Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Sonntag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Unser Newsticker ist für heute beendet. Die wichtigsten Nachrichten zum Krieg in der Ukraine können Sie hier nachlesen.

  • Selenskyj besucht Odessa: «Werden Besatzer nie tolerieren»

  • Erstmals seit zwölf Tagen: Kiew wieder Ziel russischer Angriffe

  • Selenskyj sieht Ukraine auf dem Weg nach Europa

  • Selenskyj beklagt Verzögerungen beim Pilotentraining an US-Kampfjets

  • Kretschmer dringt erneut auf diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg

  • Kuleba: Minenfelder und Lufthoheit der Russen sind größte Probleme

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Erstmals seit zwölf Tagen: Kiew wieder Ziel russischer Angriffe +++

Erstmals seit knapp zwei Wochen ist die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder Ziel russischer Luftangriffe geworden. Die Luftverteidigung habe in der Nacht auf Sonntag alle feindlichen Geschosse abwehren können, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Mehrere Häuser im Kiewer Gebiet wurden laut Militärverwaltung allerdings durch herabfallende Trümmerteile beschädigt und ein Bewohner verletzt. Auch andere Teile der Ukraine waren von den jüngsten russischen Angriffen betroffen. Landesweit wurden offiziellen Angaben zufolge insgesamt acht Kampfdrohnen und drei Marschflugkörper von der ukrainischen Luftverteidigung zerstört.

+++ Selenskyj besucht Odessa: «Werden Besatzer nie tolerieren» +++

Bei einem Besuch in der Hafenstadt Odessa hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die geplante Befreiung derzeit besetzter Gebiete im Süden seines Landes bekräftigt. «Der Feind wird definitiv nicht die Bedingungen im Schwarzen Meer diktieren», sagte Selenskyj in einer vor Ort aufgenommenen Videonachricht anlässlich des Tages der ukrainischen Seestreitkräfte am Sonntag.

Mit Blick auf die Zukunft fügte er hinzu: «Und die Besatzer werden Angst haben, sich unserer ukrainischen Krim und unseren Küsten am Asowschen Meer zu nähern.» Die Halbinsel Krim hat Russland bereits im Jahr 2014 völkerrechtswidrig annektiert, die ukrainischen Städte am Asowschen Meer besetzten russische Truppen im Zuge des vor rund 16 Monaten begonnenen Angriffskriegs.

Auf Telegram veröffentlichte Selenskyj zudem Videos aus Odessa, die ihn bei Treffen mit Kommandeuren sowie bei einem Besuch von verwundeten Soldaten in einem Krankenhaus zeigen. «Zusammen werden wir gewinnen», betonte er. «Die ukrainischen Küsten werden die Besatzer nie tolerieren!»

+++ Medien: Explosion unweit von südrussischem Militärflugplatz +++

Im südrussischen Gebiet Krasnodar hat sich Medienberichten zufolge eine größere Explosion unweit eines Militärflugplatzes ereignet. Im sozialen Netzwerk Telegram wurden am Sonntag Fotos von einem Krater veröffentlicht, der zehn mal vier Meter groß sein soll und angeblich in der Nähe des Flugplatzes der Stadt Primorsko-Achtarsk entstanden ist. Es gab auch Videos von einer hohen Rauchsäule. Der Gouverneur von Krasnodar, Weniamin Kondratjew, teilte mit, der «Vorfall» werde untersucht. Es gebe keine Opfer, schrieb er. Auch Wohnhäuser und andere Objekte seien ersten Erkenntnissen zufolge nicht beschädigt worden.

Krasnodar liegt am Asowschen Meer und unweit der 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim. Im Zuge des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine kommt es seit Monaten immer wieder auch zu Beschuss auf russische Grenzregionen. Opferzahlen und Schäden stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine.

+++ Polen verstärkt wegen Wagner-Truppe Bewachung der Grenze zu Belarus +++

Wegen der geplanten Verlegung russischer Wagner-Söldner ins Nachbarland Belarus verlegt Polen Hunderte Polizisten an seine Ostgrenze. Die 500 Beamten, darunter auch Mitglieder der Anti-Terroreinheit, sollten die 5000 Grenzschützer und 2000 Soldaten verstärken, die derzeit an der Grenze stationiert seien, teilte Innenminister Mariusz Kaminski am Sonntag über Twitter mit. Der für Sicherheit zuständige stellvertretende Regierungschef Jaroslaw Kaczynski hatte die Aufstockung der uniformierten Kräfte und die Verstärkung der Grenzbefestigung kürzlich angekündigt.

Nach Angaben Kaczynskis hat Polen Erkenntnisse, wonach bis zu 8000 Wagner-Kämpfer in Belarus unterkommen könnten. Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus.

+++ Selenskyj sieht Ukraine auf dem Weg nach Europa +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich zuversichtlich zur europäischen Zukunft seines Landes geäußert. Es sei schon immer unmöglich gewesen, sich ein «gemeinsames Haus Europa» ohne die Ukraine vorzustellen, doch nun habe Kiew erreicht, dass auch auf politischer Ebene Europa-Angelegenheiten nicht mehr ohne die Ukraine gedacht würden, sagte er am Samstagabend in seiner täglichen Videoansprache. Der Besuch von Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez am ersten Tag der spanischen EU-Ratspräsidentschaft sei diesbezüglich eine wichtige Geste gewesen, fügte er hinzu.

Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Bild: Efrem Lukatsky/AP/dpa)

Er bedankte sich bei Madrid für die politische, wirtschaftliche und militärische Hilfe sowie die Aufnahme von Flüchtlingen. Er sei aber zuversichtlich, dass diese bald in die Heimat zurückkehren könnten, wenn es dort wieder sicher sei. Teil dieser Sicherheit sei der von Kiew angestrebte Nato-Beitritt der Ukraine. Er danke Spanien für seine Unterstützung der ukrainischen Nato-Ambitionen.

Der ukrainische Staatschef hielt seine Ansprache im Nordwesten des Landes am Atomkraftwerk Riwne. Dort habe er eine Lagebesprechung mit militärischen und politischen Entscheidungsträgern unter anderem zur Sicherheit von Atomkraftwerken gehabt, sagte Selenskyj. Kiew hat Moskau in den vergangenen Wochen mehrfach vorgeworfen, einen atomaren Zwischenfall im von Russen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja zu provozieren. Russland weist diese Anschuldigungen zurück.

+++ Kretschmer dringt erneut auf diplomatische Lösung im Ukraine-Krieg +++

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat mit Blick auf den Krieg in der Ukraine erneut auf eine diplomatische Lösung gedrungen. «Wir müssen viel stärker auf Diplomatie setzen, um den Ukraine-Krieg zu beenden», sagte der CDU-Politiker im Interview der Funke Mediengruppe (Sonntag). Er erwarte, dass sich die Bundesregierung dafür öffne.

Deutschland dürfe sich den Weg zu russischem Gas nicht für alle Zeiten versperren, sagte Kretschmer. «Notwendig wäre, neu über alles nachzudenken: Atomkraft, Kohleausstieg, heimisches Gas, Nord Stream 1, den Ausbau der Erneuerbaren - es gibt viele Möglichkeiten, zu einem Kompromiss zu kommen.» Handwerker, Mittelständler und Privathaushalte wüssten aufgrund der hohen Energiepreise momentan nicht, wie sie über die Runden kommen sollen. «Wir müssen alles tun, um die Energiepreise zu senken.»

+++ Selenskyj beklagt Verzögerungen beim Pilotentraining an US-Kampfjets +++

Während des Besuchs von Sánchez beklagte Selenskyj Verzögerungen bei der Ausbildung ukrainischer Piloten an Kampfflugzeugen aus US-Produktion. «Ich denke, dass einige unserer Partner hier verschleppen», sagte er am Samstag in Kiew. Immer noch gebe es keine festen Termine für den Beginn und keine Zeitpläne für das Pilotentraining. Im Mai hatten mehrere europäische Staaten die Bildung einer Kampfjet-Koalition für die Ukraine bekanntgegeben. Washington machte den Weg dafür frei, indem es grünes Licht für die Ausbildung ukrainischer Piloten an F-16-Kampfjets gab.

+++ Kuleba: Minenfelder und Lufthoheit der Russen sind größte Probleme +++

Die russische Lufthoheit und Minenfelder stellen nach Ansicht des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba die größten Probleme für die ukrainischen Truppen bei ihrer Gegenoffensive dar. Unter Einsatz ihres Lebens müssten die ukrainischen Soldaten am Tag manchmal 200 oder 300 Meter durch ein Minenfeld robben, um das Gelände für die vorrückenden Truppen zu räumen, sagte Kuleba in Kiew in einem Interview von «Bild», «Welt» und «Politico». Die mit Beton, Stahl und anderen Materialien verstärkten Befestigungen der Russen seien schwer zu zerstören.

Darüber hinaus würden die Streitkräfte sehr darunter leiden, «dass uns Anti-Luft-, Anti-Hubschrauber- und Anti-Flugzeug-Waffen am Boden fehlen», sagte Kuleba weiter. Mit dem Einsatz von Kampfhubschraubern und Kampfflugzeugen sei es den Russen gelungen, «unsere Gegenoffensivkräfte zu treffen».

+++ Spaniens Regierungschef Sánchez verspricht Ukraine 55 Millionen Euro +++

Spaniens Regierungschef Sánchez sagte derweil bei seinem Besuch in Kiew der Ukraine 55 Millionen Euro an neuen Hilfsgeldern zu.

Pedro Sanchez (Bild: Reuters)
Pedro Sanchez (Bild: Reuters)

«Spanien wird weitere 55 Millionen Euro bereitstellen, um die Finanzierung kleiner und mittlerer Unternehmen in der Ukraine zu unterstützen», sagte er am Samstag bei seiner Rede vor dem Parlament in Kiew. Zugleich versicherte der sozialistische Politiker, dass die Unterstützung der Europäer für die Ukraine bei ihrer Abwehr des russischen Angriffskriegs ungebrochen sei. Spanien hat am Samstag turnusgemäß die EU-Ratspräsidentschaft übernommen.