"Tagesschau"-Sprecher rät in Schöneberger-Podcast zur "Nachrichtenvermeidung"

Jens Riewa, Chefsprecher der
Jens Riewa, Chefsprecher der "Tagesschau", plädiert für einen bewussten Nachrichtenkonsum. (Bild: NDR/Thorsten Jander (M)

Jens Riewa ist seit 1991 Teil der "Tagesschau", seit Dezember 2020 ist er Chefsprecher der ARD-Nachrichtensendung. Im Podcast "Mit den Waffeln einer Frau" sprach der 60-Jährige nun über ein gesellschaftliches Phänomen, welches das gesamte "Tagesschau"-Team bereits seit einigen Jahren beschäftige: "Nachrichtenvermeidung".

"Insbesondere in den Corona-Jahren ist das Land heruntergefahren auf gerade mal Restenergie", erinnerte sich Riewa im Gespräch mit Barbara Schöneberger. Für den Moderator und seine Branchenkolleginnen und -kollegen habe dies jedoch nicht gegolten: "Wir in den Medien sind auf 130 Prozent gefahren. Jede Stunde, jeden Tag einen Brennpunkt. Dann haben wir gedacht nach vier Jahren: Jetzt ist es vorbei, jetzt können wir mal kurz Luft holen."

Die erhoffte Verschnaufpause sei jedoch ausgeblieben. "Dann kam der Ukrainekrieg, da haben wir gedacht: Das wird jetzt vielleicht nach einem Jahr vorbei sein. Ja, denkste", erklärte Riewa. "Dann kam Palästina und Israel. Das lese ich im Prinzip seit 30 Jahren vor. Es macht einem ja auch gewiss, dass sich an der Welt nicht viel geändert hat." Mittlerweile habe er erkannt: "Die Leute werden sich immer bekriegen, auch wenn ich diesen Gedanken ganz schlimm finde."

Es sei nicht einfach, sich tagtäglich mit Krieg und Leid zu beschäftigen. Aus diesem Grund habe Riewa mittlerweile gelernt, auf sich selbst zu achten: "Wenn du so einem Job nachgehst, kannst du dich dagegen nur noch schützen, indem du sehr streng damit umgehst, wie du Nachrichten konsumierst." Dies sei "ein sehr bewusster Prozess", betonte der Journalist. "Den lernen wir auch über unsere Zuschauer, denn denen geht es kein bisschen anders."

Ein großes Problem sei die schiere Menge der Informationen, mit denen die meisten Menschen heutzutage jederzeit konfrontiert würden. "Man bekommt über die vielfältigsten Medien tagsüber so viele Nachrichten ins Gehirn geballert, da muss man wirklich sortieren", riet Riewa. "Man ist verantwortlich für das eigene Wohlergehen. Man muss achtsam mit sich umgehen."

Auch Gastgeberin Barbara Schöneberger empfahl ihren Zuhörerinnen und Zuhörern, sich auf eine Quelle zu beschränken. "Es gibt ja Nachrichtenjunkies, die wirklich keine Sekunde damit auskommen, nicht den Nachrichtenticker zu checken online. Ich bin da auch so", gestand sie. Die Lösung der 50-Jährigen: "Ich finde, es ist eigentlich immer wieder das Schönste, mich abends um acht vor die 'Tagesschau' zu setzen. Da weiß ich: Da sortiert mir jemand vor."