Knaller-Entscheidung des BGH! - Sportwetten-Anbieter wie Tipico, bwin, Bet365 droht Schadensersatz – Spieler hoffen

Wichtiges Urteil: Verbraucher haben nun Anspruch auf Rückzahlung von Verlusten bei Sportwetten, wenn diese ohne Lizenz vergeben wurden.<span class="copyright">dpa/Carsten Rehder/dpa</span>
Wichtiges Urteil: Verbraucher haben nun Anspruch auf Rückzahlung von Verlusten bei Sportwetten, wenn diese ohne Lizenz vergeben wurden.dpa/Carsten Rehder/dpa

Sportwetten ohne gültige Lizenz anzubieten ist illegal, sagt der Bundesgerichtshof. Diese Entscheidung dürfte zum Problem für Tipico, Bwin und Co. werden. Denn die Behörden haben den Zock mit dem Sport erst vor wenigen Jahren offiziell erlaubt. Angeboten wurde er aber schon viel länger. Spieler haben nun die Chance auf Schadensersatz.

Mit einer spektakulären Entscheidung hat der Bundesgerichtshof die Rechte von Verbrauchern in Sachen Sportwetten gestärkt. Spieler haben das Anrecht auf Schadensersatz für Verluste, wenn der Anbieter ohne staatliche Lizenz gehandelt hat, stellten die obersten Richter in der mündlichen Verhandlung eines Falls (Az. I ZR 90/23) fest. Das gilt auch dann, wenn diese Lizenz bereits beantragt worden war. Besonders brisant: Der BGH geht dabei von einer zehnjährigen Verjährungsfrist aus. Das würde bedeuten, dass Spieler ihre Verluste bis in das Jahr 2014 zurückfordern können.

 

In dem fraglichen Fall ging es um einen Spieler, der zwischen 2013 und 2018 mehrere tausend Euro mit Sportwetten bei Tipico verloren hat. Zu diesem Zeitpunkt warb Tipico – wie auch zahlreiche andere Anbieter – bereits für Sportwetten, ohne jedoch die staatliche Lizenz für ein solches Angebot zu besitzen. Nun stellte der BGH klar: Eine Lizenz ist Voraussetzung, um ein solches Geschäft rechtswirksam anzubieten.

Diese Wettanbieter könnten von dem Urteil betroffen sein

Hat der Anbieter keine Lizenz, so handelt er illegal. Das Geschäft wird dadurch nichtig und der Spieler hat Anspruch auf Rückzahlung seiner Verluste. Daran ändert sich auch nichts, wenn der Anbieter die Lizenz zwar beantragt, aber noch nicht erhalten hat. Das Gericht hat in der mündlichen Verhandlung seine Sichtweise klar gemacht. Ein Urteil ist jedoch noch nicht veröffentlicht.

Es dürfte jedoch für alle großen Sportwetten-Anbieter relevant werden. Sie haben ihre Lizenzen zwischen Ende 2020 und Mitte 2022 erworben. Im Einzelnen:

  • Betano (Lizenz seit 2/2021)

  • Betway (Lizenz seit 3/2021)

  • Bwin (Lizenz seit 10/2020)

  • Bet365 (Lizenz seit 10/2020)

  • Interwetten (Lizenz seit 11/2020)

  • Sunmaker (Lizenz seit 4/2022)

  • Tipico (Lizenz seit 10/2020)

Alle genannten Anbieter haben nach unseren Analysen aber bereits lange vor Erhalt ihrer Lizenzen Sportwetten angeboten und beworben. Das eröffnet Kunden nun die Chance auf Schadensersatz. Auch zu der Frage, wie lange rückwirkend diese Entschädigung geltend gemacht werden kann, hat sich der BGH geäußert. Denn die Richter bejahten sogenannte deliktische Ansprüche.

Das würde bedeuten, dass Spieler ihre Verluste zehn Jahre rückwirkend zurückfordern können, also bis in das Jahr 2014. Konkret müssten die Wettanbieter also Schadensersatz zahlen für Verluste zwischen dem Jahr 2014 und dem Zeitpunkt, zu dem sie ihre Lizenz in Deutschland erhalten haben.

Betroffene sollten ihre Ansprüche prüfen

Wir rechnen jedoch nicht damit, dass die Anbieter von Sportwetten ihre Kunden ohne jeglichen Widerstand entschädigen werden. So wird vermutlich in jedem einzelnen Fall eine gerichtliche Klage notwendig werden. Das ist mit einem erheblichen Kostenrisiko verbunden – zumal Rechtsschutzversicherungen in der Regel nicht bezahlen.

Betroffene Verbraucher sollten daher zunächst einmal ihre Ansprüche prüfen lassen, beispielsweise kostenlos und unverbindlich bei der Interessengemeinschaft Widerruf . Ist der Fall aussichtsreich, besteht die Möglichkeit, über eine sogenannte Prozessfinanzierung tätig zu werden. Dabei geht der Kläger kein Kostenrisiko ein, sondern muss nur dann ein prozentuales Erfolgshonorar bezahlen, wenn es gelingt, Geld zurückzubekommen.