Weniger Arbeitszeit und mehr Urlaub - „Die sind nicht mal reich“: US-Amerikaner versteht die Reiselust der Europäer nicht

Fluggepäck liegt an einem Sammelpunkt in einer Abflughalle des Flughafens Hamburg. (Symbolbild)<span class="copyright">Markus Scholz/dpa</span>
Fluggepäck liegt an einem Sammelpunkt in einer Abflughalle des Flughafens Hamburg. (Symbolbild)Markus Scholz/dpa

Viele US-Amerikaner blicken mit Sehnsucht nach Europa. Kultivierte Metropolen, viel Geschichte und eine gute Gesundheitsversorgung sind häufig genannte Beispiele. Doch auch die Reiselust der Europäer sorgt für Neid - und offenbar auch Unverständnis.

Ein US-amerikanischer Nutzer auf der Internetplattform Reddit blickt mit Argwohn auf die anscheinend mühelose Reiselust europäischer Jugendlicher. Amerikaner hingegen müssten ihm zufolge lange sparen, um reisen zu können. Er beklagt: „Egal wo du hinkommst, überall sind Europäer, die schon seit drei Monaten da sind und wie die Einheimischen leben“.

US-Amerikaner versteht Welt nicht mehr: „Die sind nicht mal reich“

Dieses Beispiel leitet zu einer allgemeinen Beobachtung über, die auf dem Reddit-Kanal „travelhacks“ geteilt wurde. Ständig sehe der verwunderte User EU-Bürger in Reiseforen darüber schreiben, dass sie in „die ganze Zeit“ verreisen. Im Vergleich dazu müssten Amerikaner oft Jahre sparen, um sich einen einfachen Urlaub leisten zu können.

Der Nutzer äußert sein Erstaunen über die Reisepläne seiner europäischen Freunde. Diese würden in ihren zwanziger Jahren regelmäßig Fernreisen nach Japan, Bora Bora, Peru und Yukon unternehmen. „Die sind nicht mal reich“, wundert sich der Amerikaner.

Sind Europäer wirklich reiselustiger?

Sofort relativieren einige Reddit-User dieses Bild in den Kommentaren. Europa sei kein einheitlicher Block. Menschen aus ärmeren Regionen könnten auch kaum Fernreisen unternehmen. Ein anderer argumentiert: „Leute, die in Reiseforen posten, werden auch viel reisen.“

Der Blick auf die Zahlen verrät jedoch, dass die Amerikaner bei der Reiselust knapp die Nase vorn haben. Bei einer Umfrage der Unternehmensberatung Roland Berger aus dem Jahr 2021 gaben 86 Prozent der Amerikaner an, eine private Reise nach der Pandemie unternehmen zu wollen. In Europa lag dieser Wert lediglich bei 80 Prozent.

Europäer haben mehr Urlaubstage

Der vom Reddit-Nutzer beobachteten Überschuss an Europäern bei Fernreisezielen könnte jedoch mit einer Erhebung von Statista erklärt werden. Diese vergleicht die Tourismuseinnahmen durch Inlandsreisende. Der Vergleich zeigt: Die Amerikaner machen viel öfter im eigenen Land Urlaub. Außerdem haben die Europäer schlicht mehr Zeit für Fernreisen.

Die „ Neue Züricher Zeitung “ berichtet über eine OECD-Studie, nach der Erwerbstätige in den USA durchschnittlich fast 500 Stunden mehr im Jahr arbeiten als ihre europäischen Kollegen. Auch beim gesetzlichen Urlaubsanspruch sind europäische Arbeitnehmer wesentlich besser gestellt als die Amerikaner.

Während deutsche Arbeitnehmer laut „ gehalt.de “ auf mindestens 20 Urlaubstage pro Jahr kommen, gibt es in den USA gar keinen festgelegten Urlaubsanspruch. Franzosen, Dänen, Österreicher, Schweden und Luxemburger können sogar Minimum 25 Tage in Anspruch nehmen.