Neue Biographie - „Ich tat das heimlich“: Jan Ullrich schreibt sehr offen über seinen Absturz

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Jan Ullrich kehrt bei Eurosport zur Tour de France zurückImago Images (Fotomontage)

Jan Ullrich stürzte im Jahr 2018 tief ab. Das einstige Radsport-Idol war am Boden. Nun schreibt er in einer neuen Biographie darüber, wie es dazu kam, was genau geschah und wie seine Ehe zerbrach.

Jan Ullrich hat eine neue Biographie geschrieben. Der Titel: „Himmel, Hölle – und zurück ins Leben“. Die „Bild“-Zeitung zeigt erste Auszüge aus dem Buch, das der Tour-de-France-Sieger von 1997 gemeinsam mit Autor Dennis Sand verfasst hat. Dabei schreibt Ullrich schonungslos über seine dunkelste Zeit.

Im Jahr 2018 stürzte Ullrich brutal ab - Alkohol, Drogen, und die Öffentlichkeit schaute dabei zu. Ullrich schreibt über diese Monate: „Ich verfiel in eine tiefe Depression. Und irgendwann griff ich nicht mehr bloß zum Alkohol, um die Leere in mir auszufüllen. Ich griff auch zu Kokain. Ich tat das heimlich. Niemand bekam es mit.“

„Du nimmst Kokain? Obwohl du zwei Kinder hast? Ich erkenne dich nicht mehr!“

Die Drogen hätten aus ihm „ein lautes, extrovertiertes Arschloch“ gemacht, so Ullrich. Sein Haus sei zu einer Art „Rockstar-Hölle“ geworden. Er habe sich nicht seiner Vergangenheit stellen wollen, sich immer weiter geflüchtet, so der heute 50-Jährige. Daran zerbrach auch die Ehe mit Sara Steinhauser.

Ullrich beschreibt in dem Auszug in der „Bild“, wie Sara seine Drogen fand: „Sie entdeckte ein kleines Tütchen mit weißem Pulver bei mir – und stellte mich zu Rede.“ Sie habe das Tütchen hochgehalten und ihn gefragt: „Du nimmst Kokain? Obwohl du zwei Kinder hast? Was ist los mit dir? Ich erkenne dich nicht mehr!“

Sara habe gewusst, dass sie zerbrechen würde, wenn sie ihn nicht verlasse. Ullrich schreibt: “Das wusste sie. Und ich wusste es auch. Und dennoch wollte ich es nicht wahrhaben. Bis sie es tatsächlich tat. Bis sie die Kinder nahm und zurück nach Deutschland ging. Und ich, ich blieb zurück. Gefangen im Paradies. Ich hatte oft gedacht, dass mein Leben ein Albtraum war." Und er habe keine Ahnung gehabt, wie schlimm es noch werden würde. Finanziell stürzte Ullrich ab, endete mehrfach im Krankenhaus.

Jan Ullrich: „Ein Mann, der endlich sein Glück im Leben gefunden hat“

Ullrich hatte sich nach seinem dopingbedingten Karriereende 2006 immer benachteiligt gefühlt. Er habe doch niemanden betrogen, weil alle im Radsport-Zirkus dopten, so seine Ansicht. Erst jüngst hatte er in einer Amazon-Doku gesagt, dass er betrogen habe.

Mittlerweile geht es Ullrich wieder gut, er fährt wieder Rad und hat sich neuen Projekten gewidmet. Er schreibt in der Biographie laut „Bild“, er sei „ein Mann, der endlich sein Glück im Leben gefunden hat“. Es sei ein „verdammt langer und anstrengender Weg“ gewesen, aber er habe sich gelohnt.