Alberto Núñez Feijóo: Gute Chancen, in Spanien allein zu regieren?

Bueu, eine kleine Ortschaft in Galicien, Spanien, erwartet mit Spannung die Ankunft seines berühmtesten Urlaubers: Alberto Núñez Feijóo, früherer Präsident der Regionalregierung von Galicien und Spitzenkandidat seiner Partei für die am 23. Juli stattfindenden spanischen Wahlen.

Jeden Sommer verbringt der Vorsitzende der Partido Popular (PP), der konservativen Volkspartei, seine Ferien an diesem Ort.

"Wir sind stolz, dass er nach Bueu kommt. Man bekommt vielleicht einen anderen Eindruck, wenn man ihn im Fernsehen sieht, aber er ist genau das Gegenteil- er ist sympatisch und nahbar...und freundlich zu allen", findet Manolo Pérez, Mit-Besitzer des Restaurants "La Estrella de Bueu".

Der führende Kopf von Spaniens Konservativen hat in seiner Heimat noch keine Wahlniederlage einstecken müssen, er hat es sogar in allen Provinzen der Autonomen Gemeinschaft Galiciens geschafft, die absolute Mehrheit zu bekommen.

Euronews besucht die Redaktion des Tageblatts von Pontevedra, jener Provinz, in der Feijóo seine politische Karriere begann.

"Er ist ein Mensch, von dem man nicht allzu viele politische oder unternehmerische Extravaganzen erwarten kann. Und diese Beständigkeit ist es, die aus meiner Sicht den größten Einfluss auf die galicische Wählerschaft hatte", erklärt Miguel Ángel Rodríguez, Chef des Tageblatts "Diario de Pontevedra".

Zu seinen Haupterfolgen zählt, dass er Separatismusbestrebungen und die rechtspopulistische Partei Vox eindämmen konnte - in Galicien ist derzeit die einzige Region Spaniens, in der die Partei von Santiago Abascal keine Abgeordneten stellt.

"Das einzige Werkzeug, das er kennt und beherrscht, um die Feindseligkeiten, die die Rechtsextremen einer Regierung entgegen bringen könnten, in Schach zu halten, ist der Zentrismus. Die absolute Mehrheit anzusprechen ist genau das, was er in Galicien getan hat. In Galicien hat es funktioniert, in Spanien ist es komplexer", fügt Rodríguez hinzu.

Sollte es ihm gelingen, das Ruder zu übernehmen, wird seine Regierungszeit von Sparmaßnahmen geprägt sein:

"Wir können einen Präsidenten erwarten, der sich absolut um Ausgaben- und Schuldenregeln kümmert. Er hat den Slogan "mehr mit weniger" in Galicien populär gemacht, und ich nehme an, dass er versuchen wird, dasselbe in der Regierung zu tun."

Euronews-Reporter Jaime Velazquez erklärt:

"Beflügelt durch seinen Sieg in der Wahlkampfdebatte gegen Präsident Pedro Sánchez wird Alberto Núñez Feijóo seine Anstrengungen verdoppeln, eine ausreichend große Mehrheit zu bekommen, um allein zu regieren. Doch wenn man den Umfragen Glauben schenkt, wird die Volkspartei die Unterstützung der rechtspopulistischen Vox benötigen, um eine Regierung zu stellen. An absolute Mehrheiten gewöhnt, wird eine seiner ersten Herausforderungen als möglicher Regierungschef Spaniens sein, zu lernen, die Macht zu teilen."