Ukraine-Krieg: Das geschah am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.
Die aktuellen Entwicklungen im Ukraine-Krieg.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages nachlesen.

  • Selenskyj bringt Orden und Geschenke an die Front

  • Selenskyj: Russen erleiden hohe Verluste

  • Ukrainische Hauptstadt Kiew kämpft mit Stromproblemen

  • London: Putin will Verantwortung für Krieg abwälzen

  • Zehn Monate Krieg in Ukraine: Putin trifft Russlands Militärführung

  • Moskau: Weiter Ölbestellungen über Pipeline aus Berlin und Warschau

+++ Selenskyj bringt Orden und Geschenke an die Front +++

Erst am Montag hatte Selenskyj die ostukrainische Stadt Bachmut als «heißesten Punkt» entlang der mehr als 1300 Kilometer langen Front bezeichnet. Einen Tag später besuchte er den seit Monaten zwischen russischen und ukrainischen Truppen schwer umkämpften Ort selbst.

«Er hat die vordersten Positionen besucht, Kämpfer mit Orden und wertvollen Geschenken ausgezeichnet», teilte sein Sprecher Serhij Nykyforow dem Staatssender Freedom zufolge mit. Danach sei der 44-jährige Staatschef wieder aus der Kleinstadt im Donezker Gebiet abgereist.

Seit Kriegsbeginn am 24. Februar hat Selenskyj sein Land nicht verlassen. Für Auftritte auf der politischen Weltbühne - etwa beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau - ließ er sich stets digital aus der Ukraine zuschalten. Ins Kampfgebiet reiste der ukrainische Präsident bereits mehrmals - ganz im Gegensatz zu Putin, der bislang kein einziges Mal an der Front gewesen ist.

+++ Selenskyj: Russland hat bald 100 000 Soldaten in der Ukraine verloren +++

«Bisher sind es knapp 99 000 Soldaten, in wenigen Tagen erhöhen sich die Verluste der Besatzer auf 100 000», sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Montagabend. Gemeint sind getötete Soldaten. «Und wofür? Niemand in Moskau hat darauf eine Antwort, und wird sie auch (in Zukunft) nicht haben.»

Wolodymyr Selenskyj (Symbolbild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Symbolbild: dpa)

Die Verantwortlichen in Moskau führten Krieg und «verschwenden Menschenleben – das Leben anderer Menschen, nicht das ihrer Angehörigen, nicht ihr eigenes Leben, sondern das Anderer», sagte Selenskyj. «Und das nur, weil eine Gruppe im Kreml Fehler nicht einzugestehen weiß und schreckliche Angst vor der Realität hat.» Doch die Realität spreche für sich.

Genaue Angaben zu den Verlusten der russischen und ukrainischen Streitkräfte machen beide Seiten aus Sicherheitsgründen nicht. Westliche Militärs haben jedoch zuletzt die Zahl der getöteten und verwundeten russischen Soldaten auf weit über 100 000 geschätzt. Selenskyjs Berater Mychajlo Podoljak gab vor kurzem die Zahl der ukrainischen Gefallenen mit 13 000 an.

+++ Zehn Monate Krieg in Ukraine: Putin trifft Russlands Militärführung +++

Fast zehn Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine will Kremlchef Wladimir Putin an diesem Mittwoch Zwischenbilanz ziehen und einen Ausblick geben. Putin werde eine erweiterte Sitzung des Verteidigungsministeriums leiten, zu der 15 000 Kommandeure und andere militärische Führungskräfte per Video zugeschaltet werden, teilte der Kreml am Dienstag in Moskau mit. Dabei gehe es um die Ergebnisse dieses Jahres und um Aufgaben und Ziele für das kommende Jahr, hieß es. Verteidigungsminister Sergej Schoigu will demnach unter anderem über den Verlauf des Krieges und zur Waffenausstattung der Armee einen Bericht abgeben.

Zuvor hatte Russlands Staatsfernsehen berichtet, dass Putin in dieser Woche eine wichtige Ankündigung machen werde. Nach zahlreichen Niederlagen bei der «militärischen Spezialoperation», wie der Kreml den Krieg in der Ukraine nennt, steht Putin unter Druck. Hardliner, aber auch patriotische Militärexperten fordern ein entschlosseneres Vorgehen der Armee in der Ukraine – nicht zuletzt nach zahlreichen Angriffen auch auf russischem Gebiet.

+++ Ukrainische Hauptstadt Kiew kämpft mit Stromproblemen +++

Trotz ständiger Reparaturen hat die ukrainische Hauptstadt Kiew nach den russischen Drohnenangriffen vom Montag weiter mit Problemen bei der Stromversorgung zu kämpfen. Am Dienstag standen Teile des U-Bahnsystems zeitweise still, wie Bürgermeister Vitali Klitschko im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte. Ursache seien «starke Spannungsschwankungen». Wegen einer Notabschaltung der Pumpen fiel im gesamten Stadtgebiet zudem die Wasserversorgung aus. Damit verbunden kam es bei Temperaturen um den Gefrierpunkt auch zu Ausfällen der Fernwärme.

(Bild: by Aris Messinis / AFP)
(Bild: by Aris Messinis / AFP)

Am Vortag hatte Klitschko Journalisten gesagt, dass aufgrund der jüngsten russischen Drohnenangriffe der Strombedarf der Dreimillionenstadt nur noch zu 50 Prozent gedeckt werden könne. Zuvor war das Stromdefizit mit etwa 30 Prozent beziffert worden.

Russland ist vor knapp zehn Monaten in die Ukraine einmarschiert. Seit Oktober greift die russische Armee die ukrainische Energieversorgung gezielt mit Raketen und Drohnen an.

+++ Litauen bekräftigt Forderung nach mehr Präsenz deutscher Soldaten +++

Litauen hat seine Forderung nach einer verstärkten Präsenz der für den Schutz der Nato-Ostflanke in Litauen eingeplanten deutschen Soldaten bekräftigt. «Ich hoffe, dass die Diskussionen beendet werden und wir zu konkreten Planungsfragen übergehen», sagte die Ministerpräsidentin des baltischen EU- und Nato-Landes, Ingrida Simonyte, der Agentur BNS zufolge am Dienstag in Vilnius. Die Regierung mache ihre Arbeit, habe finanzielle Mittel für militärische Mobilität und Unterstützung vor Ort eingeplant und werde alles tun, um so viele alliierte Truppen wie möglich in Litauen aufzunehmen.

+++ London: Putin will Verantwortung für Krieg abwälzen +++

Der russische Präsident Wladimir Putin versucht nach Einschätzung britischer Geheimdienst-Experten, die Verantwortung für die verlustreiche und teilweise misslungene Invasion in die Ukraine sowie die wachsende Unzufriedenheit mit dem Krieg von sich abzuwälzen. Dazu habe ein Besuch beim Hauptquartier der sogenannten militärischen Spezialoperation in der vergangenen Woche gedient, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des britischen Verteidigungsministeriums am Dienstag auf Twitter.

Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild: Alexei Babushkin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa)
Russlands Präsident Wladimir Putin (Bild: Alexei Babushkin/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa)

Bei dem von Kameras begleiteten Besuch, in dem auch Generalstabschef Waleri Gerassimow zu sehen war, sei es dem Kreml-Chef wohl auch darum gegangen, Gerüchten über dessen Absetzung entgegenzutreten, so die Briten.

+++ Russischer Minister räumt Ausreise von 100 000 IT-Spezialisten ein +++

Rund 100 000 russische IT-Spezialisten haben nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine nach Behördenangaben ihre Heimat verlassen. «Tatsächlich sind, wenn wir beide Ausreisewellen betrachten, bis zu zehn Prozent der Mitarbeiter von IT-Unternehmen aus dem Land ausgereist und nicht wiedergekommen», sagte Digitalisierungsminister Maxut Schadajew am Dienstag in Moskau bei einer Anhörung vor dem Parlament. Allerdings seien 80 Prozent von ihnen weiterhin bei russischen Unternehmen beschäftigt. Schadajew sprach sich deshalb dagegen aus, diesen Russen die Arbeit aus dem Home-Office zu verbieten.

Hunderttausende Russen haben nach dem von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskrieg gegen die Ukraine das Land verlassen. Die erste Welle erfolgte kurz nach Putins Kriegserklärung, die zweite, nachdem der Präsident eine Teilmobilmachung in Russland ausgerufen hatte. Da die EU diese Russen nicht als Kriegsgegner anerkennt und ihre Grenzen größtenteils geschlossen hat, sind viele in die angrenzenden Ex-Sowjetrepubliken ausgereist.

+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj besucht Frontstadt Bachmut +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ist überraschend in die seit Monaten zwischen russischen und ukrainischen Truppen hart umkämpfte ostukrainische Stadt Bachmut gereist. «Er hat die vordersten Positionen besucht, Kämpfer mit Orden und wertvollen Geschenken ausgezeichnet», teilte Selenskyjs Sprecher Serhij Nykyforow dem Staatssender Freedom zufolge am Dienstag mit. Danach habe der 44-jährige Staatschef die Kleinstadt im Donezker Gebiet wieder verlassen. Selenskyj hatte erst am Vortag Bachmut als den «heißesten Punkt» entlang der über 1300 Kilometer langen Front bezeichnet.

+++ Moskau: Weiter Ölbestellungen über Pipeline aus Berlin und Warschau +++

Deutschland und Polen haben nach Angaben aus Moskau auch für die Zeit nach dem Jahreswechsel Öl aus Russland bestellt. «Sie haben erklärt, dass sie ab dem 1. Januar kein Öl mehr von Russland nehmen. Aber wir haben Bestellungen von polnischen Verbrauchern bekommen: Gebt uns nächstes Jahr 3 Millionen Tonnen und für Dezember 360 000 Tonnen», erklärte der Chef des staatlichen Pipelinekonzerns Transneft, Nikolai Tokarjew, am Dienstag im russischen Fernsehen. Auch Deutschland habe schon eine Bestellung für das erste Quartal abgegeben.

Für die Behauptungen Tokarjews gibt es bisher keine Bestätigung aus Berlin und Warschau. Die Sowjetunion und später Russland lieferten ab 1963 Rohöl über die Pipeline «Druschba».

+++ Putin fordert mehr Einsatz der russischen Sicherheitskräfte +++

Putin forderte von den Sicherheitskräften seines Landes mehr Einsatz in allen Bereichen. «Heute haben wir eine sich dynamisch ändernde Lage in der Welt, neue Risiken und Bedrohungen bringen erhöhte Anforderungen an das gesamte Sicherheitssystem Russlands», sagte er in der Nacht zum Dienstag (Ortszeit) in einer Videoansprache. Anlass der Ansprache war der sogenannte Tag der Sicherheitskräfte Russlands.

Eine der wichtigsten Aufgaben der Sicherheitskräfte sei der Schutz der Bürger der «neuen Regionen» Russlands. Gemeint waren damit die von Moskau völkerrechtswidrig annektierten Teile der Ukraine. Tatsächlich sei die Lage in den Gebieten Donezk, Luhansk, Cherson und Saporischschja schwierig, betonte Putin. «Aber die dort lebenden Menschen, alles Bürger Russlands, hoffen auf ihren Schutz.» Um die Sicherheit, Rechte und Freiheiten dieser Menschen zu schützen, werde Russland «neue Einheiten mit modernster Technik und Waffen ausrüsten, ebenso wie mit erfahrenem Personal». Russland hat große Teile dieser Gebiete besetzt und bemüht sich nun, sie gegen ukrainische Gegenangriffe zu verteidigen.

Putin forderte die Sicherheitskräfte zudem auf, energischer und entschlossener gegen die Tätigkeit ausländischer Geheimdienste vorzugehen. «Die Aktionen ausländischer Geheimdienste sind unverzüglich zu unterdrücken», sagte der Kremlchef. Verräter, Saboteure und Spione müssten gefasst werden.

+++ Ukraine greift russische Stellungen an - Helikopter abgeschossen +++

Im Verlaufe neuer schwerer Kämpfe im Osten der Ukraine nahmen ukrainische Einheiten am Montag russische Stellungen unter Beschuss. Dabei seien zwei russische Befehlsstellen sowie russische Soldaten getroffen worden, teilte der Generalstab in Kiew am Montagabend mit. Zudem seien zwei russische Hubschrauber abgeschossen worden. Orte des Geschehens wurden nicht genannt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen. Bei einem russischen Artillerieüberfall auf die vor wenigen Wochen befreite Stadt Cherson im Süden der Ukraine wurde ein Mann getötet, wie die private Agentur Unian berichtete. Bei dem Angriff seien mehrere Verwaltungsgebäude getroffen worden.