Brüssel will stärker gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen

Brüssel will stärker gegen Gewalt gegen Frauen vorgehen

In der Europäischen Union hat ein Drittel der Frauen körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Diese Zahlen nannte jetzt die Europäische Agentur für Grundrechte.

Schauplatz vieler Fälle sei oft die Modebranche. Bei einer Anhörung im Europäischen Parlament machten Opfer aus verschiedenen Ländern dazu Aussagen.

Zu bekämpfen sei nicht nur der sexuelle Missbrauch durch Triebtäter, von denen einige mit dem organisierten Verbrechen in Verbindung stünden, sondern kämpfen auch ein Rechtssystem, das die Opfer daran hindere, Gerechtigkeit zu erlangen, meint die Journalistin und Ex-Model Lisa Brinkworth.

Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe zerstörten das Identitätsgefühl, die Sicherheit und das Vertrauen einer Person in andere, so die Therapeutin und ehemaliges Mannequin Laurie Marsden.

Die Schwedin Ebba Karlsson ist eines der Modeprofis, das ein Buch über ihre Tortur geschrieben hat und bereit ist, Ratschläge zu geben: Opfer sollten sich als erstes an eine Hilfsorganisation wenden, die man online finden könne, sagt sie. Die Frauen sollten auch wissen, dass sie Opfer und nicht nicht allein seien. Letzteres sei ihr klar geworden, als sie die Arbeit an ihrem Buch begonnen habe. Opfer dieser Gewalt sollten sich zusammentun und auf bessere gesetzliche Regelungen drängen, damit Frauen künftig geschützt werden könnten.

Im März hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, geschlechtsspezifische Gewalt als „ein besonders schweres Verbrechen mit grenzüberschreitender Dimension“ zu behandeln. Die neue Richtlinie wird derzeit von dem Parlament geprüft. Sie sollte Mindestvorschriften für strafrechtliche Definitionen und Sanktionen enthalten, einschließlich der Definition der Verjährungsfrist für solche Straftaten.

Es sei zwingend erforderlich, dass Verfahren schnell eingeleitet werden könnten, sagte die französische Anwältin Anne-Claire Le Jeune. Wenn ein Opfer Anzeige erstatte, müsse dafür gesorgt werden, dass die Akte sofort an die Staatsanwaltschaft weitergeleitet und dort rasch bearbeitet werde. Zudem müsse es eine Harmonisierung auf europäischer Ebene geben, vielleicht später auf internationaler Ebene, um der Gesetzgebung Auftrieb zu verleihen.

Der aktuelle Richtlinienvorschlag enthält Maßnahmen zur Verhütung, zum Schutz und zur wirksamen Verfolgung von Straftaten, einschließlich Belästigung im Internet.