Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Dieser Ticker wird fortlaufend aktualisiert.

  • Russland will mehr als 30 ukrainische Drohnen abgewehrt haben

  • Nach TV-Protest: Russische Journalistin in Abwesenheit verurteilt

  • Biden berät mit Verbündeten über Ukraine-Hilfe

  • EU-Ratspräsident Michel für EU-Beitritt der Ukraine bis 2030

  • London: Russische Flugabwehr schießt eigenen Kampfjet ab

  • Mützenich warnt davor, Entschlossenheit Putins zu unterschätzen

  • Selenskyj: Charkiw soll Basis für Verteidigung der Ostukraine werden

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Russland will mehr als 30 ukrainische Drohnen abgewehrt haben +++

Russlands Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht zum Mittwoch in grenznahen Landesteilen Dutzende ukrainische Drohnen abgewehrt. Über den Gebieten Belgorod, Brjansk und Kursk seien von der Luftverteidigung insgesamt 31 unbemannte Flugkörper abgefangen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Morgen mit. Details nannte die Behörde nicht. Unabhängig ließen sich die Angaben nicht überprüfen.

Der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, sprach von Schäden an einem Verwaltungsgebäude. Das ukrainische Portal «Ukrajinska Prawda» wiederum schrieb unter Berufung auf Quellen im Geheimdienst, in Belgorod sei ein russisches Flugabwehrsystem vom Typ S-400 getroffen worden.

+++ Nach TV-Protest: Russische Journalistin in Abwesenheit verurteilt +++

Die durch einen Anti-Kriegs-Protest bekanntgewordene und mittlerweile ins Ausland geflohene Journalistin Marina Owsjannikowa ist in ihrer Heimat Russland zu achteinhalb Jahren Straflager verurteilt worden. Ein Gericht in Moskau befand Owsjannikowa in Abwesenheit der angeblichen Verbreitung von Falschmeldungen über die russische Armee für schuldig, wie die Agentur Interfax am Mittwoch meldete. Sie habe Bilder ihres Protests im Internet verbreitet, hieß es zur Begründung.

Die Journalistin Owsjannikowa (Bild: dpa)
Die Journalistin Owsjannikowa (Bild: dpa)

Die damals noch beim russischen Staatsfernsehen angestellte Redakteurin hatte kurz nach Kriegsbeginn gegen die Ukraine im März 2022 für großes Aufsehen gesorgt, als sie mitten in einer Live-Nachrichtensendung ins Bild sprang und ein Protestplakat hochhielt.

Nach der Aktion arbeitete die heute 45-jährige Owsjannikowa zwischenzeitlich unter anderem für die deutsche Zeitung «Welt», kehrte dann aber nach Russland zurück und protestierte erneut gegen den Krieg. Im Oktober 2022 teilte ihr Anwalt mit, dass sie ihre Heimat mittlerweile endgültig in Richtung Europa verlassen habe. Wo genau die Mutter von zwei Kindern sich derzeit aufhält, ist nicht bekannt. Ihre Tochter verließ das Land gemeinsam mit Owsjannikowa, der Sohn blieb beim Vater in Russland.

+++ Biden berät mit Verbündeten über Ukraine-Hilfe +++

US-Präsident Joe Biden hat die wichtigsten Verbündeten und Partner zusammengerufen, um weitere Unterstützung für die Ukraine zu koordinieren. An einer Telefonkonferenz mit Biden am Dienstag nahmen nach Angaben aus Washington Bundeskanzler Olaf Scholz, EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg teil. Zugeschaltet waren demnach auch EU-Ratspräsident Charles Michel sowie Staats- und Regierungschefs aus Großbritannien, Kanada, Italien, Japan, Polen, Rumänien und die französische Außenministerin.

Joe Biden (Bild: Reuters)
Joe Biden (Bild: Reuters)

Biden habe in der Runde auch über den Haushaltsstreit in den USA und die Entwicklungen vom Wochenende gesprochen, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby. Der Kongress hatte am Samstag einen Übergangshaushalt verabschiedet, der keine weiteren Ukraine-Hilfen vorsieht. Mit dem Kompromiss wurde ein drohender Stillstand der Regierung im letzten Moment abgewendet. Biden habe in dem Gespräch deutlich gemacht, dass er zuversichtlich sei, dass die USA ihre Zusagen für die Ukraine einhalten könnten und es dafür weiterhin überparteiliche Unterstützung geben werde.

+++ EU-Ratspräsident Michel für EU-Beitritt der Ukraine bis 2030 +++

EU-Ratspräsident Charles Michel befürwortet einen Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union bis zum Jahr 2030 - unter bestimmten Voraussetzungen. «Die Ukraine kann 2030 zur EU gehören, wenn beide Seiten ihre Hausaufgaben machen», sagte Michel dem «Spiegel» (Dienstag). Er forderte von der EU unter anderem eine Beschleunigung der Entscheidungsprozesse. Mit einer zügigen Aufnahme Kiews würde die EU auch «beweisen, dass sie geopolitisch handlungsfähig ist», sagte Michel.

Charles Michel (Bild: Reuters)
Charles Michel (Bild: Reuters)

Zugleich erklärte er, dass es weder für die Ukraine noch für die anderen EU-Beitrittskandidaten – neben der Türkei sind dies die sechs Westbalkanstaaten und die Republik Moldau – politischen Rabatt geben werde. «Die Ukraine und die anderen Beitrittskandidaten müssen Reformen umsetzen, Korruption bekämpfen und die rechtlichen Voraussetzungen erfüllen», sagte Michel.

Das Thema Erweiterung soll unter anderem bei einem Treffen der EU-Staats- und Regierungschefs diese Woche im spanischen Granada diskutiert werden.

+++ Mützenich warnt davor, Entschlossenheit Putins zu unterschätzen +++

Der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich warnte unterdessen davor, die Entschlossenheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin im Krieg gegen die Ukraine zu unterschätzen. «Rationalität zu unterstellen, ist ein großes Wagnis», sagte er der «Augsburger Allgemeinen» (Mittwoch). Mützenich wies dabei den Vorwurf zurück, bei Waffenlieferungen an die Ukraine zu zögerlich zu agieren.

+++ Kiesewetter warnt vor Verbluten der Ukraine +++

Genau diesen Vorwurf erneuerte derweil in der gleichen Zeitung der CDU-Verteidigungsexperte Roderich Kiesewetter. Er forderte ein entschlosseneres Handeln der Bundesregierung bei Waffenlieferungen. «Es besteht die Gefahr, dass der internationale Rückhalt bröckelt, dass man die Ukraine verbluten lässt, indem man einfach zu wenig und zu langsam liefert - und letztlich zu einem Diktatfrieden oder einem Sieg Russlands beiträgt», sagte er.

+++ London: Russische Flugabwehr schießt eigenen Kampfjet ab +++

Nahe der besetzten Stadt Tokmak in der Südukraine hat die russische Flugabwehr nach britischer Einschätzung aus Versehen einen eigenen Kampfjet abgeschossen. Es handele sich um die fünfte verlorene Maschine des Typs Su-35S, die Russlands fortschrittlichstes Kampfflugzeug im weit verbreiteten Einsatz sei, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Insgesamt habe Russland seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine nun etwa 90 Flugzeuge verloren.

Die strategisch wichtige Stadt Tokmak im Gebiet Saporischschja ist stark befestigt. Dort seien häufig russische Kommandostellen untergebracht, die einen der am härtesten umkämpften Abschnitte der Front befehligen. «Diese Hauptquartiere werden typischerweise durch spezielle Luftverteidigungssysteme für kurze und mittlere Distanzen geschützt», hieß es in London weiter. Diese befänden sich «sehr wahrscheinlich in höchster Bereitschaft», da die Ukraine weiterhin wirksame Schläge gegen solche Standorte durchführe.

+++ FDP-Politiker für schnellere Arbeitsmarkt-Integration für Ukrainer +++

FDP-Politiker haben sich für eine schnellere Integration von Ukrainerinnen und Ukraine in den deutschen Arbeitsmarkt ausgesprochen. Johannes Vogel, Erster Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, und Fraktionsvize Konstantin Kuhle legten dazu einen 6-Punkte-Plan vor, welcher der Deutschen Presse-Agentur am Mittwoch vorlag. Darin heißt es, mit zunehmender Dauer des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine werde immer deutlicher, dass ein Teil der Menschen aus der Ukraine längerfristig in Deutschland bleiben werde.

Es müssten die Anstrengungen erhöht werden, mehr Ukrainerinnen und Ukrainer deutlich schneller in den deutschen Arbeitsmarkt zu integrieren. «Ein eigener Job entlastet das System für die Flüchtlingsaufnahme - und ist die beste Form der Integration.»

Konkret fordern die beiden FDP-Politiker einen Vorrang für Vermittlung in Arbeit sowie eine Verbesserung und Vereinfachung des Sprachtrainings. Weiter heißt es in dem Papier, allzu häufig scheitere die Arbeitsaufnahme daran, dass Termine für Integrations- und Deutschkurse zur Mittagszeit stattfänden, dass Betreuungsplätze für Kinder fehlten oder dass Anerkennungsverfahren für Berufsabschlüsse zu langwierig seien.

+++ Selenskyj: Charkiw soll Basis für Verteidigung der Ostukraine werden +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte nach einem Besuch in der nordostukrainischen Stadt Charkiw eine Stärkung der Region vor russischen Angriffen. «Es ist äußerst wichtig, dass Charkiw trotz allem nicht nur durchhält, sondern dazu beiträgt, unseren gesamten Osten stark zu halten», sagte er am Dienstag in seiner täglichen Videoansprache. Bei verschiedenen Treffen seien unter anderem die Minenräumung und der Schutz von Energieanlagen vor russischem Beschuss besprochen worden.

Zuvor hatte Selenskyj bei einem Truppenbesuch im Frontabschnitt Kupjansk des Gebiets Charkiw auch den Panzer Leopard 2 in Augenschein genommen. Auf einem am Dienstag auf seinem Telegram-Kanal veröffentlichten Video ist Selenskyj bei der Auszeichnung von Soldaten vor dem Hintergrund eines solchen Kampfpanzers zu sehen.

+++ Russlands Verteidigungsminister sieht Ukraine «deutlich geschwächt» +++

Die russischen Streitkräfte haben derweil nach Auffassung von Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu das «Kampfpotenzial» der ukrainischen Gegenoffensive «deutlich geschwächt». Dem Gegner seien empfindliche Schläge zugefügt worden, sagte Schoigu am Dienstag bei einer Sitzung der Militärführung in Moskau. Überprüfbar waren seine Angaben nicht.

Der Minister sagte auch, dass die jüngsten ukrainische Angriffe im Raum Bachmut und Soledar im Gebiet Donezk erfolgreich abgewehrt worden seien. Gescheitert seien auch ukrainische Versuche, die russischen Verteidigungslinien bei Robotyne und Werbowe im Gebiet Saporischschja zu durchbrechen, sagte er. Schoigu widersprach damit ukrainischen Angaben, nach denen es dort erfolgreiche Vorstöße gegeben habe.

+++ Moskaus Militär meldet Abwehr von Raketenangriff auf die Krim +++

Das russische Militär hat nach eigenen Angaben einen Raketenangriff auf die Krim abgewehrt. Eine ukrainische Antischiffsrakete vom Typ «Neptun» vor der Küste der Halbinsel sei von der Flugabwehr entdeckt und vernichtet worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag mit. In der Hafenstadt Sewastopol wurden derweil Schäden durch herabfallende Trümmer einer Drohne gemeldet.