeckel zu antworten», rechtfertigte Peskow den Schritt. Putin habe die Entscheidung nach Anhörung von Experten im eigenen Land getroffen, ohne sich mit anderen Staaten der Ölallianz OPEC+ abzustimmen, sagte Peskow.

Die Preisobergrenze ist eine Maßnahme des Westens, der die Exporteinnahmen Russlands beschränken und damit auch die Finanzierung des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine behindern soll. Der Preisdeckel für Öl wurde von der EU Anfang Dezember mit 60 US-Dollar (57 Euro) pro Barrel festgelegt. Die Staaten der G7, Australien und Norwegen haben sich der Maßnahme angeschlossen. Russland hat den Preisdeckel als Eingriff in den Markt kritisiert.

+++ Großbritannien: Russland verstärkt Front bei ostukrainischem Kreminna +++

Das russische Militär steht nach britischer Einschätzung in der Nähe der ostukrainischen Kleinstadt Kreminna unter anhaltendem Druck der ukrainischen Streitkräfte. Russland habe seine Frontlinie in dem Gebiet in der Oblast Luhansk in den vergangenen Tagen wahrscheinlich verstärkt, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch in seinem regelmäßigen Geheimdienst-Update mit. Es habe dort umfassende neue Verteidigungsanlagen errichtet und werde seinen Fokus wahrscheinlich darauf legen, die Position zu halten.

Das Gebiet sei aus logistischer Sicht wichtig für die russische Front im ostukrainischen Donbass, Kreminna zudem eine bedeutende Stadt in Luhansk, schrieb das Ministerium. Der Kreml ziehe die «Befreiung» des Gebiets als eine Rechtfertigung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine heran.

Kreminna liegt nördlich der seit Monaten umkämpften Industriestadt Bachmut. Auch in der Nähe der Kleinstadt selbst hat sich die Lage jüngst zugespitzt.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine Ende Februar unter Berufung auf Geheimdienstinformationen täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Damit will die britische Regierung sowohl der russischen Darstellung entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

+++ Russischer Insider: Rekruten frieren kostenlos ihr Sperma ein +++

Die im Rahmen der Teilmobilmachung von Präsident Wladimir Putin in den Krieg geschickten Russen können nach Angaben eines Insiders ihr Sperma kostenlos einfrieren lassen. «Das russische Gesundheitsministerium hat festgelegt, die kostenlose Konservierung und Aufbewahrung von Keimzellen (Sperma) von Bürgern, die für die Teilnahme an der militärischen Spezialoperation mobilisiert wurden, durch die Finanzierung aus Haushaltsmitteln zu ermöglichen», sagte der Leiter der russischen Anwaltsvereinigung, Igor Trunow, am Mittwoch der staatlichen Nachrichtenagentur Tass. Trunow vertritt Klienten, die ihre Samen einfrieren lassen wollen.

In den vergangenen Wochen hatte es Medienberichte gegeben, wonach die Nachfrage nach Spermabanken bei Russen im Zuge der Mobilmachung deutlich zugenommen hat. Der Grund sei, dass Männer, die in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine fallen könnten, zumindest auf diese Weise ihren Nachwuchs sichern wollten. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums vom Herbst sind bisher rund 6.000 russische Soldaten ums Leben gekommen. Die Ukraine hat die russischen Verluste hingegen zuletzt auf 100.000 Soldaten geschätzt.

+++ Gaspreis fällt auf tiefsten Stand seit Beginn des Ukraine-Kriegs +++

Weitere Entspannung am Gasmarkt: Der Preis für europäisches Erdgas hat seinen Abwärtstrend der vergangenen Handelstage fortgesetzt. Am Mittwoch fiel der Terminkontrakt TTF für niederländisches Erdgas bis auf 76,18 Euro je Megawattstunde. So günstig war europäisches Erdgas zuletzt im Februar, vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine. Seit mittlerweile acht Handelstagen in Folge ist der Gaspreis gefallen.

Seit Mitte Dezember ist der Terminkontrakt TTF um etwa 60 Euro je Megawattstunde gefallen. Das Rekordhoch hatte die Notierung im Sommer bei 345 Euro je Megawattstunde erreicht. Damals hatte ein Lieferstopp von Erdgas aus Russland einen rasanten Höhenflug beim Preis für Erdgas ausgelöst.

Als wesentlicher Grund für den fallenden Gaspreis gelten milde Temperaturen, die den Verbrauch an Erdgas vergleichsweise niedrig halten. Zuletzt waren die Temperaturen deutlich höher als Mitte des Monats, als in weiten Teilen Deutschlands Dauerfrost herrschte. Außerdem konnte jüngst deutlich mehr Energie aus Windkraft gewonnen werden, was den Verbrauch von Gas zur Stromerzeugung bremst.

Dank des aktuell vergleichsweise günstigen Wetters wird in Deutschland wieder Erdgas eingespeichert. Laut jüngsten Daten des europäischen Speicherverbandes GIE betrug der Füllstand in allen deutschen Speichern am Montag 88,62 Prozent - ein Plus von 0,41 Prozentpunkten zum Vortag und der sechste Anstieg in Folge.

Trotz der jüngsten Entspannung liegt der Preis für europäisches Erdgas immer noch auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Im Jahr 2020 lagen die Notierungen des Terminkontrakts TTF noch unter der Marke von 20 Euro.

+++ Ukraine: 700 Objekte der kritischen Infrastruktur im Krieg zerstört +++

In der Ukraine sind nach Regierungsangaben seit Beginn des russischen Angriffskriegs Ende Februar mehr als 700 Objekte der kritischen Infrastruktur zerstört worden. «Es geht um Gas-Pipelines, Umspannwerke, Brücken und ähnliches», sagte der stellvertretende ukrainische Innenminister Jewgeni Jenin am Mittwoch im Fernsehen. Insgesamt seien mehr als 35 000 Objekte von den russischen Truppen kaputt geschossen worden, fügte er hinzu.

Seit Oktober nimmt das russische Militär speziell Anlagen der Energieversorgung in der Ukraine ins Visier. Durch den ständigen Beschuss mit Raketen, Marschflugkörpern und Kamikaze-Drohnen ist das ukrainische Stromnetz stark beschädigt. Immer wieder kommt es zu plötzlichen Notabschaltungen. Die Menschen sind damit in den dunklen und kalten Wintertagen stundenlang ohne Licht - und teilweise auch von der Wärme- und Wasserversorgung abgeschnitten.

Auch in der Nacht zum Mittwoch und am Morgen gab es wieder Luftangriffe in mehreren Regionen. Aus der Industriestadt Charkiw wurden am Morgen Raketeneinschläge gemeldet. Die kürzlich von der Ukraine zurückeroberte Stadt Cherson ist nach Angaben des Generalstabs von 33 Raketen und mit Artillerie beschossen worden.

VIDEO: Legion Freiheit Russlands: Russische Soldaten kämpfen für die Ukraine