Strafprozess im Ticker - Als Staatsanwältin Boatengs Ex-Freundin befragt, wird die Richterin richtig wütend

Jerome Boateng, Fußball-Profi, steht im Landgericht in der Anklagebank. Vor dem Landgericht München I geht am Freitag der Prozess um Körperverletzung gegen Fußball-Profi Jérôme Boateng weiter.<span class="copyright">dpa</span>
Jerome Boateng, Fußball-Profi, steht im Landgericht in der Anklagebank. Vor dem Landgericht München I geht am Freitag der Prozess um Körperverletzung gegen Fußball-Profi Jérôme Boateng weiter.dpa

Schon dreimal hat sich ein Gericht mit den Gewaltvorwürfen von Jérôme Boatengs Ex-Freundin gegen den Fußball-Weltmeister befasst. Nun geht der Prozess in die nächste Runde. Tag 2 des Prozesses in München im Ticker-Protokoll.

  • FOCUS online berichtet aus dem Gerichtssaal in München

  • Die Protagonisten: Richterin Susanne Hemmerich, Verteidiger und Boateng-Anwalt Dr. Leonard Walischewski, Staatsanwältin Stefanie Ecker

  • Als Staatsanwältin Boatengs Ex-Freundin befragt, wird die Richterin richtig wütend (14.16 Uhr)

  • Als Boateng-Ex von schwerer Drohung berichtet, bricht ihre Stimme (10.53 Uhr)

Mit einer Alkohol-Frage endet der Prozesstag

15.14 Uhr: Er habe nur eine Frage, sagt Verteidiger Walischewski. Er fragt zu Long-Covid, das die Zeugin laut eigener Aussage habe. Dieses führe ja auch zu Gedächtnisstörungen, Vanessa W. habe auch zugegeben, an Erinnerungslücken zu leiden, sagt er – die Staatsanwältin fordert bei der Vorhaltung, dass er die Stelle benenne, wo das steht. „Das steht nicht im Protokoll, aber im Urteil“, merkt die Richterin an.

Dann gibt es noch eine Nachfrage: Ob am Tatabend Alkohol getrunken wurde? „Ja, aber wie viel, weiß ich nicht“, sagt Vanessa W. Boateng habe generell keinen Alkohol getrunken. Damit ist die Befragung beendet und der Prozesstag auch. „Wir sehen uns nächsten Freitag in alter Frische“, schließt die Richterin – das bleibt nach dem anstrengenden Tag heute nur zu hoffen.

15.12 Uhr: M. habe die Verletzung am Auge wahrgenommen, „aber sie hat ihn nicht interessiert“, sagt Vanessa W. Dann ist der Sachverständige fertig, die Verteidigung darf Fragen stellen.

15.09 Uhr: Auch zum Biss in den Kopf, den Vanessa W. selbst nicht sah, kann sie kaum Detailfragen beantworten. Ähnlich ist es bei der Verletzung am Auge – sie kann auch wenig mehr beitragen als das, was man auf dem Bild sieht, das als Beweismaterial eingebracht wurde.

15.06 Uhr: Einen Biss in den Kopf habe sie nicht wahrgenommen, sei aber von Shirin S. darauf hingewiesen worden, sagt die Zeugin auf die Frage der Richterin. Damit ist die Staatsanwältin fertig, die Nebenklage hat keine Fragen. Der Sachverständige stellt detaillierte Fragen, aber Vanessa W. kann fast keine beantworten, zum Beispiel, ob Shirin S. die Arme über den Kopf oder vor das Gesicht hielt oder wie oft Boateng mit den Fäusten auf sie eingeschlagen habe. Kein Wunder – der Vorfall liegt knapp sechs Jahre zurück.

15.02 Uhr: Auf die Frage der Staatsanwältin nach mehreren Vorfällen, sagt Vanessa W., dass es diese gab, aber nicht im Urlaub. Sie beschreibt, wie Boateng seiner Freundin Geschenke machte, dieser aber wieder wegnahm. „Er hat ihr mal zum Geburtstag ein Auto geschenkt, das aber auf seinen Namen zugelassen war. Er konnte es ihr also wieder wegnehmen.“

14.58 Uhr: Kuriosum um die Ladung der Zeugin – sie hatte wegen ihres geänderten Nachnamens zunächst keine erhalten und sich dann selbst ans Gericht gewandt. „Wie haben sie von den Terminen erfahren?“, fragt die Richterin. „Weil ich nur ein Schreiben mit sechs Terminen erhalten habe, aber keine Ladung“, sagt sie. Die Richterin will das Schreiben sehen, lehnt aber den Vorschlag von Vanessa W., die dieses auf dem Handy vorzeigen könnte, ab. Der Grund wird nicht klar.

14.54 Uhr: Fotos aus dem Urlaub werden gezeigt, aber Vanessa W. sagt, sie könne sich nicht mehr daran erinnern, ob sie die gemacht hat. Eine Verletzung habe sie bei Boateng nicht bemerkt, erinnert sich aber an Boatengs Aussage, er habe eine Verletzung an der Oberlippe erlitten. Nach Hause seien sie alle zusammen geflogen, nur Boateng sei woandershin geflogen.

14.51 Uhr:  Nun werden Vanessa W. ihre Aussage vom ersten Prozess und eine Mail vorgehalten. Damals habe sie eine Kühltasche nicht erwähnt – das sei ihr erst beim Prozess wieder eingefallen, sagt sie.

14.49 Uhr: Bei einem klärenden Gespräch in der Karibik, bei dem Boateng, Shirin S. und sie anwesend waren, habe Boateng zwar gesagt, er sei in Therapie und habe Vanessa Ws Aussage, man schlage einfach keine Frauen, bejaht. „Aber das war keine Entschuldigung“, betont sie.

14.46 Uhr: M. sei vorausgelaufen, sie kam wenig später zu der Szene, sagt Vanessa S. Nachdem M. Boateng wegziehen konnte, seien sie in die ihre Villa, zuvor auch Bungalow genannt, gegangen, habe sich um Shirin S. gekümmert und unter anderem Blut von ihrem Gesicht abgewaschen. Als Boateng dann zurückkam, habe er sich erst entschuldigen wollen, dann aber im erneut aufgeflammten Streit gefordert, Shirin S. solle sein T-Shirt ausziehen. „Damit hat er sie total entblößt, sie hatte ja nur noch Unterwäsche an.“

14.43 Uhr: Wie der zweite Vorfall abgelaufen sei? „Er hat sie erst angespuckt und hat dann angefangen, sie mit den Fäusten zu schlagen, ins Gesicht.“ Shirin S. habe die Arme hochgerissen, um sich zu schützen. „Dann habe ich den Herrn M. geholt, weil ich nicht wusste, was ich gegen so einen großen Mann machen soll.“ Da habe Boateng seine damalige Partnerin bereits auf den Boden gezogen gehabt.

14.40 Uhr: Die Kühltasche, „in der das Kokoswasser war, das Herr Boateng so gerne getrunken hat“, habe dieser von vorne auf Shirin S. geworfen. Auch die Richterin fragt nochmal nach den Kissen und dem Windlicht. Währenddessen flüstert Boateng seinem Verteidiger Walischewski etwas ins Ohr – der Anwalt nickt.

14.36 Uhr: Den weiteren Tatverlauf beschreibt Vanessa W. gleich. Nach dem zweiten Angriff habe sie „Christian M. aus seiner Villa geholt, der aber erst bei seiner Tochter bleiben wollte, dann mitkam und Boateng wegziehen konnte“. Laut der Zeugin habe Boateng das Windlicht „getreten“ – Shirin S. hatte berichtet, er habe es geworfen. Auch berichtet Vanessa S., dass ihre Freundin „am Arm geblutet“ habe, nicht etwa am Finger.

14.33 Uhr: Sie sei sehr gut mit Shirin S. befreundet gewesen, sagt sie. „Den Herrn Boateng kannte ich nur von einzelnen Treffen, wo er dabei war und von Parties.“ Nun beschreibt sie den Tatabend. Bis zum Streit ist es ähnlich, dann sagt Vanessa W. etwas anderes. Demnach soll Boateng erst Kissen geworfen haben, dann das besagte Windlicht. An die Kissen konnte sich Shirin S. nicht mehr erinnern.

14.31 Uhr: Vanessa W., die mittlerweile einen anderen Nachnamen trägt, ist da. Der Einfachheit halber nennen wir sie weiterhin Vanessa W. Die Freundin von Shirin S. ist gelernte Krankenschwester und Stationspflegeleitung und arbeitet auch heute noch in diesem Beruf.

Als Staatsanwältin Boatengs Ex-Freundin befragt, wird die Richterin richtig wütend

14.19 Uhr: Nun gibt es endlich einen Konsens. Die Zeugin Shirin S. ist für heute entlassen, es geht um 14.30 mit der Vernehmung der Zeugin Vanessa W. weiter.

14.16 Uhr: Nun ist die Richterin richtig in Fahrt und schimpft auch auf die Aufmerksamkeit, die das Verfahren durch den Namen Kasia Lenhardt erhält. „Ich hab so etwas noch nie erlebt, ich hab zwar nur noch wenige Wochen, aber ich bin für alles offen. Ich fasse es nicht, wie das Verfahren hier aufgebauscht wird.“

14.14 Uhr: „Da wir mit meinen Fragen bis 14.30 Uhr nicht fertigwerden…“, setzt die Staatsanwältin an und die Richterin unterbricht. „Ich überlege, ob ich weitere Sitzungstage ansetze, damit wir ihre Fragen schaffen. Ich habe das noch nie erlebt, dass jemand eine ganze Akte vorhalten will“, schimpft sie.

14.11 Uhr: Verwirrung um eine Einlassung – sowohl Anwältin als auch Medium eines Interviews seien nicht korrekt von der Staatsanwältin wiedergeben worden, sagt Shirin S. Dann kommt wieder die Richterin. „Wollen sie die ganze Akte durchexerzieren? Wenn sie die ganze Akte vorhalten wollen, dann sitzen wir noch in drei Jahren hier. Und jetzt kommen sie mir nicht mit der Aussagengenese. Ich verstehe es wirklich nicht.“ Der Verteidiger Walischewski pflichtet bei.

14.08 Uhr: Nachdem sie etwas geblättert hat, stellt sie Staatsanwältin die nächste Frage. Wovor Shirin S. nach der Tat Angst gehabt habe. „Na, dass er mich nochmal attackiert, das kenne ich ja schon“, antwortet die Zeugin. Dann will Eckert weitermachen, aber der Verteidiger Walischewski schaltet sich ein, als etwas vorgehalten werden soll. „Das war der Herr Boateng.“ „Nein, war er nicht“, sagt Eckert – dann darf sie weiterfragen.

14.05 Uhr: Ein Streit mit Vanessa W. wegen einer Lästerei einer dritten Person habe dazu geführt, dass sie lange keinen Kontakt hatten, dieser etwas abgebrochen sei, sagt Shirin S. auf die nächste Frage.

14.03 Uhr: Wie ihr derzeitiger Kontakt zu Vanessa W. sei, wird Shirin S. gefragt. „Sporadisch, wir schreiben ab und zu bei WhatsApp“, sagt sie. Der letzte Kontakt vergangene Woche habe vor dem Prozess stattgefunden und sich auch darum gedreht, ob eine der beiden nervös sei. „Wir haben keinen engen Kontakt, sind aber auch nicht zerstritten oder so.“

14.00 Uhr: Eine Nachricht mit heftigen Beleidigungen gegen Boateng, die die Staatsanwältin vorliest, identifiziert Shirin S. als „aus dem Jahr 2015. Wenn ich das so höre, tut es mir sehr leid, dass ich so etwas geschrieben habe.“

Plötzlich gibt es Verwirrung um eine Strafanzeige aus 2021

13.56 Uhr: „Ich hab keine Ahnung, worum es gerade geht“, sagt Walischewski – das spricht weder für ihn noch für die Struktur des Prozesses. Konkret ging es darum, ob Shirin S. die Anzeige zurücknehmen wollte bzw. darüber nachgedacht hat. „Ich wollte nicht für ihn lügen bzw. eine Falschaussage machen“, betont die Zeugin. Die Richterin sagt, sie habe die Frage schon vor Stunden gestellt – das ist teilweise richtig, die Frage hatte da eine andere Richtung.

13.52 Uhr: Nun gibt es Verwirrung um eine Strafanzeige aus 2021. Die Anwältin der Nebenklage, der Shirin S., will erklären, der Verteidiger auch. Als die Richterin dazwischengrätscht und die Vernehmung wieder an die Staatsanwältin geben will, will diese plötzlich die neue Zeugin vernehmen. „Das dauert eben länger, wenn mir dauernd jemand reinredet, das bringt mich aus dem Konzept“, moniert Eckert. „Was glauben sie, wie oft mir jemand dazwischenredet?“, antwortet Richterin Hemmerich darauf. „Anmerkungen wird ja wohl noch machen dürfen, sorry“, sagt Walischewski. Die Antwort von Shirin S. auf die Frage übrigens: „Ich weiß es nicht.“

13.48 Uhr: Boatengs Aussage, dass er nichts auf Shirin S. geworfen habe, kontert Shirin S. „Das Windlicht und die Kühltasche sind genau auf mich geflogen. Er hat sie auf mich geworfen, so habe ich es wahrgenommen.“

Nach der Pause geht die Befragung von Shirin S. weiter

13.46 Uhr: Beim Thema Rückreise kann Shirin S. wenig beitragen. „Ich weiß nicht mal mehr, ob die Kinder mit mir oder mit ihm zurückgeflogen sind. Ach nee, kann ja nicht sein, er ist ja noch woandershin weitergeflogen. Aber wohin – das weiß ich wirklich nicht mehr.“

13.44 Uhr: Ob sie nach dem Vorfall noch einmal sexuellen Kontakt zu Boateng hatte? „Ich kann es nicht ausschließen“, sagt Shirin S. Die Richterin schweigt.

13.40 Uhr: Nun geht es um das Thema Kickboxen, das Boateng vergangene Woche insoweit anführte, dass sich Shirin S. durchaus wehren konnte. „Ich hab da schon so ein Jahr lang intensiv trainiert, das war 2012 und 2013“, sagt Shirin S. Sie sei aber später auch noch einmal angemeldet gewesen, etwa 2017 oder 2018. Die Richterin versteht die Frage nicht, Eckert versucht zu erklären – es ist Chaos im Gerichtssaal, wieder einmal. Als selbst der Verteidiger erklären will, was die Staatsanwältin meint, sagt die Richterin nur einen Satz. „Lassen sie’s!“

13.36 Uhr: Jetzt ist auch die Richterin wieder da, weiter geht’s! Und die Stimmung ist wieder super. „Ich habe noch viele Fragen, ob ich bis 15 Uhr durch bin, weiß ich nicht“, sagt die Staatsanwältin Stefanie Eckert. Die Richterin schlägt vor, die Zeugin Shirin S. bis 14.30 Uhr zu befragen. „Machen wir jetzt ein Break, oder?“, sagt daraufhin die Staatsanwältin, erntet einen fragenden Blick der Richterin und schwenkt dann um. „Okay, dann frage ich weiter.“

13.33 Uhr: Boateng, seine Anwälte, die Staatsanwaltschaft und die Zeugin Shirin S. sind schon wieder da. Nur die Richterin lässt noch auf sich warten.

Kurz vor der Pause wird die Richterin wütend auf die Staatsanwältin

12.59 Uhr: Als die Staatsanwältin zu einem Vorfall fragt, bei dem sich die Angeklagte verletzte, der aber davor stattfand, wird die Richterin wütend. „Frau Staatsanwältin, wir haben hier keinen Schwurgerichtsprozess! Es geht hier um einen Vorfall aus 2018.“ Auf die Frage zu einem Vorfall bezogen, wird sie deutlich. „Das hat mit dem Vorfall auf der Insel nichts zu tun!“ Die Staatsanwältin sieht das anders. „Es geht darum, die Glaubwürdigkeit der Zeugin zu beurteilen und den Vorfall hat auch die Verteidigung eingebracht.“ „Das hat Herr Boateng eingebracht“, korrigiert Walischewski.

„Also wenn das so weitergeht, mach ich erstmal Mittagspause. So lasse ich mir den Prozess nicht drehen. Wir machen hier einen Schwurgerichtsprozess daraus. Mensch, Leute! Ich sag’s euch, ehrlich! Die Kinder lesen das – ich wollte das Verfahren nicht umsonst abkürzen.“ Ist das ein Zoff im Saal! „Ist irgendwo ein Ende absehbar?“, fragt sie die Staatsanwältin. „Ich habe noch Fragen, aber ich kann jetzt hier nicht genau sagen, wie lange das noch dauert“, kontert die. Die Richterin will nun bis 13.30 Mittagspause machen. Das führt offenbar zu nichts.“

12.54 Uhr: Den Vorwurf, dass sie von 2013 als Affärenjahr zwischen Rebecca Silvera und Boateng sprach, will sie sich aber nicht machen lassen. Tatsächlich kam das Jahr auch von der Zeugin – die Staatsanwältin ist hier faktisch im Recht. „Lassen wir sie weiterfragen“, sagt nun auch die Richterin. Große Lust darauf scheint sie nicht zu haben.

Staatsanwältin will Details zu den Beschreibungen genau wissen

12.49 Uhr: Relativ oft muss die Zeugin aber auf extrem detaillierte Fragen antworten, dass sie es nicht weiß. Über einen möglichen Umzug nach München sagt Shirin S., dass sie darüber nachgedacht hätte, „aber dann wäre ich halt komplett von meiner Familie getrennt gewesen.“ Es habe auch eine Idee gegeben, dass sie in eine eigene Immobilie nach Grünwald, einem Stadtteil von München, ziehe „und wir die Kinder 50:50 betreuen“, berichtet sie.

2013 sei zum ersten Mal aufgekommen, dass Boateng mit Rebecca Silvera verbandelt sei. Während er sie zunächst „als Nanny“ vorgestellt habe, habe Shirin S. sie auf Instagram angeschrieben, „weil ich das Gefühl hatte, dass sie eine Affäre haben“. Da schaltet sich die Richterin ein. „Was hat das denn mit einem Vorfall von 2018 in der Karibik zu tun, bei dem Frau Silvera nicht dabei war?“, fragt sie. „Wieso bringen sie die in dieses Verfahren ein?“ Als die Staatsanwältin es erklären will, hat die Richterin wenig Geduld – erst ein Hinweis der Staatsanwältin, sie doch ausreden zu lassen, hilft. „Weil der Angeklagte sie selbst ins Verfahren eingebracht hat“, sagt sie.

„Das hat doch mit dem Verfahren nichts zu tun“: Richterin kabbelt sich mit Anklägerin

12.45 Uhr: Als auch Verteidiger Walischewski, der zum wiederholten Male vergisst, sein Mikrofon einzuschalten, bevor er spricht, weshalb seine Worte in großen Teilen des Saals nicht zu hören sind, einhaken will, weist die Richterin auf die Befragungsreihenfolge hin. Statt die Staatsanwältin aber dann fragen zu lassen, grätscht sie ihr bei der ersten Frage sofort dazwischen. „Das hat die Zeugin schon beantwortet“, sagt sie. Auch an der zweiten Frage hat sie etwas auszusetzen. „Das hat doch mit dem Verfahren nichts zu tun“, moniert sie dann. Die Staatsanwältin muss bei ihrer Antwort fast lachen, so wirkt es zumindest. „Aber das ist doch Teil des Protokolls. Ich mache jetzt dann einfach mit meiner Befragung weiter“, sagt sie und tut genau das.

12.37 Uhr: Die Staatsanwältin versucht zu erklären, warum sie Fragen in diese Richtung stellt, und bietet an, einige beim nächsten Termin mit Shirin S. zu stellen. aber die Richterin will das offenbar nicht hören. „Machen Sie weiter, wie Sie wollen, Frau Staatsanwältin – mir ist es egal“, sagt die Richterin und wirkt resigniert und leicht wütend zugleich.

12.33 Uhr: Immer mehr Details zu den Beschreibungen der Zeugin will die Staatsanwältin genau wissen. „Hat er sie von der Couch gezogen oder sind sie heruntergerutscht?“, fragt sie beispielsweise. „Er hat mich heruntergezogen.“ Weitere Versuche von Boateng, Kontakt mit ihr wegen der Kinder aufzunehmen, habe sie abgeblockt und darauf verwiesen, dass er sich ans Jugendamt wenden solle, wenn er mit ihr Kontakt aufnehmen wolle. Einen Termin in München habe sie bestätigt, aber Boateng dann doch abgesagt.

12.31 Uhr: Nun schaltet sich Boatengs Anwalt Walischewski ein, als die Staatsanwältin nach alten Verfahren und Versuchen, dieses zu verhindern zu fragen versucht. „Die Verteidigung hat wirklich alles versucht, um das Verfahren zu verhindern“, sagt er. Die Richterin stimmt zu. Shirin S. beschreibt in der Folge einige komische Versuche, Gespräche aufzunehmen, die aber allesamt gescheitert seien. „Das sind alles alte Kamellen, die mit dem Verfahren ja jetzt nichts zu tun haben. Ich verstehe ja, dass wir eine Körperverletzung verhandeln müssen wie einen Schwurgerichtsprozess, was mir ehrlich gesagt noch nie passiert ist – aber das hat ja wirkliich nichts damit zu tun.“

Shirin S. betont, ihr sei nie Schmerzensgeld angeboten worden

12.25 Uhr: Die Richterin hat doch noch eine Frage. „Haben zwischen ihnen und Herrn Boateng Gespräche zu einem Täter-Opfer-Ausgleich stattgefunden?“ Shirin Si. Bejaht, aber diese waren allesamt ohne Erfolg. Die Richterin wollte allerdings auf etwas anderes hinaus, wie bei der Einstellung des Verfahrens gegen Alexander Zverev – Schmerzensgeld gegen das Zurückziehen der Anzeige. „Für mich hätte es ausgereicht, wenn er sich entschuldigt hätte, gesagt hätte ‚Ja, ich habe das getan, es tut mir leid‘. Ich sitze hier auch zum dritten Mal, es macht auch etwas mit meinem Leben.  Aber er hat nie die Verantwortung dafür übernommen.“ Die konkrete Nachfrage verneint Shirin S., ihr sei nie Schmerzensgeld angeboten worden. „Ich habe mehrfach überlegt, ob diese Anzeige zurückziehen soll“, gibt Shirin S. aber zu.

„Haben sie gesehen, dass er gebissen hat?“, fragt die Staatsanwältin. Da der Biss in den Kopf ging, habe sie das nicht gesehen, sagt Shirin S., „aber gespürt. Er hat seine Zähne in meinen Kopf gedrückt. Das habe ich als Biss interpretiert.“ Die Staatsanwältin äußert, sie könne sich schwer vorstellen, dass man in den Kopf beißen könne, „weil da ja gar nichts zum Reinbeißen ist“. Eine etwas kuriose Einlassung.

12.20 Uhr: Nun ist die Staatsanwältin dran, da die Richterin keine Fragen mehr hat. „Wir sind ja gut in der Zeit“, sagt sie. Die Staatsanwältin will der Zeugin direkt eine Aussage des Angeklagten vorhalten. „Hat der Angeklagte sich für seine Taten entschuldigt?“, fragt sie vorweg. „Nein, hat er nicht“, sagt Shirin S. Die Staatsanwältin hält ihr vor, dass Boateng gesagt habe, dass er sich mehrfach entschuldigt habe. „Nein, er hat sich gar nicht bei mir entschuldigt“, sagt die Zeugin klar.

Als die Staatsanwältin ihr vorhält, dass Boateng gesagt habe, dass Shirin S. Boateng attackiert hatte, wird die Zeugin deutlich. „Nein, das stimmt nicht. Ich habe ihn nicht angegriffen.“ Sie wisse nicht, wie genau sich Boateng an der Lippe verletzt habe, „aber ich von mir ging nie ein Angriff aus“. Boateng hat das am ersten Prozesstag anders dargestellt.

Shirin S. wirkt ratlos. „Ich hatte ja keine Wahl, ich hatte da keine Chance"

12.10 Uhr: „Das war 2008“, antwortet Shirin S. auf die Frage, wann Boateng zum ersten Mal gewalttätig geworden sei. 2007 seien sie zusammengekommen, danach „war das fortlaufend.“ Die Elternvereinbarung von 2017 habe sie „zum Schutze der Kinder unterschrieben. Das Familiengericht war ihm zugetan. Ich war aber niemals davon überzeugt, dass die Kinder bei ihm gut aufgehoben sind.“ Die Richterin ist „als Mutter und als Oma“ fassungslos. „Sie können die Kinder doch nicht bei ihm lassen, wenn er gewalttätig war.“ Shirin S. wirkt ratlos. „Ich hatte ja keine Wahl, ich hatte da keine Chance. Ich weiß nicht, ob sie das nachvollziehen können“, sagt sie mit leiser Stimme. „Nein, das kann ich nicht“, sagt Hemmerich. „Wie können sie Kinder bei jemandem lassen, der jähzornig ist?“, schiebt sie nach. Sie wirkt ehrlich angefasst.

11.55 Uhr: Nach der Pause geht es um den Kontakt von Shirin S. mit Kasia Lenhardt. Diese habe sie bei Instagram angeschrieben, weil sie Boateng ebenfalls anzeigen wolle. Wenig später habe sie das alles revidiert und geschrieben, sie habe das nur gesagt, um Boateng zu verletzen.

11.35 Uhr: Ob sie den Umgang, wie den das Amtsgericht München formuliert habe, wahrnehmen könne. „Nein“, sagt Shirin S. Seit wann? „Seit zwei Jahren.“ Seit 2022 hat die Mutter keinen Umgang mit ihren Zwillingen gehabt, sagt sie. Was sie zu dem Umgangsvorschlag der Richterin sage? „Ich finde den gut“, sagt Shirin S. Sie hätte sich gewünscht, dass der Umgang in dieser Form stattfinden könne. „Er hat das immer wieder fortgeführt“, sagt sie. Dann wird der Prozess für zehn Minuten unterbrochen.

11.30 Uhr: Ob ein Vertrag für Boateng im Ausland ein Thema gewesen sei, will Shirin S. wissen. „Ja, es ist immer ein Thema gewesen, auch während des Urlaubs.“ Schon die Umgänge in München seien für sie häufig schwierig gewesen, im Ausland fürchtete sie, dass das noch schwieriger geworden wäre. Die Richterin bittet die Zeugin nun, zu schildern, wie für den Fall eines Wechsels ins Ausland Umgänge möglich gewesen seien. Shirin S. holt nun aus und berichtet, wie sie 2017 ihre Ausbildung als JVA-Beamtin begann - in Berlin, weil sie in München nicht angenommen wurde. Ein Job bei Boateng oder über Boateng sei im Gespräch gewesen, aber das habe sie nicht gewollt. „Ich wollte mich nicht abhängig machen“, sagt Shirin S.

11.28 Uhr: Zeitgleich mit der Anzeige habe Shirin S. das Aufenthaltsrecht für die Kinder beantragt. „Das war aber nicht im Zusammenhang“, sagt die Zeugin. Die Richterin sagt, dass sie einen solchen Zusammenhang verstehen könne. „Ja, wir hatten das ja auch schon vorher beantragt“, sagt Shirin S. Genau wisse sie es nicht mehr.

11.25 Uhr:  Ob etwas zurückgeblieben sei von den Verletzungen, ob sie sich noch vernünftig kämmen konnte beispielsweise? „Ja, es hat schon wehgetan“, sagt die Zeugin.

11.23 Uhr: Auch eine Urinkontrolle habe es gegeben, der Nierenschmerzen wegen. Allerings ohne Befund.

11.21 Uhr: Auf einem Video vom letzten Tag tanzte sie ausgelassen - warum, fragt die Richterin? „Ich habe wegen der Nackenschmerzen Ibuprofen genommen und dann Alkohol getrunken.“ Das Video habe Jerome gemacht.

Zuhause angekommen sei sie dann zu einem Arzt gefahren, genauer gesagt in eine Klinik. Nun verliest die Richterin das Behandlungsprotokoll samt Befund. Darin kommen mehrere Hämatome, die Schmerzen in den Flanken und auch ein stumpfes Abdomen-Trauma vor. Auch Schmerzmittel seien verschrieben worden inklusive der Empfehlung, sich bei anhaltenden oder verschlimmernden Beschwerden in der Flanke, bei einem Urologen oder Nephrologen vorzustellen.

11.17 Uhr: Nun werden Bilder gezeigt - eines zeigt eine Verletzung von Shirin S., die aber offenbar nicht vom besagten Vorfall stamme, sondern aus dem Jahr 2016. Wie das zu Anzeige gekommen sei, fragt die Richterin? „Ich weiß es nicht“, antwortet Shirin S.

Dann wird das Foto aus der Nacht von dem T-Shirt gezeigt, das voller Blut ist. „Es ist sein Blut“, sagt Shirin S., aber sie wisse nur von ihm, wie es dazu gekommen sein soll. „Es ist von seiner Spucke, die blutig war“, sagt S. „Das sieht aber eher nach Blutstropfen aus“, bemerkt die Richterin. Auch das bleibt also offen, wobei sich die Aussagen von Boateng und seiner Ex-Partnerin decken.

11.13 Uhr: Ob sie bei den Umgängen mit den Kindern, die ja bei Boateng leben, noch einmal bei Boateng übernachtet habe oder nur im Hotel, fragt Hemmerich? „Das weiß ich nicht mehr“, gibt die Zeugin zu.

11.11 Uhr: Weiter geht's! Die Richterin fragt nochmal nach, wo Shirin S. die letzte Nacht verbracht habe. „Ich glaube, bei mir im Bungalow mit den Kindern.“ „Komisch, sagt die Richterin, Herr Boateng sagte auf Nachfrage, dass sie bei ihm geschlafen hätten.“ Das bleibt offen.

10.58 Uhr: Boateng und seine Anwälte sind zunächst im Saal geblieben, haben diesen dann aber verlassen. Auch Shirin S. und die Richterin sind nach einem kurzen Gespräch nicht mehr im Saal.

Als Boateng-Ex von schwerer Drohung berichtet, bricht ihre Stimme

10.53 Uhr: Der letzte Abend sei dann sehr schön gewesen, setzt Shirin S. fort. Wie die Bungalows aufgeteilt waren, will Hemmerich wissen. „Ich hatte einen mit den Kindern und Jerome hatte einen.“ Zudem hätten Christian M. und Vanessa W. auch einen Bungalow gehabt.

„Haben sie in dem Urlaub zur Sprache gebracht, dass sie ihn anzeigen wollen?“, fragt Hemmerich. „Ja, ich habe gesagt, eigentlich müsste ich dich anzeigen. Dann hat er gesagt, 'Dann sorge ich dafür , dass die Kinder im Heim landen'.“ Nach diesem Satz bricht die Stimme von Shirin S. - die Emotionen übermannen sie, sie schluchzt. „Wollen wir eine Viertelstunde Pause machen?“, fragt die Richterin rücksichtsvoll. Dann verordnet sie ebenjene Zeit als Pause.

10.49 Uhr: Jetzt geht es um den letzten Abend, an dem das Hotel einen „Abschiedsabend“ organisiert habe, mit Lagerfeuer, berichtet sie. Dann gibt es technische Probleme - die Zeugin ist plötzlich kaum mehr zu verstehen. Nun wird ein anderes Mikrofon gereicht.

Am Anklagetisch flüstern unterdessen der Verteidiger Walischewski und Boateng miteinander - immer wieder beugen sie sich zueinander.

10.46 Uhr: Nun geht es um das Windlicht - wie das ausgesehen habe, fragt Richterin Hemmerich. „Rund“, sagt die Zeugin. Boateng sei rechts von dem Tisch gestanden, auf dem das Windlicht stand, etwa zehn Meter von ihr entfernt.

Und die Kühltasche? Aus Stoff sei sie gewesen, „so einem Kühltaschenstoff. Schon steif“, sei der Stoff gewesen, „aber auch knautschbar. Vom Gefühl her war sie relativ voll.“ Welche Getränke da dringewesen seien? Jeweils zweimal Cola, Fanta, Sprite, Kokoswasser, stilles und sprudeliges Wasser. Ob die Flaschen aus Glas oder Plastik gewesen seien, wisse sie nicht mehr.

10.42 Uhr: Sie habe Fotos von ihrem Auge gemacht, berichtet die Ex-Freundin von Boateng. Wann? „Das weiß ich nicht genau, aber es war hell“, sagt sie. Welche Verletzungen sie erlitten habe, nach Vorfällen gestaffelt. „Beim ersten einen Schnitt im kleinen Finger und einen blauen Fleck im Nacken. Beim zweiten dann ein blaues Auge und einen kleinen Kratzer, eine Schürfwunde am Ellbogen und eine Schürfwunde am Knie. An meiner Flanke auch ein Hämatom.“ Es gebe aber keine Fotos außer dem der Verletzung am Auge, sagt Shirin S. auf Nachfrage.

10.38 Uhr: Sie habe ihren Freundinnen davon erzählt, berichtet Shirin S. Boateng habe sie dann nochmal darauf angesprochen und wollte mit ihr sprechen. „Ich sagte, ich weiß nicht, was du da besprechen willst. Dann ist er wütend geworden, hat mich aufs Bett geschubst. Ich sagte 'Hör auf, die Kinder sind doch da'.“ Danach habe sie ihre Familienanwältin angerufen, weil sie auch sehr vertraut mit ihr gewesen sei. Was sie ihr erzählt habe, fragt die Richterin. „Dass die Kinder dabei waren beim zweiten Mal, dass ich verletzungen habe und, dass ich überlege, ihn anzuzeigen.“ Die Anwältin habe ihr dann geraten, ein Gedächtnisprotokoll zu machen. „Ich war mir aber so unsicher, weil es war ja amerikanischer Boden und ich hatte keine Ahnung, was ich mit den Kindern machen soll.“

10.35 Uhr: Sie habe dann an einem anderen Ort mit Vanessa überprüft, wie sie aussehe. „Da war schon etwas geschwollen. Vanessa hat dann für mich ein Foto gemacht. Dann kam Jerome mit Christian zurück. Er meinte, er will das mit mir besprechen und fragte, ob ich stolz auf mich bin. Er hatte dann gleich wieder diesen Ton drauf. Dann hat er gesagt, er will sein T-Shirt jetzt haben, aber ich sagte, dass ich nix drunter habe. Dann hat er weiter gebohrt und ich habe gesagt, okay, bevor er wieder eskaliert. Ich hab das T-Shirt dann ausgezogen und meine Brust mit den Händen bedeckt. Dann habe ich es rübergeworfen und bin mit Vanessa in den Bungalow gelaufen. Da hab ich mich dann gewaschen, habe nochmal nach den Kindern geschaut und bin zurück zu Vanessa. Ich habe in ihrem Bungalow geschlafen.“

10.32 Uhr: Boateng habe dann kurz losgelassen, dann aber weiter gespuckt. Ihr weißes T-Shirt sei schon voller Blut gewesen. „Vanessa hat dann gesagt, sie holt Hilfe. Sie kam dann mit Christian zurück, der Jerome auch packte und ihn wegziehen wollte. “Er hat sich aber losgerissen und mich weiter beschimpft, mich Schlampe genannt. Dann hat Christian ihn mit beiden Händen weggezogen und ist mit ihm weg. Vanessa und ich saßen noch da, haben beide geweint und waren unter Schock."

10.28 Uhr: Boateng sei dann abgezogen, Vanessa W. habe ihr geholfen. Sie seien dann zu ihrem Bungalow und hätten geprüft, ob die Kinder noch schlafen. „Wir haben dann ein bisschen durchgeatmet. Ich habe dann eine geraucht, um mich zu beruhigen. Er (Boateng) ist in seinem Bungalow, den wir sehen konnten, hin- und hergelaufen.“ Dann sei er woanders hingegangen und habe aufs Meer gestarrt. dann habe er sich umgedreht und sei auf sie zugegangen und habe geschimpft. „'Du Schlampe hast uns den Urlaub versaut', hat er gesagt. Ich hab gesagt, er soll weggehen. Dann hat er mir ins Gesicht gespuckt und hat mich geschubst. Dann hat er mir mit beiden Händen frontal ins Gesicht geschlagen und an meinen Haaren gerissen. Er hat mir auch in den Kopf gebissen. Dann bin ich von der Couch geflogen und mit Knien und Händen auf dem Boden aufgekommen. Er hat mich dann weiter angespuckt, als ich auf dem Boden lag. Dann hat er mich an den Haaren gepackt und mir mehrfach in den Rücken geboxt. Einmal hat er mich richtig getroffen. Vanessa hat versucht, ihn abzuhalten. Ich habe gesagt, er soll sich verpissen.“

10.24 Uhr: Dann sei Boateng wütend geworden. „Er hat gesagt, ob ich den Urlaub versauen will, mich Hure, Nutte genannt. Dann hat er eine Lampe, ein Windlicht, das auf einem anderen Tisch stand, auf mich geworfen. Ich bin ausgewichen, habe mich aber am kleinen Finger geschnitten. Ich wusste nicht, wie ich auf den Boden kommen soll, da lagen überall Scherben, da und auf der Couch, auf der wir saßen. Vanessa hat ihn auch gefragt, was das soll. Boateng habe weiter gewütet und dann eine Tasche, die normalerweise zum Kühlen diente, auf sie geworfen. “ Diese habe sie am Nacken getroffen. „Ich habe dann dolle geweint, ich konnte ja nicht weg.“ Vanessa W. habe auch geweint.

10.22 Uhr: Sie und Vanessa W. hätten dann aufgehört zu spielen und ihre Handys gezückt. „Ich habe dann eine Seite aufgerufen und einen Artikel über eine Verflossene von Jerome, eine Affäre, aufgemacht und mich mit Vanessa unterhalten. Dann kam Jerome zurück und hat sich wieder an seinen Platz gesetzt und mitbekommen, wie wir über seine Affäre gesprochen haben. 'Willst du mich provozieren, hetzt ihr gegen mich' hat er gesagt. Ich habe das abgestritten. Als er sagt, es sei nicht so wie es in den Medien dargestellt werde, fragte ich, woher er das wissen will, wenn er gar keinen Kontakt mit ihr habe.“

10.19 Uhr: Vanessa W. habe Boateng des Schummelns bezichtigt, was dieser abstritt. Vanessa W. habe ihn aber entlarvt - doch er stritt es weiterhin ab. „Er hat gesagt, sie würde lügen. Ich habe gesagt, das macht er öfter. Er ist dann aufgestanden, immer lauter gworden. Er hat sich reingesteigert. Dann hat er gesagt, er hat keinen Bock mehr und ist in Richtung seines Bungalows hinter dem Pool gelaufen.“

10.16 Uhr: Jetzt geht es um den besagten Abend. Sie hätten gegessen, hätten die Kinder ins Bett gebracht und wollten noch Kartenspielen. In der Lobby hätten sie das Kartenspiel Skip-Bo gespielt. „Wir haben auf Herrn M. gewartet, aber er kam dann nicht.“ Boateng habe dann zwei Karten hintereinander abgelegt, er saß mit etwas Abstand neben ihr, über eine Ecke derselben Bank. Vanessa W. sei Boateng gegenübergessessen.

10.13 Uhr: Nun soll die Zeugin, Shirin S., schildern, wie es war, bevor sie 2018 in die Karibik geflogen sind. „Wir waren zu dem Zeitpunkt ein Paar, das war nach der WM in Russland. Es war klar, dass der Urlaub nur nach dem Turnier stattfinden kann, deshalb war das alles ein bisschen Hin und Her. Er hat mich gefragt, ob er einen Freund mitnehmen kann, Christian M.“ Sie habe eine Freundin mitgenommen, Vanessa W.

10.11 Uhr: „Ich möchte dieses Verfahren unbedingt zu Ende bringen“, kündigt die Richterin an. Jetzt kommt die Zeugin, Boatengs Ex-Partnerin, in den Saal.

10.09 Uhr: Die Anwältin von Lenhardt habe am 10. Februar 2021, einen Tag nach deren Suizid, Informationen darüber bekommen, dass auf deren Mobiltelefon relevante Daten und Fotos seien. Deshalb sei das Verfahren auf Wiedervorlage gelegt worden.

Heute sei eigentlich nur die Ex-Freundin von Boateng geladen worden, aber auch die Dame, die mit den beiden im Karibik-Urlaub war, werde heute befragt, weil sie am 28. Juni nicht könne. „Ich kann aber nicht bis in die frühen Abendstunden verhandeln“, sagt Hemmerich. Sie sei deshalb bereit, auch eine gewisse Zeitverzögerung in Kauf zu nehmen. Also stehen heute mehrere Befragungen an - es wird ein langer Prozesstag.

10.07 Uhr: Nun spricht die Richterin über das Verfahren um Kasia Lenhardt - sie hat sich die Akten besorgt. „Darin kommt auch der Chatverlauf zwischen Frau Lenhardt und Frau S. vor“, sagt sie.

10.04 Uhr: Richterin Susanne Hemmerich ist da! Zunächst kündigt sie an, dass in der folgenden Woche die Richter der beiden letzten Verfahren aussagen werden. Zudem wird Boatengs Adresse überprüft.

09.59 Uhr: Jerome Boateng ist da! Im Saal werden zunächst Fotos vom Angeklagten gemacht, der neben seinem Anwalt steht.

Freitag, 21. Juni, 09.50 Uhr: Heute ist Tag 2 im Prozess gegen Jerome Boateng. Nach dem verkürzten Prozesstag zu Beginn soll heute seine damalige Freundin, die Mutter seiner Zwillinge aussagen. Sie ist die Geschädigte, die Boateng attackiert haben soll. In den letzten Prozessen wurde sie ziemlich scharf befragt - es bleibt abzuwarten, wie das heute sein wird.

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