Podcast mit Precht - Lanz: „Wenn das deutsche Tor fällt, fragt keiner mehr: ,Hast du AfD gewählt?'“

"Es gibt kein zweites Sommermärchen mehr, wir leben in völlig anderen Zeiten", stellte Markus Lanz im Podcast "Lanz & Precht" klar.<span class="copyright">2018 Getty Images/Christian Augustin</span>
"Es gibt kein zweites Sommermärchen mehr, wir leben in völlig anderen Zeiten", stellte Markus Lanz im Podcast "Lanz & Precht" klar.2018 Getty Images/Christian Augustin

Markus Lanz ist überzeugt: „Es gibt kein zweites Sommermärchen mehr!“ Im ZDF-Podcast „Lanz & Precht“ erklärt der Moderator, weshalb er den Umgang der Medien mit der Europameisterschaft für falsch hält.

Die deutschen Medien sind Markus Lanz zufolge „furchtbare Klischee-Maschinen“. In der aktuellen Folge des ZDF-Podcasts „Lanz & Precht“ beklagt der Talkshow-Moderator im Zusammenhang mit der Fußball-Europameisterschaft: „Das Wort 'Sommermärchen' taucht in jedem zweiten Artikel auf und ich kann es nicht mehr hören.“

Lanz habe die Vergleiche mit der Weltmeisterschaft 2006 satt. „Ich denke immer: Hör' auf damit! Es gibt kein zweites Sommermärchen mehr, wir leben in völlig anderen Zeiten.“ Stattdessen fordert er: „Lasst uns doch eine neue schöne Geschichte erzählen.“

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ZDF / Christian Bruch

 

Dies sieht Lanz' Podcast-Kollege Richard David Precht ähnlich. Eine „ganz großartige, neue schöne Geschichte“ sei, dass durch den Auftaktsieg der deutschen Nationalmannschaft „zumindest das Gegenteil nicht eingetreten“ sei. Precht erklärt: „Stell dir mal vor, die Deutschen hätten nicht gut gespielt und sie hätten gegen Schottland verloren. Dann hätte das tatsächlich meines Erachtens dazu beigetragen, bei der besonders schlechten Stimmung, die wir augenblicklich im Land haben, noch mal richtig Benzin ins Feuer zu gießen.“

Lanz: „Alle schreien Tor und freuen sich. Da fragt dann keiner mehr: Hast du AfD gewählt oder nicht?“

Der „glänzende Sieg“ am ersten Spieltag sei „besonders wichtig“ gewesen, sagt Precht weiter. „Was wäre wohl passiert, wenn die deutsche Mannschaft ganz schlecht spielen würde? Wer dann wieder meint, es wären zu viele Spieler mit Migrationshintergrund in der Mannschaft? Und was da alles wieder losgebrochen wäre?“

Das Turnier habe „etwas sehr Verbindendes“ an sich, pflichtet Lanz seinem Kollegen bei. „Wenn dann das deutsche Tor fällt, dann hast du den Mechaniker aus Schwerin, der liegt dann der Studentin aus Tübingen im Arm und alle schreien 'Tor!' und freuen sich.“

In derartigen Momenten seien jegliche Differenzen unerheblich, betont Lanz: „Da fragt dann keiner mehr: Wo stehst du gerade politisch? Hast du AfD gewählt oder nicht? Und wie stehst du zu Israel und was denkst du über Gaza?“

Dies sei „die große Kraft des Fußballs“, schwärmt Lanz. Precht konkretisiert: „Wir sind uns ja einig: Diese Themen sollen nicht ganz weg sein.“ Nichtsdestotrotz sei es ein positiver Aspekt, durch die EM „Urlaub vom Leben“ zu nehmen und sich „euphorisieren lassen“ zu können.