Die „René will Rendite“-Kolumne - Warum wir Vererben an unsere Kinder komplett neu denken sollten

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Es ist Usus, dass unsere Kinder unser Vermögen mit unserem Tod erhalten. Erst wenn wir sterben, bekommen sie eine mehr oder weniger große Summe. Aber warum erst so spät? Gäbe es nicht einen besseren Zeitpunkt?

Ich will Ihnen erklären, was ich meine. Erinnern Sie sich einmal zurück. Was hätten Sie mit Mitte 20 mit 2000 Euro oder gar 10.000 Euro alles machen können? Die 2000 Euro hätten vermutlich für einen Monat Urlaub gereicht. Mit 10.000 Euro wären Sie wahrscheinlich um die halbe Welt gekommen. Warum? Sie waren mit billigen Jugendherbergen zufrieden und lange Zugfahrten störten Sie nicht. Ihnen war es auch egal, wenn es nur Nudeln oder Reis gab. Mittlerweile reichen die 2000 Euro vielleicht gerade mal, um sich ein Ferienhaus für eine Woche zu mieten. Das hat natürlich etwas mit den gestiegenen Preisen zu tun, aber auch etwas mit dem Alter. Mit 40 oder 50 Jahren hat man doch etwas andere Ansprüche an Unterkunft und Verpflegung.

Das Beispiel zeigt, dass der Nutzen des Geldes mit der Zeit abnimmt. Mit kleinen Summen lässt sich in jungen Jahren viel bewirken. Schon wenig Geld kann viel Erlebnis bringen. Wenn wir älter werden, ändert sich das. Unsere Gesundheit, Verpflichtungen und unsere Saturiertheit stehen dann oft Vielem im Wege.

Wann bringt das Geld am meisten?

Wenn man also davon ausgeht, dass das Ziel des Lebens nicht ist, einen möglichst hohen Kontostand zu haben, sondern Geld nur ein Werkzeug ist, dann sollte es beim Vererben darum gehen, zu überlegen, wann das Geld am meisten bewirken kann. Rein statistisch werden Ihre Kinder um die 50 Jahre alt sein, wenn der Zeitpunkt des Erbens kommt (Frauen kriegen ihr erstes Kind mit gut 30 Jahren und die Lebenserwartung beträgt um die 80 Jahre). Sie können sich selber fragen, ob dann noch das Geld den größtmöglichen Nutzen bringt – oder ob nicht ein anderer Zeitpunkt besser gewesen wäre (eine große Reise nach dem Abitur oder Studienabschluss, Hilfe bei der Finanzierung des Hauses usw.)

 

Was ich damit sagen will: Wenn Sie bis zum Tod warten, Ihr Vermögen weiterzugeben, dann riskieren Sie, eine zufällige Summe zu einem zufälligen Zeitpunkt an zufällige Personen weiterzugeben (denn wer weiß, ob Ihre Kinder dann noch leben – so tragisch das wäre). Wäre es nicht besser, den Autopiloten auszuschalten und einen Plan zu entwickeln, wann die Kinder in den Genuss Ihrer Großzügigkeit kommen? Wenn Sie alles dem Zufallen überlassen, erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass das, was Sie zu vererben haben, zu spät kommt, um im Leben Ihrer Kinder viel Gutes zu tun.

Risiken absichern statt blind sparen

Ich kann verstehen, wenn Sie  vor so einem Schritt Angst haben. Denn natürlich weiß niemand, was noch alles passiert. Sie könnten das Geld brauchen, weil Sie zum Pflegefall werden, zum Beispiel. Doch für die meisten dieser Notfälle gibt es Versicherungen, die solche Risiken abdecken, so auch private Pflegezusatzversicherungen, die ein Pflegetagesgeld zahlen. Und ich sage ja auch nicht, dass Sie Ihr gesamtes Erspartes verschenken sollen.

Mein Appell ist einfach: Denken Sie darüber nach, ob es wirklich sinnvoll ist, Ihr Vermögen bis zum Tod zusammenzuhalten oder ob es nicht besser ist, einen Teil schon vorher an die Kinder abzugeben. Nicht nur, dass es das Geld zu einem früheren Zeitpunkt wahrscheinlich mehr hilft. Sie sehen auch noch, was damit geschieht und können sich am Glück Ihrer Kinder erfreuen.


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