Markus Lanz spricht über eigene Fake-"Verhaftung": "Aus den Köpfen nicht mehr rauszukriegen"

Markus Lanz ist millionenfach mit einer Anzeige konfrontiert, die ein gefälschtes Foto seiner vermeintlichen "Verhaftung" verbreitet. (Bild: ZDF)
Markus Lanz ist millionenfach mit einer Anzeige konfrontiert, die ein gefälschtes Foto seiner vermeintlichen "Verhaftung" verbreitet. (Bild: ZDF)

Laut einer im Internet kursierenden Anzeige mit gefälschtem Foto ist Markus Lanz verhaftet worden. Blanker Unsinn natürlich, den aber viele Menschen glauben würden, wie der ZDF-Moderator aus eigener Erfahrung kundtat. In seinem ZDF-Talk konfrontierte er einen "Spiegel"-Journalist mit der Frage, warum Verlage so etwas zulassen.

Gegen Ende einer erkenntnisreichen Sendung über die Gefahren von Künstlicher Intelligenz machte Moderator Markus Lanz noch eine "Anmerkung in eigener Sache". Der Talkshowgastgeber ließ am späten Dienstagabend ein bekanntes Foto einblenden, das bei der Verhaftung des "Reichsbürgers" Heinrich XIII. Prinz Reuß entstanden ist und das zur Vorlage wurde für eine millionenfach verbreitete Internetanzeige. Darin wurde der Kopf des "Reichsbürgers" durch den von Markus Lanz getauscht - versehen mit der Bildunterschrift: "Tausende strömen nach Lanz' Verhaftung zu den Geldautomaten."

"Mit dieser Anzeige bin ich mittlerweile millionenfach konfrontiert", berichtete der Moderator den Gästen der "Markus Lanz"-Ausgabe vom Dienstag. Im Umgang mit dieser Fakemeldung habe er verschiedene Phasen durchlaufen. "Die erste Phase war: Ich habe es gar nicht ernst genommen. Die zweite Phase war: Ich habe darüber gelacht. Die dritte Phase war ein gewisses Nachdenken, als ich gemerkt habe: Das nehmen Leute wirklich ernst."

Die ZDF-Runde debattierte am Dienstag über die Gefahren Künstlicher Intelligenz, von links: Gastgeber Markus Lanz, Martin Knobbe, Linus Neumann und Florian Flade. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)
Die ZDF-Runde debattierte am Dienstag über die Gefahren Künstlicher Intelligenz, von links: Gastgeber Markus Lanz, Martin Knobbe, Linus Neumann und Florian Flade. (Bild: ZDF / Cornelia Lehmann)

Markus Lanz: Urhebern ist nicht beizukommen

So komme es regelmäßig vor, dass er etwa im Taxi Menschen begegne, die Telegram und ähnliche Kanäle benutzten. "Die sagen: 'Das finde ich aber schade, dass sie abgesetzt worden sind von der Regierung, weil sie manchmal ein bisschen zu kritisch sind." Dies widerfahre ihm in München genauso wie in Köln oder Hamburg. Lanz: "Das ist aus den Köpfen auch nicht mehr rauszukriegen."

Die Frage, was man juristisch gegen einen solchen Missbrauch unternehmen könne, sei indes "sehr schnell beantwortet", führte der ZDF-Moderator aus: "Gar nichts!" Es mache keinen Sinn zu versuchen, der Urheber habhaft zu werden. "Die verstecken sich. Keine Chance!" Was ihn aber durchaus umtreibe, sei die Frage, warum der "Spiegel"-Verlag so etwas zulasse. Schließlich erscheine die Anzeige noch heute regelmäßig bei "spiegel.de". "Was ich erlebe, ist, dass sich die Verlage hinter dem Administrator verstecken und sagen: Hab' ich nichts mit zu tun!", klagte Markus Lanz in Richtung seines Studiogasts Martin Knobbe, Politikressortleiter beim "Spiegel".

"Niemand beeinflusst hier in irgendeiner Form die Sendung. Aber die Leute glauben's."

Knobbe gab zu Protokoll: "Es sind Werbevermarkter, die plattformübergreifend arbeiten. Dahinter stecken halbkriminelle oder kriminelle Anbieter, die wollen, dass man da draufklickt." Im Fall der gefakten Lanz-Anzeige stecke dahinter ein Bitcoin-Unternehmen, dem der User Geld zahlen solle. "Sobald wir das merken, können wir das sofort blockieren", sagte der "Spiegel"-Journalist. Jedoch komme man damit einfach nicht hinterher: "Wir blocken den einen Link, aber es ist sofort der nächste da. Wir galoppieren hinterher. Dass es nicht schön ist und uns natürlich auch schadet, ist klar."

Markus Lanz erkannte zuletzt in der Botschaft, er sei wegen vermeintlich regierungskritscher Haltungen abgesetzt worden, ein für die Gesellschaft "spalterisches Potenzial": "Niemand beeinflusst hier in irgendeiner Form die Sendung. Aber die Leute glauben's. Das ist der Punkt."