TV-Kolumne - Wagenknecht sorgt bei Lanz mit Ukraine-These für Entsetzen: „Das ist irre!“

Sahra Wagenknecht ist überzeugt: "Solange die Ukraine ihre Haltung nicht ändert, wird dieser Konflikt auch weitergehen."<span class="copyright">ZDF/Cornelia Lehmann</span>
Sahra Wagenknecht ist überzeugt: "Solange die Ukraine ihre Haltung nicht ändert, wird dieser Konflikt auch weitergehen."ZDF/Cornelia Lehmann

Wenn es um den russischen Angriffskrieg in der Ukraine geht, hat Sahra Wagenknecht eine klare Haltung. Bei „Markus Lanz“ (ZDF) sorgte sie für Fassungslosigkeit, als sie den Import von russischem Gas forderte und Präsident Selenskyj für fehlende Friedensverhandlungen verantwortlich machte.

Aus dem Stand heraus gelang es dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ bei der diesjährigen Europawahl, 6,2 Prozent zu erreichen. Bei „Markus Lanz“ machte Sahra Wagenknecht, die Co-Vorsitzende der Partei, am Donnerstagabend deutlich, dass sie weiter mit ihrer Partei wachsen wolle und mit einer Gruppe von Menschen zusammenarbeite, „mit denen ich wirklich an einem Strang ziehe“.

Markus Lanz wurde dabei jedoch hellhörig und fragte: „Stimmt es, dass Sie an die 600 Mitglieder haben?“ Wagenknecht korrigierte den ZDF-Moderator prompt: „Wir sind jetzt fast 700, also wir wachsen. Aber wir wachsen langsam.“ Als Grund für die noch geringe Mitgliederanzahl erklärte Wagenknecht, dass sie „ein Riesenchaos“ vermeiden wolle und deshalb streng sei, wenn es um die Auslese von neuen Mitgliedern gehe.

Wagenknecht: „Eine Partei muss ja für ein bestimmtes Profil stehen“

„Wie in so einem Edelclub an der Hamburger Außenalster?“, stichelte Lanz. Die Politikerin antwortete genervt: „Es geht ja nicht um Edelclub. (...) Eigentlich geht es um die Ehrlichkeit gegenüber den Wählerinnen und Wählern.“ Für Wagenknecht sei es besonders wichtig, dass die Mitglieder inhaltlich für das stehen, „wofür ich auch stehe, weil das wählen ja die Menschen“.

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Sie ergänzte, dass zu viele unterschiedliche Ansichten in einer so jungen Partei dazu führen könnten, dass sich die Partei zu stark verändere und nicht mehr den Vorstellungen der Gründer entspreche. Die AfD sei laut Wagenknecht das beste Beispiel dafür. „Ich finde, in der Gesellschaft muss es ein sehr breites Meinungsspektrum geben.“ Dies dürfe auch nicht „eingeengt“ werden, fuhr Wagenknecht fort. „Aber eine Partei muss ja für ein bestimmtes Profil stehen, für eine bestimmte Linie. Das erwarten die Wählerinnen und Wähler. Sie wollen nicht diese beliebigen Haufen, wo sie nicht wissen, was sie wählen.“

Sahra Wagenknecht: „Ich würde die AfD in der Einsicht unterstützen, dass der Himmel blau ist“

Markus Lanz nahm dies zum Anlass, um Sahra Wagenknecht nach einer möglichen Zusammenarbeit mit der AfD zu fragen. Die BSW-Co-Vorsitzende konterte jedoch prompt: „Bei der AfD haben wir doch eine ganz klare Antwort, also, dass wir keine Koalition anstreben.“

Lanz ließ jedoch nicht locker und fragte weiter: „Ihr Verhältnis zu Alice Weidel, wie ist das? Wie würden Sie das beschrieben?“ Wagenknecht antwortete: „Ich habe kein Verhältnis zu Alice Weidel. Ich beobachte, was die AfD tut und ich sehe, dass sie zum Beispiel wirtschafts- und sozialpolitisch eher eigentlich bei der FDP und der CDU steht.“ Sie ergänzte, dass sie es daher komisch finde, „uns da eine große Nähe zu unterstellen“. Daraufhin stellte Lanz klar: „Das ist keine Unterstellung, Frau Wagenknecht!“ Dem ZDF-Moderator zufolge habe Tino Chrupalla selbst mit Blick auf das BSW-Wahlprogramm gesagt: „Das ist ja fast 1:1 AfD, was Sahra Wagenknecht da gerade vorschlägt.“

Die Politikerin äußerte sich daraufhin schwammig: „Das wundert mich, weil ich glaube, dass Tino Chrupalla eigentlich wissen müsste, was die AfD vertritt.“ Als Lanz jedoch immer wieder nach Gemeinsamkeiten zwischen AfD und BSW und einer möglichen Zusammenarbeit in Thüringen oder Sachsen fragte, stichelte Wagenknecht beleidigt: „Ich würde die AfD in der Einsicht unterstützen, dass der Himmel blau ist.“ Grund genug für Lanz, das Fazit zum Thema Brandmauer zu ziehen: „Man merkt, das wird alles sehr, sehr löchrig.“

Er hakte weiter nach, ob das BSW in der kommenden Bundestagswahl auch einen Kanzlerkandidaten stellen wolle. Wagenknecht wiegelte ab: „Ich glaube, da sind wir jetzt noch nicht dabei.“ Die Partei sei „perspektivisch angetreten, die Politik auf Bundesebene zu verändern“. Aber, ergänzte Wagenknecht: „Man sollte auch immer auf dem Teppich bleiben und gucken, wo man steht. Also Parteien, die nicht wenigstens zweistellig sind, sollten keinen Kanzlerkandidaten aufstellen.“

Sahra Wagenknecht über Selenskyj-Rede: „Das war eine Jubelveranstaltung“

Sehr deutlich positionierte sich Sahra Wagenknecht, als es um den anhaltenden Krieg in der Ukraine ging. Sie erklärte bei Lanz, dass Deutschland zur Sicherung der eigenen Wirtschaft wieder russisches Gas importieren solle, denn: „Dadurch, dass wir kein Gas mehr importieren, beenden wir keinen Krieg.“ Sie forderte: „Wir müssen diesen Krieg dadurch beenden, dass wir Länder wie China oder auch Brasilien unterstützen, die sagen, wir sollten jetzt versuchen, einen Waffenstillstand an der bestehenden Frontlinie zu erreichen und dann Friedensgespräche zu beginnen.“ Markus Lanz war fassungslos - und auch Journalistin Kristina Dunz sagte bestürzt: „So wie Sie es sagen, Frau Wagenknecht, bedeutet das für mich: Die Ukraine wird untergehen.“

Sahra Wagenknecht ließ sich auf die Kritik jedoch nicht ein und fragte: „Was ist Ihre Lösung?“ Als Dunz erklärte, dass Putin „sich zurückziehen“ müsse, erklärte Wagenknecht, dass vom Westen noch keinerlei Friedensangebote gekommen wären. Gleichzeitig stichelte sie gegen den ukrainischen Präsidenten Selenskyj: „Solange die Ukraine ihre Haltung nicht ändert, wird dieser Konflikt auch weitergehen.“

Lanz nahm dies zum Anlass, die BSW-Co-Vorsitzende zu fragen, warum sie während Selenskyjs Rede im Bundestag nicht anwesend war. Die Politikerin erklärte wütend, dass sie sich „nicht an Standing Ovations für eine Rede beteilige, wo jemand sagt: 'Die Zeit der Kompromisse ist vorbei'“. Lanz: „Sie hätten ja sitzenbleiben können.“ Das ließ Wagenknecht nicht auf sich sitzen: „Das hätte man uns genau so negativ ausgelegt. Das war eine Jubelveranstaltung.“ Lanz: „Das ist irre.“ Wagenknecht fügte indes abschließend hinzu: „Wenn wir so weitermachen wie jetzt, steuern wir auf einen großen, europäischen Krieg zu, weil die NATO immer stärker sich involvieren muss, (...) weil die Ukraine alleine diesen Krieg verlieren wird.“