Wer steckt hinter "Massaker" im Krankenhaus von Gaza? Gegenseitige Schuldzuweisungen

Der Schock und die Entrüstung sind enorm nach dem schrecklichen Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza. Ein geplantes Gipfeltreffen mit US-Präsident Joe Biden in Jordanien wurde abgesagt.

Ein Arzt im Al-Ahli Arab-Krankenhaus in Gaza, wohin die Toten und Verletzten aus dem angegriffenen Al-Shifa-Krankenhaus gebracht wurden, sprach von einem "Massaker". Diesen Begriff benutzte auch der Außenminister Ägyptens. Gegenüber der BBC sagte ein Arzt, er schätze, dass es bei dem Beschuss der Klinik "1.000 Opfer" - Tote und Verletzte - gegeben habe.

Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben aus Gaza derzeit nicht. Israel bezweifelte die zuvor genannte Zahl von 500 Toten. Die von Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gaza-Streifen teilte in der Nacht auf Mittwoch mit, es handele sich um 200 bis 300 Tote.

Gegenseitige Beschuldigungen

Die Hamas erklärte, es habe einen israelischen Luftangriff auf die Klinik gegeben. Israels Militär geht davon aus, die Explosion sei durch fehlgeleitete Raketen einer militanten Gruppe, des Palästinensischen Islamischen Dschihad, verursacht worden. Oberstleutnant Jonathan Concricus kündigte auf CNN an, Israels Armee werde Aufnahmen veröffentlichen, in denen der Islamische Dschihad den Irrtum zugebe.

Der israelische Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach von einem Angriff "barbarischer Terroristen".

Angriff auf Krankenhaus überschattet Biden-Reise in die Region

Eigentlich hätte sich US-Präsident Joe Biden nach seiner Reise nach Israel mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, dem König von Jordanien und dem ägyptischen Präsidenten treffen sollen. Doch der Vierer-Gipfel wurde am Mittwochabend abgesagt.

In Europa verurteilten viele Verantwortliche die schreckliche Attacke. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron erklärte, nichts könne einen Angriff auf ein Krankenhaus rechtfertigen.

Charles Michel, der Präsident des Europäischen Rates sagte, der Angriff auf zivile Infrastruktur verstoße gegen internationales Recht.

In der marokkanischen Hauptstadt Rabat sind nach dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus in Gaza hunderte Demonstranten auf die Straßen gegangen
In der marokkanischen Hauptstadt Rabat sind nach dem Raketeneinschlag in ein Krankenhaus in Gaza hunderte Demonstranten auf die Straßen gegangen - STR/Copyright 2023 The AP. All rights reserved.

In vielen Staaten - auch in der Türkei - gab es nach dem Angriff auf das Krankenhaus in Gaza spontane Proteste. Auch im Süden Libanons, der von der islamistischen Hisbollah kontrolliert wird, gab es Demonstrationen und Zusammenstöße mit der Polizei. Die Hisbollah, die 2006 Krieg gegen Israel führte, rief für den Mittwoch einen "beispiellosen Tag des Zorns" auf.