Neue Zahlen - Verlust bei Krankenkassen macht Riesen-Beitragserhöhung unausweichlich

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), hier bei der Projektvorstellung des Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien der Charité und Bayer, kämpft gegen die Kostenexplosion im Gesundheitssektor.<span class="copyright">Fabian Sommer/dpa</span>
Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), hier bei der Projektvorstellung des Translationszentrum für Gen- und Zelltherapien der Charité und Bayer, kämpft gegen die Kostenexplosion im Gesundheitssektor.Fabian Sommer/dpa

Das Jahr 2024 bestätigt, wovor Experten schon lange warnen: Die Kosten der Krankenkassen explodieren, und es droht 2025 die größte Beitragserhöhung der Geschichte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat nun Daten vorgestellt, die das Ausmaß zeigen. Die Verluste nehmen immer schneller zu.

Die gesetzlichen Krankenkassen haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres ein Minus von 776 Millionen Euro verbucht. Bis Ende März standen bei den 95 Kassen Einnahmen von 79,4 Milliarden Euro Ausgaben von 80,2 Milliarden Euro gegenüber, wie das Bundesgesundheitsministerium am Freitag in Berlin mitteilte. Ressortchef Karl Lauterbach sprach von einem „erheblichen Defizit“, da die Ausgabenentwicklung deutlich an Dynamik gewonnen habe. Auch wenn Daten des ersten Quartals noch mit gewisser Vorsicht zu betrachten seien, müsse man diese Entwicklung ernst nehmen.

2025 droht die größte Erhöhung des Krankenkassen-Beitrags der Geschichte

Die Zahlen kommen in einer Zeit, in der Experten ohnehin vor deutlich steigenden Kassenbeiträgen warnen. Der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) sagte im April voraus, der durchschnittliche Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) dürfte im kommenden Jahr von 1,7 auf 2,45 Prozent steigen. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen sprach von einem zusätzlichen Finanzbedarf von 0,5 bis 0,6 Prozentpunkten. Noch nicht enthalten seien Mehrkosten aus laufenden Gesetzesvorhaben.

Der Zusatzbeitrag, den die Kassen für ihre Mitglieder festlegen, war dieses Jahr schon leicht auf durchschnittlich 1,7 Prozent gestiegen. Der gesamte Beitrag umfasst daneben den allgemeinen Satz von 14,6 Prozent des Bruttolohns.

In welcher Höhe die Beitragserhöhung kommt, ist offen. Einen deutlichen Anstieg dürften die Angestellten in Deutschland aber im Geldbeutel merken. Einen Durchschnittsverdiener kostet der vorausgesagte Anstieg 2025 rund 200 Euro im Jahr.

 

Lauterbach will sparen - doch vorerst gibt er mehr aus

Lauterbach betonte, umso wichtiger sei es nun, mehrere effizienzsteigernde Reformen im Gesundheitswesen zügig voranzubringen. So seien die Kosten im Krankenhaussektor sehr stark gestiegen. Mit Überkapazitäten und 30 Prozent Bettenleerstand bei den Kliniken zeige sich erneut die Notwendigkeit der geplanten Krankenhausreform.

Experten bescheinigen Lauterbach zwar, mit seiner Reform langfristig die Kosten zu senken. Kurzfristig erfordern die Änderungen aber einen milliardenschweren Transformationsfonds, den die Krankenkassen mitfinanzieren sollen. Das ist beispielsweise der Fall, weil viele Krankenhäuser sich völlig neu aufstellen müssen. Das treibt die Beiträge, bevor es sie senkt. 2025 entlastet der SPD-Politiker die Beitragszahler also noch nicht.

Insgesamt stiegen die Leistungsausgaben der Kassen von Januar bis Ende März um 7,5 Prozent und damit deutlich stärker als in den vergangenen Jahren, wie das Ministerium erläuterte. Bei Krankenhausbehandlungen gab es demnach eine Steigerung von 8,5 Prozent und bei Behandlungen in Praxen um 4,7 Prozent.