Hitzewellen: In welchen Ländern drohen Temperaturextreme?

Ein Team von Klimawissenschaftler*innen hat anhand von Extremwetter-Daten untersucht, in welchen Regionen zukünftig am wahrscheinlichsten Hitzewellen auftreten.

Extreme Hitze begünstigt Waldbrände
Extreme Hitze begünstigt Waldbrände. Foto: getty images

Eine Folge des menschengemachten Klimawandels ist die steigende Durchschnittstemperatur. Darüber wird viel diskutiert. Immerhin ist das Hauptziel des Pariser Klimaabkommens, zu dem sich insgesamt 195 Länder völkerrechtlich bindend bekannt haben: Die Begrenzung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur auf deutlich unter 2 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau, idealerweise auf 1,5 Grad Celsius.

Das klingt im Mittel nicht nach einer großen Veränderung, hat aber dramatische Folgen. Eine ist, dass sogenannte Extremwetterereignisse häufiger werden. Dazu zählen auch Hitzewellen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt jetzt, welche Länder und Regionen davon vermutlich besonders betroffen sein werden.

Auch Mitteleuropa ist betroffen

Ein Team von Umweltwissenschaftler*innen unter der Leitung von Vikki Thompson, sie forscht an der Universität Bristol, hat ihre Ergebnisse dazu kürzlich im renommierten Fachblatt Nature Communications vorgestellt.

Sie schreiben darin, dass Hitzewellen zu Abertausenden von Todesfällen führen können. Dazu kommt, dass die Länder, die vermutlich besonders betroffen sind, ohnehin schon unter mangelhafter Gesundheitsversorgung und Energieknappheit leiden. Dazu zählen sie etwa Afghanistan, Papua-Neuguinea und Teile Mittelamerikas. Aber auch Peking und Mitteleuropa werden voraussichtlich häufiger mit Hitzewellen zu kämpfen haben. Die weiteren Regionen sind: Ost-Russland, der Nordwesten Argentiniens und Queensland in Australien.

Mann in Kalkutta, Indien, während der Mittagshitze bei über 40 Grad (Photo by Debarchan Chatterjee/NurPhoto via Getty Images)
Mann in Kalkutta, Indien, während der Mittagshitze bei über 40 Grad (Photo by Debarchan Chatterjee/NurPhoto via Getty Images)

Für unmöglich gehaltene Ereignisse traten ein

Um zu diesen Einschätzungen zu kommen, haben die Forschenden globale Klimadaten statistisch ausgewertet. Damit können sie schätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass sich Extremwetterereignisse aus der Vergangenheit wiederholen. Beispielsweise haben sie untersucht, in welchen Regionen in naher Zukunft die in der Vergangenheit gemessenen Temperaturrekorde gebrochen werden.

Mit ihren großen Datenmengen konnten die Forschenden auch zeigen, wo überall in der Vergangenheit statistisch unwahrscheinliche Extremwetterereignisse auftraten: In fast einem Drittel, also in 31 Prozent aller untersuchten Regionen, ist es demnach zwischen 1959 und 2021 zu solchen Ereignissen gekommen. Die Forschenden schreiben, dass die Temperaturrekorde so extrem waren, „wie es bis zum Auftreten unmöglich schien“.

„Vorbereitet sein, rettet Leben“

In einer die Studie begleitenden Pressemitteilung erklärt die federführende Thompson: „Da Hitzewellen immer häufiger auftreten, müssen wir uns besser vorbereiten. Einige Regionen, die wir identifiziert haben, weisen eine schnell wachsende Bevölkerung auf, andere sind Entwicklungsländer, und wieder andere sind bereits sehr heiß. Wir müssen uns deshalb fragen, ob die Hitze-Aktionspläne dort ausreichend sind.“

Auch Co-Autor Dann Mitchell von der Universität Bristol wird in der Pressemitteilung zitiert. Er sagt: „Vorbereitet zu sein, rettet Leben. Wir haben erlebt, dass einige der überraschendsten Hitzewellen weltweit zu zehntausenden hitzebedingten Todesfällen geführt haben. Wir können zeigen, dass solche rekordverdächtigen Ereignisse überall auftreten können. Die Regierungen auf der ganzen Welt müssen deshalb darauf vorbereitet sein.“

Auch in Deutschland steigt die Temperatur

Auch in Deutschland nimmt die Durchschnittstemperatur zu. Statista hat dazu die zehn heißesten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 zusammengetragen.

Infografik: Die bisher wärmsten Jahre in Deutschland | Statista
Infografik: Die bisher wärmsten Jahre in Deutschland | Statista

Neun der zehn wärmsten Jahre ereigneten sich demnach in den 2000er-Jahren – und das mit immer kürzerem Abstand zueinander. Das heißeste Jahr war demnach das vergangene, mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 10,5 Grad Celsius.

Laut Statista, die ihre Daten vom Deutschen Wetterdienst beziehen, schwanke das „langjährige Mittel in den letzten 60 Jahren zwischen 7,4 bis 10,5 Grad Celsius“. Tendenziell kletterten die Temperaturen dabei immer weiter nach oben.