Gefahr am Gleis: Das richtige Verhalten am Bahnübergang

An Bahnübergängen kommt es immer wieder zu schweren Unfällen. Das liegt oft am Leichtsinn, aber auch an der Art der Schranken. Denn an bestimmten Übergängen ist das Risiko besonders hoch.

Beim Zusammenstoß eines Zuges mit einem Auto an einem Bahnübergang nahe Hannover sind drei Menschen ums Leben gekommen.
Beim Zusammenstoß eines Zuges mit einem Auto an einem Bahnübergang nahe Hannover sind drei Menschen ums Leben gekommen. (Bild: ---/TNN/dpa)

Mehr als 16.000 Bahnübergänge gibt es in Deutschland. Nur rund sechs von zehn sind aber technisch durch Schranken beziehungsweise Lichtzeichen gesichert - andere dagegen werden nur durch ein Andreaskreuz gekennzeichnet. Die Bahn versucht, die Zahl der Querungen zu senken. Denn kommt es dort zu Zusammenstößen, haben die oft schlimme Folgen.

Das seien meist sehr schwere Unfälle, sagt Siegfried Brockmann von der Unfallforschung der Versicherer (UDV). Das Problem sind demnach vor allem Übergänge mit Halbschranken oder Kreuzungen, die durch ein Andreaskreuz abgesichert sind. "Diese Bahnübergänge sind offen und in der Regel liegt es dann immer an der mangelnden Disziplin der Autofahrer, die noch mal eben schnell drüberhuschen wollen und dabei Rotlicht und Schranke ignorieren", so der Unfallforscher.

Drei junge Menschen sterben bei Unfall im Raum Hannover

Im Raum Hannover gab es nun erneut einen tödlichen Unfall, bei dem drei junge Menschen starben: der 22 Jahre alte Fahrer des Unfallwagens und zwei junge Frauen im Alter von 20 und 22 Jahren. Nach Polizeiangaben waren sie am Sonntagmorgen trotz geschlossener Halbschranken auf den Bahnübergang in Neustadt am Rübenberge gefahren, wo ein Regionalzug auf der Strecke Hannover-Nienburg den Wagen "mit voller Geschwindigkeit" erfasste.

Durch die Wucht des Aufpralls verkeilte sich das Auto mit dem Regionalzug und wurde mehrere Hundert Meter weit mitgeschleift. In dem Zug waren 38 Fahrgäste und sechs Bahnmitarbeiter, ein Fahrgast wurde beim Abbremsen des Zuges leicht verletzt. Der Lokführer blieb unverletzt, wurde aber von einem Notfallseelsorger betreut, wie die Polizeisprecherin sagte.

2022 starben 34 Menschen bei Verkehrsunfällen an Bahnübergängen

Bei Verkehrsunfällen an Bahnübergängen sind in Deutschland 2022 mehr Menschen gestorben als 2021. Nach Angaben des Bundespolizei-Präsidiums in Potsdam kamen von Januar bis Ende Oktober 34 Menschen ums Leben, verletzt wurden nach den Zahlen für dieses Jahr 63 Menschen.

Die Zahl der Unfälle an Bahnübergängen summiert sich auf insgesamt knapp 260 - dabei sind alle Arten von Bahnübergängen enthalten, also auch unbeschrankte. Die meisten Unfälle ereigneten sich laut Bundespolizei-Bilanz jedoch an Übergängen mit Halbschranke. Die Zahl lag bis Ende Oktober hier bei 136.

2022 waren neben den Zusammenstößen von Zügen mit Autos und mit Lastwagen mitunter auch Busse betroffen. Bei Ulm etwa waren im Mai ein Linienbus und ein Zug mit großer Wucht an einem Bahnübergang zusammengeprallt. In Nordrhein-Westfalen in Telgte starb im August ein Radfahrer, der beim Überqueren eines Übergangs mit einem Zug zusammenstieß.

Leichtsinn und Unwissenheit

Untersuchungen der Bahn sehen neben Leichtsinn auch Unwissenheit als einen Unfallgrund: "Vielen Verkehrsteilnehmern ist beispielsweise die Bedeutung des Andreaskreuzes und der Sicherungsanlagen gar nicht richtig bekannt", sagt eine Bahnsprecherin.

In einer Umfrage 2017 sei beispielsweise ein Viertel der Befragten der Meinung gewesen, dass das rote Blinken an Bahnübergängen dem Gelb einer Straßenampel entspreche und man daher nicht anhalten müsse.

Klare Regeln am Bahnübergang

Die Verkehrsregeln an Bahnübergangen sind eindeutig und gelten für Auto-, Motorrad-, Radfahrer und Fußgänger gleichermaßen: Allgemein habe der Eisenbahnverkehr hier Vorrang vor dem Straßenverkehr, sagt Sören Heinze vom Auto Club Europa (ACE).

Innerorts herrscht fünf Meter vor und hinter einem Andreaskreuz Parkverbot, außerorts sind es 50 Meter. Ein Bahnübergang dürfe nur zügig und ohne anzuhalten befahren oder begangen werden, sagt Tobias Goldkamp, Fachanwalt für Verkehrsrecht aus Neuss.

"Stockt der Verkehr, muss man vor dem Andreaskreuz warten." Dies gelte auch an Fuß-, Feld-, Wald- oder Radwegen, die über ein Gleis führen. Ein Lokführer müsse sich darauf verlassen können, dass er den Vorrang hat und andere Verkehrsteilnehmer warten, so der Anwalt.

Empfindliches Bußgeld für Drüberhuscher

Wer die Regeln an Bahnübergängen missachtet, riskiert neben seiner Gesundheit auch eine Geldstrafe. "Es droht mindestens ein Bußgeld in Höhe von 70 Euro, bei einer Gefährdung kann es noch höher ausfallen", so Heinze. Wer nicht an der Schranke wartet und beim Drüberhuschen erwischt wird, muss mindestens 240 Euro bezahlen und mit zwei Punkten in Flensburg sowie einem einmonatigen Fahrverbot rechnen.

Ein Grund mehr also, lieber geduldig zu warten. Dabei sollten Auto- und Motorradfahrer den Motor abstellen. Das ist nicht nur gut für die Umwelt und den Spritverbrauch, sondern auch, um Durchsagen zu hören.

Grundsätzlich gilt: "Sobald sich eine Schranke schließt oder bereits unten ist, müssen alle Verkehrsteilnehmer davor warten", sagt Heinze. Bei Rot oder Gelb oder einem Blinklicht gelte ebenfalls die Wartepflicht. Wer dann noch das Gleis kreuzt, riskiert sein Leben.

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