Die Qual der Wahl: Mac Studio oder Macbook Air?

Berlin (dpa/tmn) - Seit Anfang Juni ist das Intel-Zeitalter bei Apple endgültig Geschichte. Der mit dem neuen Mac Pro vollzogene, komplette Umstieg auf eigene Chips ist ein wichtiger Meilenstein, auch weil viele Beobachter gar nicht mehr mit einem neuen High-End-Mac gerechnet hatten.

Dabei ging die Vorstellung von zwei weiteren neuen Macs fast unter. Die beiden Modelle sind aber für den Massenmarkt viel relevanter als der Hochleistungsrechner Mac Pro. Die Rede ist vom Macbook Air 2023, Apples erstem 15-Zoll-Modell (15") für Einsteiger, und dem Desktop-Rechner Mac Studio, der je nach Ausstattung auch in die Hochleistungsklasse vorrücken kann.

Bislang mussten Verbraucherinnen und Verbraucher auf der Suche nach einem Apple-Laptop mit einem größeren Bildschirm zu einem Macbook Pro greifen, der aber preislich in einer ganz anderen Liga spielt. Nun gibt es mit dem Macbook Air 15" ein brauchbares Angebot. Mit Preisen ab 1600 Euro ist es zwar kein Schnäppchen, belastet aber die Kasse deutlich weniger als ein Macbook Pro mit Preisen ab 2400 Euro (14 Zoll) oder gar 3000 Euro (16 Zoll).

Das neue Macbook Air ist in allen Belangen gut genug

Dafür bekommt man bei den Pro-Modellen zwar noch mehr Leistung, bessere Bildschirme und Lautsprecher mit hörbar mehr «Wumms». Doch das Macbook Air ist in allen Belangen gut genug, um als Apple-Laptop für zu Hause oder fürs Studium zu dienen.

Von dem 13-Zoll-Modell unterscheidet sich das neue Macbook Air bis auf die Bildschirm-Größe kaum. Um den Strombedarf des größeren Displays bedienen zu können, hat Apple aber auch einen größeren Akku verbaut (66,5 statt 52,6 Wattstunden). Und auch beim Sound nutzt Apple die größere Fläche des 15-Zöllers aus und verwendet sechs statt nur vier Lautsprecher, die für einen guten Raumklang sorgen.

Wie das kleinere Modell kann das neue Macbook Air aber nur einen externen Monitor ansteuern. Beide Air-Modelle arbeiten ohne Lüfter geräuschlos. Das führt bei Spitzenbelastungen dazu, dass die Rechner die Leistungen bei Bedarf heruntertakten, um Hitzeschäden zu vermeiden.

Fazit zum Macbook Air 15": Mit dem größeren Modell schließt Apple eine Lücke im Angebot und zwingt seine Kundinnen und Kunden nicht, sehr viel mehr Geld für ein Macbook Pro auszugeben, nur weil ein größerer Bildschirm gewünscht wird.

Vorgängermodell bleibt im Programm

Um auch Käufer mit kleinerem Budget anzusprechen, hat Apple aber das Vorgängermodell mit M1-Chip im Programm gelassen. Das ist ab knapp 1200 Euro zu haben, bietet aber auch nur einen 13-Zoll-Bildschirm. Ab 1300 Euro gibt es aber auch schon das 13-Zoll-Modell mit dem stärkeren M2-Chip.

Kommen wir zum neuen Mac Studio mit dem markanten Aluminiumgehäuse, das wie beim Mac mini aus einem Block gefräst wurde, aber deutlich höher ausgefallen ist - so als hätte man zwei Mac mini übereinandergestapelt. Der zusätzliche Platz kann dazu ausgenutzt werden, den Mac Studio zu einem kraftstrotzenden Boliden auszubauen, der die Erfordernisse der meisten Userinnen und User übertrifft. Das Basismodell für 2400 Euro verfügt über einen M2-Max-Chip mit 12 CPU-Kernen und 30 Grafikkernen (GPU). Für 230 Euro Aufschlag wird die Zahl der GPU-Kerne auf 38 erhöht.

Für ein deutlich höheres Budget kann man fast beliebig an der Leistungsschraube drehen: Ab 4800 Euro erhält man den Mac Studio mit dem M2-Ultra-Chip. Der Ultra verfügt über doppelt so viel Leistung und Speicher wie ein M2 Max. Schließlich wurde der M2 Ultra aus zwei M21-Mac-Chips mit Hilfe der Technik «Ultra Fusion» zusammengesetzt. In der höchsten Vollausstattung mit unglaublichen 192 Gigabyte (GB) Hauptspeicher und einer riesigen 8 Terabyte (TB) großen SSD-Festplatte reißt Apple sogar die Schwelle von 10 000 Euro.

Interner Kühlkörper aus Kupfer

Damit so ein Hochleistungs-Mac nicht zu einer lärmenden Nervensäge auf dem Schreibtisch wird, verbaut Apple in den Ultra-Modellen einen internen Kühlkörper aus Kupfer. Bei unserem Testmodell mit dem M2 Max besteht der Kühlkörper aus Aluminium. Und mit Gegensatz zu der ersten Generation des Mac Studio mit einem M1 Max blieb die Neuauflage im Dauerbetrieb mit anspruchsvollen Rendering-Jobs in Final Cut Pro so leise, dass wir den sanften Luftstrom nicht hören konnten.

Die guten Leistungswerte des M2 Max machen sich vor allem bei der Foto- oder Bildbearbeitung bemerkbar. Um ein dreiminütiges Video mit 4K-Auflösung in Final Cut Pro mit Apple Prores zu rendern, benötigten der Mac Studio mit M2 Max nur 30 Sekunden. Das ist ein sehr guter Wert. Und auch beim Umfang mit noch höheren Auflösungen weiß der Mac Studio zu überzeugen.

Im Vergleich zum aktuellen 27-Zoll-iMac erfolgt das Rendering eines 8K-Videos in Final Cut Pro beim M2-Max-Chip um den Faktor 3,4 schneller. Steckt in dem Würfel der M2 Ultra geht das sogar fünfmal so schnell über Bühne. Auch Anwender von Videobearbeitungsprogrammen wie Davinci Resolve Studio oder Topaz Video AI werden an dem Mac Studio ihre Freude haben.

Für Games geeignet

Mit seiner hohen Grafikleistung taugt der Alu-Würfel aber nicht nur zum flüssigen Arbeiten, sondern auch für Games. Obwohl Macs in der Szene kaum verbreitet sind, braucht sich unser Testmodell nicht hinter klassischen Gaming-PCs zu verstecken. Das kann man auch am Benchmark des Spiels «Shadow of the Tomb Raider». Hier kommt der Mac Studio mit dem M2 Max bei 1080p auf durchschnittlich 102 Bilder pro Sekunde, ein guter Wert.

Üppig ausgelegt sind auch die Anschlüsse, der der Mac Studio bietet: Wie beim Mac mini mit dem M2-Pro-Chip verfügt der Rechner über vier Thunderbolt-Anschlüsse, zwei USB-A-Anschlüsse, einen HDMI-Anschluss, eine Kopfhörerbuchse und einen Ethernet-Anschluss. Der Mac Studio hat aber zusätzlich noch zwei USB-C-Anschlüsse an der Vorderseite und einen SD-Kartenleser, die beim M2 Mac mini fehlen. Außerdem ist der Mac Studio serienmäßig mit einem extrem schnellen 10-Gigabit-Ethernet-Anschluss sowie einer 3,5-Millimeter-Buchse für Headset, Kopfhörer oder Lautsprecher ausgestattet.

Nie nervige Lüftergeräusche

Fazit: Mit der Neuauflage des Mac Studio bietet Apple einen Rechner mit sehr hohem Arbeitstempo an, der im Vergleich zu herkömmlichen Windows-PCs viel weniger Hitze produziert. Damit nervt der Designer-Kraftwürfel auch nie mit lauten Lüftergeräuschen. Dafür ist er teurer als Rechner aus dem Windows-Lager.

Wie bei den MacBooks sollte man sich vor einem Kauf gut überlegen, wie üppig der Rechner ausgestattet sein soll, denn der intern verbaute Arbeitsspeicher kann nachträglich nicht erweitert werden. Für mehr Speicherplatz für Daten und Programme kann man natürlich extern SSD-Laufwerke anschließen.

Wem der Mac Studio M2 Max mit einem Einstiegspreis von knapp 2400 Euro zu teuer ist, kann sich nach dem Vorgängermodell mit dem M1 Max umschauen. Bei Apple selbst ist dieses Modell zwar nicht mehr zu haben. Viele Apple-Händler bieten ihn aber ab 1850 Euro an. Für ein kleines Budget gibt es den Mac mini mit dem M2-Chip ab knapp 700 Euro, der dann aber auch nur eine kleine SSD-Platte (256 GB) eingebaut hat.