"Saublöder Fehler": WDR-Chefredakteur gesteht nach umstrittenem Beitrag Versäumnis ein

Nach dem umstrittenen "Tagesschau"-Beitrag hat WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg via Twitter Stellung bezogen. (Bild: WDR / Linda Meiers)
Nach dem umstrittenen "Tagesschau"-Beitrag hat WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg via Twitter Stellung bezogen. (Bild: WDR / Linda Meiers)

Eine ARD-Mitarbeiterin, die in einem "Tagesschau"-Beitrag als vermeintlich zufällige Supermarktkundin bezeichnet wurde, rief ein großes Echo in den sozialen Medien hervor. Nun äußerte sich auch WDR-Chefredakteur Stefan Brandenburg zu dem umstrittenen Beitrag.

Wer derzeit beim Discounter Penny einkaufen geht, den erwarten bei einigen Produkten die "wahren Preise". Mit dieser Initiative will die Supermarktkette auf die Produktionkosten und die damit ausgelösten Umweltschäden aufmerksam machen. Folge dieser Maßnahme ist eine Teuerung der Preise um bis zu 94 Prozent. Die Aktion schlug hohe Wellen, selbst in der "Tagesschau" und den "Tagesthemen" berichtete die ARD darüber.

Doch mit der Berichterstattung manövrierte sich die öffentlich-rechtliche Sendeanstalt selbst ins Zentrum von Kritik, wie "Bild" berichtet. Was war passiert? Für den Beitrag hatte sich ein Kamerateam in einen Penny-Markt begeben, wo man vermeintlich zufällige Kunden nach ihrer Meinung zu den "wahren Preisen" bat. Eine der Befragten stellte sich allerdings als Mitarbeiterin des WDR heraus, wie der medienkritische Twitterer "Argo Nerd" bemerkte. Daraufhin setzte es auf der Social-Media-Plattform, wenig überraschend, verärgerte Kommentare.

"Es ist sicher nur mal wieder eines dieser öffentlich-rechtlichen 'Missgeschicke', dass eine Produktionsassistentin als zufällige Supermarktkundin, die Klima-Preisaufschläge gut findet, präsentiert wurde?", erzürnte sich ein User. Andere schlossen sich an und beklagten "diese Dreistigkeit". Ein anderer User bezeichnete "diese Nachrichten-Fakes" als "Skandal". Ein weiterer schloss die Frage an: "Hat das Konsequenzen?"

WDR-Chefredakteur bittet um Verständnis: "Fehler passieren"

Die Folgen und vor allem die Reaktion des Senders ließen nicht lange auf sich warten. Nachträglich wurde die betroffene Sequenz aus dem Beitrag herausgeschnitten. Man bedauere, dass sie gesendet worden sei, ließ der WDR in einem Statement gegenüber der "Bild" verlauten. "Kolleginnen oder Kollegen zu interviewen, entspricht nicht unseren journalistischen Standards", hieß es.

Stefan Brandenburg, Chefredakteur Aktuelles beim WDR, versuchte auf Twitter, den "saublöden Fehler" aufzuklären. "Die Kollegin ist zufällig nach ihrer Frühschicht in der Umfrage angesprochen worden. Sie hat dem Reporter, der sie nicht kannte, sinngemäß gesagt: 'Ich komme gerade vom WDR-Radio." Wegen Nebengeräuschen im Supermarkt habe der Reporter die Aussage missverstanden "als 'ich habe es im WDR-Radio mitgekriegt".

Brandenburg machte deutlich, dass der Reporter die Wortmeldung der WDR-Kollegin nicht in den Beitrag aufgenommen hätte, wäre ihm das Kollegenverhältnis bewusst gewesen. Der WDR-Chefredakteur bezeichnete den Vorfall als "banal, so ärgerlich und peinlich für uns", bat aber auch um Verständnis: "Fehler passieren, zumal unter Zeitdruck in der aktuellen Berichterstattung."