Kampf für Opfer der Militärdiktatur: Argentinische Aktivistin Nora Cortiñas ist tot

In Argentinien ist die Mitbegründerin der Menschenrechtsgruppe Mütter von der Plaza de Mayo, Nora Cortiñas, im Alter von 94 Jahren verstorben. (EITAN ABRAMOVICH)
In Argentinien ist die Mitbegründerin der Menschenrechtsgruppe Mütter von der Plaza de Mayo, Nora Cortiñas, im Alter von 94 Jahren verstorben. (EITAN ABRAMOVICH)

In Argentinien ist die Mitbegründerin der Menschenrechtsgruppe Mütter von der Plaza de Mayo, Nora Cortiñas, im Alter von 94 Jahren gestorben. "In tiefer Trauer nehmen wir Abschied von unserer Schwester im Kampf, Nora Cortiñas, der unbestrittenen Anführerin der Menschenrechtsbewegung in Argentinien", schrieb die Gruppe Großmütter von der Plaza de Mayo, eine Schwesterorganisation der Mütter, am Donnerstag im Onlinedienst X.

Die Aktivistinnen machen sich seit über 40 Jahren für Aufklärung über das Schicksal ihrer während der Militärdiktatur verschwundenen Kinder und Enkel stark. Cortiñas Sohn Gustavo, Mitglied der Jugendgruppe der linken Peronisten, wurde 1977 im Alter von 24 Jahren von Soldaten entführt und wird seitdem vermisst.

Cortiñas schloss sich einer Gruppe von Frauen an, die auf dem Platz vor dem Präsidentenpalast in Buenos Aires, der Plaza de Mayo, Aufklärung forderten. Seitdem protestieren die Aktivistinnen wöchentlich dafür, dass das Schicksal ihrer verschwundenen Kinder und anderer Familienangehöriger aufgeklärt wird.

Argentiniens Militärdiktatur von 1976 bis 1983 war eine der brutalsten Militärregierungen Südamerikas. Zehntausende als Dissidenten beschuldigte Menschen wurden verhaftet, gefoltert, getötet oder verschwanden. Einige wurden aus Flugzeugen in den Río de la Plata oder in den Atlantik geworfen. Das Schicksal von rund 30.000 Menschen bleibt ungeklärt.

Cortiñas, die in Argentinien auch Norita genannt wurde und oft mit einem weißen Kopftuch zu sehen war, war Sozialpsychologin und Mutter von zwei Kindern. Sie nahm fast wöchentlich an den Versammlungen auf der Plaza de Mayo teil, außer wenn sie als Vertreterin der Aktivistinnen ins Ausland reiste, und machte sich auch für die Rechte der indigenen Bevölkerung sowie für Frauenrechte stark.

Präsident Javier Milei stand Cortiñas kritisch gegenüber. Der Rechtspopulist stellte die offizielle Zahl von bis zu 30.000 während der Militärdiktatur verschwundenen Menschen in Frage.

kü/yb