Wahl in Indien: Börse verzeichnet stärkste Verluste seit vier Jahren

Der indische Premierminister Narendra Modi während einer Rede. - Copyright: picture alliance / NurPhoto | Kabir Jhangiani
Der indische Premierminister Narendra Modi während einer Rede. - Copyright: picture alliance / NurPhoto | Kabir Jhangiani

Indiens Premierminister Narendra Modi hat sich zum Sieger der Parlamentswahl erklärt - sein Koalitionsbündnis musste jedoch starke Stimmenverluste hinnehmen. Die Menschen hätten seiner Regierungskoalition zum dritten Mal in Folge ihr Vertrauen ausgesprochen, schrieb der 73-Jährige am Dienstagabend auf X.

Nach Auszählung fast aller Stimmen wird seine hindu-nationalistische BJP erneut stärkste Partei, verliert jedoch ihre absolute Mehrheit im Unterhaus. Damit ist sie auf Koalitionspartner angewiesen, um eine Regierung zu bilden.

Die BJP hatte im Wahlkampf stark auf den selbst geschaffenen Personenkult um Modi gesetzt. Modi will der zweite Staatschef in der Geschichte des Landes werden, der drei Amtszeiten in Folge regieren kann.

Indischer Aktienmarkt bricht ein

Es galt zwar als sicher, dass Modi für eine dritte Amtszeit von fünf Jahren weiterregieren kann. Allerdings schloss Rahul Gandhi von der oppositionellen Kongress-Partei Gespräche mit zwei bisherigen Koalitionspartnern Modis nicht aus. Das Oppositionslager schnitt unerwartet gut ab und sprach von einem Sieg der Demokratie.

Der Aktienmarkt reagierte auf die Stimmeinbußen Modis - die Börse verzeichnete die stärksten Verluste seit vier Jahren.

Entwicklung des indischen Aktienindex Bombay Stock Exchange.  - Copyright: Finanzen.net
Entwicklung des indischen Aktienindex Bombay Stock Exchange. - Copyright: Finanzen.net

Wirtschaftsleistung Indiens hat sich in Modis Amtszeit fast verdoppelt

Modi kam vor einem Jahrzehnt mit dem Versprechen an die Macht, die indische Wirtschaft umzugestalten. Seither hat sich das Land verändert. Er ließ Milliardensummen in neue Infrastruktur investieren. Es entstehen neue Straßen, Flughäfen und Bahnverbindungen. Die Wirtschaftsleistung hat sich nahezu verdoppelt, inzwischen ist Indien die fünftgrößte Wirtschaftsmacht der Welt, was Investoren anlockt.

Doch es gibt Risse in der Fassade. Viele Menschen finden keinen Job, Arbeitslosigkeit und Inflation sind hoch. Rund 800 Millionen der 1,4 Milliarden Menschen kommen offiziellen Angaben zufolge nur mit Sozialhilfe über die Runden. Das Wachstum ist extrem ungleich verteilt. Immer wieder wies das Oppositionslager um die Kongresspartei auf diese Zustände hin.

Westen sucht enge Beziehung zu Indien

Modi schrieb zudem jegliche positive Entwicklung seines Landes seiner eigenen Führung zu und nutzte die bisher immer größer werdende Bedeutung Indiens auf der Weltbühne. Deutschland, die USA und andere westliche Staaten suchen angesichts eines immer aggressiver auftretenden Chinas zunehmend engere Beziehungen zum Subkontinent. Dabei sehen sie nach Meinung von Kritikern darüber hinweg, dass Indien beim Ukraine-Krieg neutral bleibt, viel günstiges russisches Öl kauft und gute Beziehungen zu Moskau pflegt.

HER //dpa