Tim Mälzer steigt in "Schnitzel"-Debatte ein: "Das ist kein Geschäft, das ist Blödsinn!"

Im Internet müssen sich immer mehr (prominente) Gastronomen für ihre Preisgestaltung rechtfertigen. Während die einen von "sehr gutem Essen" schwärmen, kritisieren andere Gäste "überteuerte Gerichte". Nun hat sich auch TV-Koch Tim Mälzer in die Debatte eingeschaltet: "Das ist Quatsch", empörte sich der 52-Jährige im "Stern". (Bild: 2018 Getty Images/Christian Augustin)

In Zeiten von Inflation und steigenden Lebensmittelpreisen tut es dem einen oder anderen Gast weh, sein Geld im Restaurant zu lassen. In den sozialen Netzwerken kocht die Diskussion hoch: Handelt es sich um "ganz feines Essen" oder um "überteuerte Gerichte"? Jetzt schaltet sich Tim Mälzer ein und kritisiert die Kritiker ...

Obwohl die Inflation allgemein langsam sinkt, sind Lebensmittel im vergangenen Jahr um fast 15 Prozent teurer geworden. Das berichtet die Verbraucherzentrale. Steigende Preise spüren nicht nur die Einkäufer im Supermarkt, sondern auch die hungrigen Gäste im Restaurant. "Niemand kann dir ein Essen für unter zehn Euro hinstellen. Das ist Quatsch!", kritisierte nun Tim Mälzer die Billigangebote der Konkurrenz. Gegenüber dem Magazin "Stern" erklärte der Fernsehkoch, woran sich die Preise auf seiner Speisekarte orientieren. Denn die Diskussion, was Essen in Restaurants kosten darf, schwelt weiter. Nachdem eine Sylt-Urlauberin ein Foto von ihrem 25-Euro-Schnitzel auf Facebook gepostet hatte, explodierte die Kommentarspalte förmlich. Mälzer bietet sein Schnitzel in der "Bullerei", seinem Restaurant in Hamburg, immerhin auch für 24 Euro an. Nun schaltet sich der 52-Jährige in die Debatte ein und erklärt den Preis.

Zunächst müsse man die Kosten für Heizung, Beleuchtung und Kühlung von 4.80 Euro pro Gast berücksichtigen: "Die haben wir schon vorgestreckt, bevor du dich überhaupt hingesetzt hast", so Mälzer. Knapp ein Drittel des Verkaufspreises, 7.20 Euro, würde für das Personal draufgehen. Der Fleischpreis liege bei etwa 4.50 Euro, wenn man von einem Kilopreis von rund 30 Euro für die Kalbsoberschale und 150 Gramm für ein Schnitzel ausgehe. Damit hat sich das Gericht noch lange nicht amortisiert. "Butterschmalz, Panade, Kartoffel-Gurken-Salat als Beilage" kosten 7.20 Euro, sagt Mälzer. Nicht zu vergessen seien die versteckten Kosten - etwa zehn Prozent des Schnitzelpreises: Gema-Gebühren für Hintergrundmusik und Abwasserkosten. Dass am Ende nur rund 2.40 Euro Gewinn pro Portion übrig bleiben, empört Mälzer: "Das ist kein Geschäft, das ist Blödsinn!"

Tim Mälzer: "Ein Restaurant ist ein Wirtschaftsunternehmen, kein Wohltätigkeitsverein"

Mälzer ist nicht der einzige Gastronom, der sich dieser Debatte stellen muss. Auch sein Kollege Nelson Müller, der auf der Nordseeinsel Norderney ein Currywurst-Menü mit Champagner für 34 Euro anbietet, wird im Internet angefeindet. Doch auch hier scheiden sich - wie so oft - die Geister: Während die einen in den sozialen Netzwerken das "sehr feine und hochwertige Essen" loben, kritisieren andere die "überteuerten Gerichte".

Das Aufregerthema "Schnitzel" erhitzt nicht nur hierzulande die Gemüter, auch österreichische Branchenexperten werden aktiv: So verteidigt der Wiener Gastronom Sepp Schellhorn in der "Kronen-Zeitung" die umstrittenen Preise. Auch er rechnet vor: Bei einem Wareneinsatz von rund neun Euro für ein Schnitzel, plus 18 Euro allein für die Mitarbeiter, Bratfett, Beilagen wie Petersilie, Mehl, Semmelbrösel und Kartoffeln als Beilage und zu guter Letzt zwei Eier für die Panade bliebe dem Wirt bei geschätzten 28 Euro, die der Gast zahlen muss, nur ein Euro Gewinn. Der Aufschrei auf Twitter ist laut und ironisch: Von "Fantasiekalkulation" ist die Rede. Schellhorn rechtfertigt den Preis: "An einem Schnitzel arbeiten drei Leute", erklärt er gegenüber "Puls24.de".

In diese Richtung denkt auch Mälzer: "Ich will mir ja am Ende auch noch selbst was auszahlen können. Ich mache das hier nicht als Sozialprojekt", betont er. Schließlich habe er Millionen in sein Restaurant gesteckt, die müssten ja auch wieder eingenommen werden. Da seien 30 bis 35 Euro für ein gutes Schnitzel durchaus zu veranschlagen. "Ein Restaurant ist ein Wirtschaftsunternehmen, kein Wohltätigkeitsverein."