Zehn Jahre nach Michael Schumachers Unfall: Dokuserie zeigt Leben und Karriere eines tragischen Weltstars

Siegertyp: Michael Schumacher, hier nach dem Gewinn des Grand Prix in Österreich 2003, wurde im Zuge seiner riesigen Erfolge zum Weltstar.  (Bild: 2015 Getty Images/Clive Rose)
Siegertyp: Michael Schumacher, hier nach dem Gewinn des Grand Prix in Österreich 2003, wurde im Zuge seiner riesigen Erfolge zum Weltstar. (Bild: 2015 Getty Images/Clive Rose)

Vom talentierten Kart-Fahrer zum siebenfachen Formel-1-Weltmeister: Eine grandiose Karriere machte Michael Schumacher zur Ikone des Rennsports. Nach seinem tragischen Skiunfall verschwand er aus der Öffentlichkeit. Zehn Jahre später blickt nun eine ARD-Dokuserie auf Leben und Laufbahn des Weltstars.

"Ich glaube an das Schicksal": Diese Worte hängen nach. Gesprochen hat sie Michael Schumacher, siebenfacher Weltmeister der Formel 1 und eine der größten Ikonen des Motorsports, bei einem Interview in den frühen 90er-Jahren. Damals, als seine gigantische Karriere gerade erst Fahrt aufnahm, blickte der blutjunge Kerpener voller Selbstbewusstsein und Hoffnung in die Kamera. Er sollte eine strahlende Zukunft vor sich haben. Bis zu jenem verhängnisvollen 29. Dezember 2013, an dem ein tragischer Skiunfall in den französischen Alpen alles veränderte. Schumacher zog sich schwere Kopfverletzungen zu, lag monatelang im künstlichen Koma - und ist seither in der Öffentlichkeit nicht mehr präsent.

Zehn Jahre nach dem schicksalhaften Dezembertag rekapituliert nun die ARD-Miniserie "Being Michael Schumacher" die beispiellose Laufbahn des heute 54-Jährigen - von den Anfängen als Vierjähriger auf der Kartbahn in der nordrhein-westfälischen Provinz bis zum Dasein als von Presse und Fans umjubelter Weltstar. Das Erste strahlt die fünf Episoden der Reihe am Donnerstag, 28. Dezember, ab 23.35 Uhr, aus; bereits ab 14. Dezember sind sie in der ARD-Mediathek abrufbar.

Autor und Filmemacher Andreas Troll baut seine sehenswerte Serie dramaturgisch klug auf. Er befragt Weggefährten und Experten, bedient sich zahlreicher auch seltener Aufnahmen aus den letzten Jahrzehnten - und lässt anhand von Interviews, Aufzeichnungen und Reportagen aus dem Archiv oft auch Schumacher selbst zu Wort kommen. "Ich bin nun mal wie ich bin. Und ich bin in meinen Augen immer auf dem Boden geblieben", sagt er ein einer Stelle, und man ahnt, dass auch diese Doku nur in Ansätzen in der Lage ist, hinter die Kulissen und Fassaden zu blicken, die Schumacher und später seine Familie immer schützten und aufrechterhielten. Und doch gelingt der Doku der Spagat zwischen respektvoller Distanz zum privaten Umfeld Schumachers und kurzen Einblicken ins Leben eines Weltstars.

So entsteht ein umfassendes, panoramahaftes Porträt - nicht nur einer Motorsportikone, deren Talent und Können von den Größen des Rennsports in höchsten Tönen gepriesen wird. Sondern auch des Menschen Schumacher, dessen bescheidenes, genügsames Wesen von jenen, die ihn näher kennen, immer wieder hervorgehoben wird. Einer, der auch als globaler Held seine Herkunft nie vergisst. "Ein Mensch, der sein Visier nur in seltenen Momenten öffnet und einen scheuen, sehr freundlichen und humorvollen Charakter zu erkennen gibt", wie es die Dokumentation so schön beschreibt.

In der ARD-Dokuserie "Being Michael Schumacher" beleuchtet Autor Andreas Troll Leben und Karriere der Sportikone Michael Schumacher. (Bild: BR/Imago Images/Tim Hilbrand/Christopher Roos von Rosen)
In der ARD-Dokuserie "Being Michael Schumacher" beleuchtet Autor Andreas Troll Leben und Karriere der Sportikone Michael Schumacher. (Bild: BR/Imago Images/Tim Hilbrand/Christopher Roos von Rosen)

Im "Wohnzimmer" des Weltstars

Die Serie zeigt Schumacher, aufgewachsen am Rande von Kerpen-Manheim, wie er auf der Kartbahn an der Kiesgrube seine Liebe zum Rennsport entdeckte. Aus diesem "Kinderzimmer" ging es Jahre später ins oft zitierte "Wohnzimmer", wie Schumacher die Rennstrecke im belgischen Spa nannte, auf der er 1991 seine erste Chance in der Formel 1 erhielt, ein Jahr später sein erstes Formel-1-Rennen gewann und 2004 seinen siebten und letzten WM-Titel über die Ziellinie fuhr.

"Being Michael Schumacher" dokumentiert den medial immer ausführlich begleiteten Weg vom Benetton-Fahrer, der 1994 und 1995 seine ersten Weltmeisterschaften holte, bis zum Star bei Ferrari - jenem Formel-1-Team, dem er ab 1996 zehn Jahre treu blieb.

Schumachers Zeit bei Ferrari definierte nicht nur seine Karriere, so die Dokumentation, sondern auch die Geschichte von Ferrari selbst. Mit fünf aufeinanderfolgenden Weltmeistertiteln geriet der Deutsche im italienischen Rennstall spätestens um die Jahrtausendwende zu einer Ikone des Motorsports. Nach Jahren des Ruhms und der Erfolge zog sich Schumacher 2006 aus der Formel 1 zurück. die Familie rückte in den Vordergrund. Und doch: Die Leidenschaft für den Rennsport blieb ungebrochen. 2009 feierte er im Team Mercedes ein überraschendes, viel diskutiertes Comeback.

An manchen Stellen beinahe poetisch begleitet Regisseur Troll die beispiellose Laufbahn Schumachers. Und viel Drama steckt natürlich in dieser bemerkenswerten Geschichte: Der kleine Junge aus einfachen Verhältnissen arbeitet sich hoch zum Weltstar, steigt auf dem Höhepunkt des Erfolges aus, kehrt noch einmal zurück - und wird schließlich, ein Jahr nach seinem endgültigen Ausstieg aus dem Profi-Motorsport, Opfer eines tragischen Unfalls, der sein Leben für immer verändert.

Zu Beginn seiner Formel-1-Karriere ging Michael Schumacher für Benetton an den Start. Mit dem Team holte er seine ersten beiden Weltmeistertitel. (Bild: 2014 Getty Images/Pascal Rondeau)
Zu Beginn seiner Formel-1-Karriere ging Michael Schumacher für Benetton an den Start. Mit dem Team holte er seine ersten beiden Weltmeistertitel. (Bild: 2014 Getty Images/Pascal Rondeau)

Prägend für eine ganze Sportnation

"Schumacher hat den Beruf des Rennfahrers komplett neu definiert", heißt es einmal in der überaus umfang- und detailreichen Dokumentation, in der unter anderem auch Bruder Ralf Schumacher und zahlreiche andere Rennfahrer wie Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Jean Todt zu Wort kommen. Nicht immer fallen die Einschätzungen der ehemaligen Kollegen ausschließlich positiv aus: "Er konnte hart und rücksichtslos sein", weiß etwa Ex-Konkurrent David Coulthard.

Wie wichtig Schumacher auch über die Formel 1 hinaus für den hiesigen Sport war, zeigen die Interviews mit anderen deutschen Sportlern wie Dirk Nowitzki, Franziska van Almsick und Bastian Schweinsteiger, der laut Eigenaussage dank Schumis Siegen die Nationalhymne erst so "richtig kennengelernt habe". Schumacher, das zeigt die Doku eindrücklich, war und ist prägend für eine ganze Sportnation und darüber hinaus.

Und heute? Der medial und vor allem vom Boulevard immer wieder aufgebrachte Frage, was Michael Schumacher heute macht und wie seine Rehabilitation läuft, nähert sich die Doku angemessen vorsichtig. Immer wieder, sagt etwa der ehemalige Formel-1-Moderator Florian König, werde er von Menschen darauf angesprochen, wie es Schumacher gehe. Er sage dann immer das Gleiche: "Ich frage gar nicht nach bei der Familie, weil ich absolut respektiere, dass sie die Informationen nur sehr spärlich geben. Das halte ich auch für richtig." Er merke daran aber, so König, dass die Menschen nach wie vor an seinem Schicksal teilhaben". Auch zehn Jahre nach seinem letzten öffentlichen Auftritt bleibt Michael Schumacher im öffentlichen Bewusstsein präsent.

Neben der TV-Serie erzählt auch ein Podcast die Geschichte des Motorsport-Helden: Die fünf Episoden "Schumacher. Geschichte einer Ikone" von NDR-Autor Jens Gideon sind in der ARD-Audiothek abrufbar.

Eine Ikone im roten Rennstall: Mit Ferrari wurde Michael Schumacher fünf Mal Weltmeister. (Bild: 2015 Getty Images/Mark Thompson)
Eine Ikone im roten Rennstall: Mit Ferrari wurde Michael Schumacher fünf Mal Weltmeister. (Bild: 2015 Getty Images/Mark Thompson)