Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten News des Tages nachlesen.

  • Kreml: Drohnenangriffe gegen Moskau «Akt der Verzweiflung» Kiews

  • Litauens Präsident besorgt über Wagner-Söldner in Belarus

  • Ukraine befreit weitere Gebiete - Gegenoffensive kommt langsam voran

  • Tote und Verletzte durch russischen Beschuss südukrainischer Städte

  • Russische Regionen melden neue Drohnenangriffe

  • London: Russland kann eigene Bevölkerung nicht vor Krieg schützen

  • Kiew spricht mit USA über Sicherheitsgarantien

  • Selenskyj fordert von Regionen Vorbereitung auf Winter

Die aktuelle Lage im Newsstream:

+++ Kreml: Drohnenangriffe gegen Moskau «Akt der Verzweiflung» Kiews +++

Der Kreml hat die jüngsten Drohnenattacken gegen die russische Hauptstadt Moskau und andere Teile des Landes als «Akt der Verzweiflung» der Ukraine bezeichnet. Kiew habe bei seiner Gegenoffensive keine Erfolge vorzuweisen und greife deshalb zu Terrorschlägen gegen zivile Infrastruktur, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Agenturen zufolge am Montag. Im Wolkenkratzerviertel Moskwa City waren bei einem Drohnenangriff in der Nacht zu Sonntag Bürogebäude beschädigt worden.

Ein ukrainischer Soldat präpariert eine Drohne an der Frontlinie in der Region Saporischschja (Symbolbild: dpa)
Ein ukrainischer Soldat präpariert eine Drohne an der Frontlinie in der Region Saporischschja (Symbolbild: dpa)

«Es ist auch offensichtlich, dass die Ressourcen von vielen Milliarden, die Länder der Nato dem Kiewer Regime übergeben haben, faktisch nicht effektiv ausgegeben werden», meinte Peskow. «Und da kommen viele Fragen und große Unannehmlichkeiten auf in den westlichen Hauptstädten und bei den Steuerzahlern der westlichen Länder.» Russische Kommentatoren hatten nach den Drohnenattacken gemeint, dass Kiew versuche, auf diese Weise den westlichen Geldgebern irgendwelche Erfolge vorweisen zu können.

Peskow verurteilte die gezielten Schläge gegen zivile Einrichtungen als «ekelhaft». Sie hätten keinen Erfolg. Russland zerstört mit seinen Raketen und Drohnen in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine allerdings immer wieder massenhaft zivile ukrainische Infrastruktur. Viele Zivilisten sterben oder werden verletzt.

+++ Litauens Präsident besorgt über Wagner-Söldner in Belarus +++

Litauens Präsident Gitanas Nauseda hat sich besorgt über die Präsenz russischer Wagner-Söldner im benachbarten Belarus gezeigt. Dies stelle eine ernsthafte Bedrohung dar, sagte das Staatsoberhaupt des baltischen EU- und Nato-Landes der Agentur BNS zufolge am Montag bei einem Besuch am Grenzübergang Medininkai.

Gitanas Nauseda (l.) (Bild: Reuters)
Gitanas Nauseda (l.) (Bild: Reuters)

Nauseda sprach davon, dass es «wirklich zu verlockend» sei, die Anwesenheit der Wagner-Gruppe nahe der litauischen Grenze nicht für verschiedene Provokationen zu nutzen. Ihm zufolge könnten diese sowohl gegen Polen und Litauen als auch gegen das ebenfalls an Belarus grenzende Lettland organisiert werden. Zugleich räumte er aber ein, dass es keine Anzeichen für die Vorbereitung solcher Provokationen gebe.

Truppen der Privatarmee von Söldnergruppen-Chef Jewgeni Prigoschin waren nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau nach Belarus umgesiedelt worden. Die Militärführung in Minsk hatte mitgeteilt, dass die Söldner in Belarus nun auch für die Ausbildung von Soldaten zuständig seien und ihre Kampferfahrung aus dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine vermitteln sollen.

+++ 25 Jahre Straflager: Berufung von Kremlgegner Kara-Mursa abgelehnt +++

Russlands Justiz hat das harte Urteil von 25 Jahren Straflagerhaft gegen den Kremlgegner Wladimir Kara-Mursa bestätigt. Die von Kara-Mursas Anwälten eingereichte Berufung wurde am Montag von einem Gericht in der Hauptstadt Moskau abgelehnt, wie Staatsmedien berichteten. Der 41 Jahre alte Oppositionelle, der international als politischer Gefangener gilt, war im April unter anderem wegen angeblichen Hochverrats zu der langen Straflagerhaft unter besonders harten Bedingungen verurteilt worden. Es war die bisher höchste Haftstrafe gegen einen Regierungskritiker.

Kara-Mursa gehört - neben dem ebenfalls inhaftierten Alexej Nawalny - zu den schärfsten Kritikern des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Ebenso wie Nawalny war Kara-Mursa Ziel von Giftanschlägen. Laut seiner Ehefrau wurden bei ihm infolge von zwei Vergiftungen in Russland schwere Nervenschäden diagnostiziert. Kara-Mursas Unterstützer betonen mit Blick auf seinen Gesundheitszustand immer wieder, dass 25 Jahre in einem russischen Straflager einem Todesurteil gleichkämen.

+++ Ukraine befreit weitere Gebiete - Gegenoffensive kommt langsam voran +++

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrer Gegenoffensive nach Angaben aus Kiew in der vergangenen Woche knapp 15 Quadratkilometer von der russischen Besatzung befreit. Mit 12,6 Quadratkilometern entfiel der Hauptanteil auf Abschnitte an der Front in der Südukraine, teilte Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Montag bei Telegram mit.

Ein Mehrfachraketenwerfer der ukrainischen Armee feuert Raketen auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut (Bild: Roman Chop/Roman Chop/AP)
Ein Mehrfachraketenwerfer der ukrainischen Armee feuert Raketen auf russische Stellungen an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut (Bild: Roman Chop/Roman Chop/AP)

Im ostukrainischen Gebiet Donezk seien bei der russisch kontrollierten Stadt Bachmut weitere zwei Quadratkilometer hinzugekommen. Damit sind demnach seit dem Beginn der ukrainischen Gegenoffensive vor etwa acht Wochen insgesamt etwas mehr als 240 Quadratkilometer zurückerobert worden.

+++ Kreml: Westliche Sicherheitsgarantien für Kiew verschlimmern Lage +++

Der Kreml hat mit Blick auf die von der Ukraine angekündigten Verhandlungen über Sicherheitsgarantien des Westens für Kiew vor einer Verschlechterung der Lage in Europa gewarnt. Solche bilateralen Garantien widersprächen dem internationalen Prinzip der «Unteilbarkeit» der Sicherheit, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag nach Angaben russischer Nachrichtenagenturen. Damit meint Peskow, dass die Sicherheit der Ukraine nicht zulasten der russischen Bedürfnisse gehen dürfe. «Nach unserer Überzeugung wird dies nur zu einer weiteren Verschlechterung der Sicherheitslage auf dem europäischen Kontinent führen.»

Die Atommacht behauptet immer wieder, sie sehe sich durch das Streben der Ukraine in die Nato in ihrer Sicherheit bedroht. Unter anderem damit hatte Kremlchef Wladimir Putin auch seinen vor mehr als 17 Monaten begonnenen Angriffskrieg begründet. Dagegen betont die Nato immer wieder, dass von ihr keine Gefahr für Russland ausgehe.

+++ Tote und Verletzte durch russischen Beschuss südukrainischer Städte +++

Russland hat am Montagmorgen erneut südukrainische Städte angegriffen und dabei Behörden zufolge mindestens zwei Zivilisten getötet und zwölf weitere verletzt. In der Stadt Krywyj Rih, Heimat des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, schlugen am Montagmorgen zwei russische Raketen in ein neunstöckiges Wohnhaus und ein Gebäude der Universität ein. In dem Wohnhaus starb nach ersten Erkenntnissen des Innenministeriums ein Mann, zehn weitere Personen wurden verletzt. Unter beiden Gebäuden sollen noch Menschen verschüttet sein, schrieb das Ministerium bei Telegram. Die Rettungsarbeiten liefen.

In der im Oktober 2022 von der Besatzung befreiten Stadt Cherson starb nach Angaben der lokalen ukrainischen Behörden ein Mitarbeiter eines städtischen Kommunalbetriebs durch russischen Artilleriebeschuss. Zwei seiner Kollegen wurden demnach verletzt. Der größere Teil des Gebiets Cherson ist weiter von russischen Truppen besetzt.

Selenskyj sprach den Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme aus und verurteilte den «russischen Terror». «Ukrainische Regionen werden von Besatzern beschossen, die weiterhin friedliche ukrainische Städte und Menschen terrorisieren», schrieb er bei Telegram.

+++ Russische Regionen melden neue Drohnenangriffe +++

In den russischen Grenzregionen zur Ukraine haben die Behörden neue Drohnenattacken und Schäden gemeldet. Die ukrainischen Streitkräfte hätten in der Nacht zum Montag einen Anschlag auf ein Behördengebäude im Raum Trubtschewsk verübt, teilte der Gouverneur der Region Brjansk, Alexander Bogomas, bei Telegram mit. Es gebe Schäden am Dach und an den Fenstern des Gebäudes. Verletzte gab es demnach nicht. Auch im Gebiet Rostow berichtete Gouverneur Wassili Golubew von Zerstörungen in der Siedlung Daraganowka nach einem Zwischenfall mit einer Drohne. Experten des Verteidigungsministeriums klärten nun deren Herkunft.

Beschädigt worden seien ein Haus und ein Auto, sagte Golubew zu dem Vorfall vom Sonntagabend. Verletzt worden sei niemand. In sozialen Netzwerken kursierten Videos von einem zerstörten Gebäude nach einer Explosion, aus den Trümmern stieg Rauch auf. Anwohner berichteten von massiven Schäden.

+++ London: Russland kann eigene Bevölkerung nicht vor Krieg schützen +++

Die Anhebung des Einberufungsalters für Wehrpflichtige sowie die Erhöhung des Reservistenalters in Russland könnten nach Einschätzung britischer Geheimdienste neue Sorgen im Land schüren. «Die erhöhte Wahrscheinlichkeit, zum Kampf gezwungen zu werden, Drohnenangriffe auf Moskau, das außergewöhnliche Maß an innerstaatlichen Repressionen und die jüngste Wagner-Meuterei machen deutlich, dass es dem russischen Staat nicht gelungen ist, die Bevölkerung vor dem Krieg zu schützen», teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag mit.

Reservisten hätten den Großteil der «Teilmobilisierung» im Herbst 2022 ausgemacht und könnten auch künftig die Zahl der für den Krieg gegen die Ukraine verfügbaren Soldaten erhöhen. Rekruten würden zwar derzeit nicht in der Ukraine eingesetzt. Doch würden zusätzliche Wehrpflichtige professionelle und mobilisierte Soldaten von anderen Aufgaben innerhalb Russlands entlasten, so das Ministerium weiter.

+++ Kiew spricht mit USA über Sicherheitsgarantien +++

Die Ukraine will nach Angaben der Präsidialverwaltung in Kiew in dieser Woche mit den USA Gespräche über Sicherheitsgarantien vor einem geplanten Nato-Beitritt des Landes beginnen. Es gehe um konkrete und langfristige Verpflichtungen der USA, um der Ukraine jetzt zu einem Sieg gegen den russischen Angriffskrieg zu verhelfen und danach künftige Aggressionen Moskaus zu verhindern, teilte der Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, am Sonntag mit. Die G7-Gruppe der sieben führenden Industrienationen hatte beim Nato-Gipfel in Vilnius (Litauen) Sicherheitsgarantien angekündigt.

Die Gespräche mit den USA über verlässliche Sicherheitsgarantien für die Ukraine während einer Übergangsphase bis zu einem Nato-Beitritt des Landes seien der Anfang, teilte Jermak im Nachrichtendienst Telegram mit. Es gehe um Unterstützung bei der Verteidigung und Finanzierung sowie um Sanktionen gegen den russischen Aggressor. Die Ukraine arbeite an bilateralen Vereinbarungen auch mit ihren jeweiligen anderen Verbündeten, hieß es.

+++ Selenskyj fordert von Regionen Vorbereitung auf Winter +++

Bei dem Treffen der Führungen der Regionen forderte der ukrainische Präsident Selenskyj, die Energie-Infrastruktur vor dem Winter auf mögliche neue Attacken der Russen vorzubereiten. «Russische Terroristen können immer noch unseren Energiesektor und wichtige Anlagen in diesem Winter angreifen», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videobotschaft diesmal aus Iwano-Frankiwsk.

Wolodymyr Selenskyj (Symbolbild: dpa)
Wolodymyr Selenskyj (Symbolbild: dpa)

Russland hatte im vergangenen Herbst und Winter gezielt ukrainische Energieinfrastruktur beschossen, um Kälte und Dunkelheit über das Land zu bringen. Darauf müsse sich das Land wieder vorbereiten, meinte Selenskyj. Wohl auch mit Blick auf die Verlegung neuer Pflaster auf Bürgersteigen und Straßen in der Hauptstadt Kiew sagte der Präsident, dass die Leute sehr wohl merkten, wer wofür Geld ausgebe, anstatt den Soldaten zu helfen.

Das Geld solle etwa für Drohnen und den Bau von Krankenhäusern und Rehabilitationszentren ausgegeben werden.