Habeck verteidigt sich bei Maischberger: "AKWs sind kein Spielzeug"

Uns stehe ein "harter Winter" bevor, kündigte Robert Habeck im Gespräch mit Sandra Maischberger an. Nichtsdestotrotz zeigte sich der Wirtschaftsminister im Talk am Dienstagabend auch optimistisch - und in der Frage der AKW-Laufzeiten unbeirrt.

"Die Leichtfertigkeit oder auch manchmal die Wankelmütigkeit, die bei der Diskussion um den Erhalt der Atomenergie zu beobachten ist, finde ich irritierend", betonte Robert Habeck. (Bild: ARD)
"Die Leichtfertigkeit oder auch manchmal die Wankelmütigkeit, die bei der Diskussion um den Erhalt der Atomenergie zu beobachten ist, finde ich irritierend", betonte Robert Habeck. (Bild: ARD)

Der Krieg in der Ukraine stellt viele Gewissheiten infrage - darunter auch den geplanten Ausstieg Deutschlands aus der Atomenergie. So hatte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Montag angekündigt, die Atomkraftwerke Isar 2 und Neckarwestheim 2 länger laufen zu lassen als geplant: Die Reaktoren sollen als Notreserve bei möglichen Stromengpässen dienen. Im Vieraugengespräch mit Sandra Maischberger verteidigte Habeck nun seinen Plan - vor allem gegen die Behauptungen seitens CDU, CSU und FDP, eine generelle Laufzeitverlängerung für Kernkraftwerke wäre eine sinnvollere Lösung gewesen.

"Die Leichtfertigkeit oder auch manchmal die Wankelmütigkeit, die bei der Diskussion um den Erhalt der Atomenergie zu beobachten ist, finde ich irritierend", stellte der Grünen-Politiker im ARD-Talk fest. Maischbergers Nachfrage, wem Habeck denn besagte Wankelmütigkeit zuschreibe, wich der Minisister zunächst aus. Auf Nachhaken der Moderatorin wurde jedoch klar: Der Seitenhieb galt auch dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder.

"Wenn ein Land sich dafür entscheidet, aus Kernenergie und Kohleenergie auszusteigen, sich aber permanent dagegen sperrt, etwas aufzubauen wie alternative Energie oder die nötigen Stromnetze, dann hat man natürlich ein Problem", klagte Habeck mit Blick in den Süden.

"Die Atomkraftwerke lösen unser Problem überhaupt nicht"

Trotzdem, so betonte er, wolle er nicht über Söder sprechen. Stattdessen frotzelte Habeck: "Wir haben kein Energieproblem im Norden. Die Leute sagen: Wieso bauen wir eigentlich Stromleitungen für den Süden? Behalten wir das Zeug doch hier, dann kommen die Fabriken zu uns, und wir sind das Baden-Württemberg oder das Bayern der Zukunft!" Darüber hinaus werde derzeit "eigentlich die falsche Debatte" geführt, mahnte der Vizekanzler. "Die Atomkraftwerke lösen unser Problem überhaupt nicht. Die können ein kleiner Teil der Lösung sein."

Seinem Koalitionspartner Christian Lindner (FDP) - der ebenfalls Kritik an der Atompolitik des Wirtschaftsministers geäußert hatte - gab Habeck insoweit recht, als das bisherige Energiesystem so nicht beibehalten werden könne. "Aber die Atomkraftwerke spielen dabei eine minimale, eine marginale Rolle", auch, weil es sich bei den Werken nicht um "Spielzeug" handle und die Reaktoren "darauf konditioniert wurden, Ende des Jahres den Leistungsbetrieb einzustellen".

"Wenn wir diesen Winter überstehen, wird es danach leichter werden"

Im Gespräch mit Sandra Maischberger versprach Robert Habeck:
Im Gespräch mit Sandra Maischberger versprach Robert Habeck: "Wenn wir diesen Winter überstehen, wird es danach leichter werden." (Bild: ARD)

Atomkraft hin oder her - es werde ein "harter Winter", kündigt der Minister schließlich an. "Wir mussten innerhalb von Monaten das reparieren, was davor als große Abhängigkeit politisch gewollt aufgebaut wurde. Es wird ohne Frage politisch anspruchsvoll werden, und es wird Zumutungen geben, mindestens preisliche Zumutungen für die deutsche Bevölkerung." Auch deshalb sei es von enormer Wichtigkeit, jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin zum Stromsparen aufzurufen.

Sandra Maischbergers Einwurf, Aufrufe zum kürzeren Duschen und Verwenden von Waschlappen durch die Regierung wirkten auf viele Menschen herablassend, wollte Habeck nicht gelten lassen. "Das ist keine Bevormundung, es gibt Sparhinweise, die leuchten die blinden Flecke aus, die wir im Alltag haben." Darüber hinaus habe er ohnehin den Eindruck, "dass die Mehrheit der Deutschen das will". Er sei der festen Überzeugung, dass jeder "einen kleinen Beitrag" leisten könne und wolle.

"Wenn wir die Maßnahmen umsetzen, die wir identifiziert haben und es gelingt, die Verbräuche in Deutschland um 20 Prozent unter die Durchschnittsverbräuche zu drücken, dann haben wir mit den zusätzlichen Kapazitäten, die wir bis zum Jahreswechsel bauen, und den vollen Gasspeichern auch eine Chance", prognostizierte Habeck - und zeigte sich optimistisch: "Wenn wir diesen Winter überstehen, wird es danach leichter werden."

Im Video: Energiekrise in Europa - AKW-Verlängerung und gegenseitige Hilfe