Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Freitag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Hier gibt's die aktuellen Entwicklungen.

Unser Ticker ist für heute beendet. Hier können Sie die wichtigsten Ereignisse des Tages nachlesen:

  • Ukraine hofft weiter auf Kriegsende noch in diesem Jahr

  • Russischer Militärhubschrauber über Krim abgestürzt: Zwei Piloten tot

  • China schickt Sonderbeauftragten nach Kiew

  • Ukraines Präsident Selenskyj reist am Samstag nach Rom

  • Russen droht Einkesselung in Bachmut

  • Kämpfe auch bei Soledar

  • Moskau dementiert Frontdurchbrüche

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Ukraine hofft weiter auf Kriegsende noch in diesem Jahr +++

Die ukrainische Führung hofft weiterhin darauf, den Krieg gegen Russland möglicherweise noch in diesem Jahr beenden zu können. «Zum Winter wollen wir den Krieg komplett beenden», sagte der Sekretär des Rats für nationale Sicherheit und Verteidigung, Olexij Danilow, in einem Interview vom Freitag für die aserbaidschanische Nachrichtenagentur Report. Damit sei die vollständige Befreiung des ukrainischen Staatsgebiets von russischen Truppen - einschließlich der bereits 2014 von Russland annektierten Halbinsel Krim - gemeint.

Die Ukraine wehrt seit über 14 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte bereits mehrfach einen Sieg der Ukraine mit einer vollständigen Rückholung aller Territorien noch in diesem Jahr in Aussicht gestellt. Derzeit allerdings besetzen russische Truppen rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebiets. Mit Spannung erwartet wird weiter die geplante ukrainische Gegenoffensive.

+++ Russischer Militärhubschrauber über Krim abgestürzt: Zwei Piloten tot +++

Beim Absturz eines russischen Militärhubschraubers über der annektierten ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim sind Angaben aus Moskau zufolge beide Piloten ums Leben gekommen. Die Mi-28 habe am Freitag einen planmäßigen Übungsflug im Gebiet Dschankoj absolviert, als ersten Erkenntnisse zufolge die Technik ausgefallen sei, meldeten russische Agenturen unter Berufung auf das Verteidigungsministerium.

Dschankoj liegt im Norden der Krim, wo sich in den vergangenen Monaten mehrfach Drohneneinschläge und Explosionen auf russischen Militärstandorten ereigneten. In der Regel übernimmt Kiew dafür offiziell keine Verantwortung. Beobachter gehen aber davon aus, dass es sich um Vorbereitungen für die geplante ukrainische Gegenoffensive handeln könnte.

+++ China schickt Sonderbeauftragten nach Kiew +++

Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs schickt China einen ranghohen Diplomaten für Gespräche nach Kiew. Wie das Pekinger Außenministerium am Freitag mitteilte, wird der für Eurasien-Angelegenheiten zuständige Sonderbeauftragte Li Hui ab Montag die Ukraine, Polen, Deutschland, Frankreich und Russland besuchen, um über eine politische Lösung des Konflikts zu sprechen.

Chinas Präsident Xi Jinping (Bild: Ken Ishii-Pool/Getty Images)
Chinas Präsident Xi Jinping (Bild: Ken Ishii-Pool/Getty Images)

Der Besuch eines chinesischen Vertreters in relevanten Ländern zeige, dass China sich für die Förderung von Frieden und Gesprächen einsetze, sagte ein Ministeriumssprecher. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine im Februar 2022 betonte Peking immer wieder, sich für Verhandlungen einzusetzen. Jedoch gibt China dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Rückendeckung, was der chinesischen Führung viel internationale Kritik einbringt. Während Präsident Xi Jinping mehrfach mit Putin sprach, gab es bislang nur ein einziges Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

+++ Ukraines Präsident Selenskyj reist am Samstag nach Rom +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wird am Wochenende erneut nach Westeuropa reisen. In Rom empfängt ihn Staatspräsident Sergio Mattarella am Samstag, wie der Präsidentenpalast am Freitag bestätigte. Dies ist der erste Besuch Selenskyjs in Rom seit Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine im Februar 2022. Möglicherweise reist der Politiker noch am Wochenende weiter nach Deutschland. Bestätigt ist das aber nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Artur Widak/NurPhoto via Getty Images)
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (Bild: Artur Widak/NurPhoto via Getty Images)

Es wurde erwartet, dass Selenskyj in Rom auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und Papst Franziskus treffen werde. Details dazu gab es am Freitag zunächst nicht. Die ultrarechte Politikerin hatte sich seit ihrer Regierungsübernahme im Herbst 2022 stets vehement für eine Unterstützung der Ukraine im Krieg gegen Russland ausgesprochen. Im Februar war sie nach Kiew gereist.

Papst Franziskus fordert die Gläubigen seit mehr als einem Jahr praktisch täglich zu Gebeten für die «gefolterte Ukraine» auf und appelliert regelmäßig an Kiew und Moskau, einen Waffenstillstand zu vereinbaren. Einladungen in die ukrainische Hauptstadt nahm das 86 Jahre alte Oberhaupt der katholischen Kirche bislang nicht an. Der körperlich angeschlagene Pontifex betonte mehrfach, dass er nur nach Kiew reisen wolle, wenn er auch in Moskau empfangen werde.

Am Sonntag wird Selenskyj stellvertretend für das ukrainische Volk in Aachen mit dem renommierten Karlspreis ausgezeichnet. Ob er persönlich kommt, bleibt zunächst ebenso abzuwarten wie ein vorgeschalteter Besuch bei Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Berlin.

+++ Russen droht Einkesselung in Bachmut +++

Bei den in Bachmut kämpfenden russischen Truppen herrscht nach Darstellung eines Kriegskorrespondenten des russischen Staatsfernsehens höchste Alarmstufe. Wegen der ukrainischen Angriffserfolge an den Flanken der in der Stadt kämpfenden Söldnertruppe Wagner drohe eine umfassende Einkesselung, schrieb Jewgeni Poddubny am Donnerstag auf Telegram. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hatte zuvor mehrfach vor einem drohenden Kessel aufgrund ungesicherter Flanken gewarnt.

Der ukrainische Armeesprecher Serhij Tscherewatyj berichtete am Abend von verzweifelten Versuchen der russischen Einheiten, das weitere Vordringen der Ukrainer mit massiven Artillerieschlägen und Luftangriffen aufzuhalten. Die Intensität der Kämpfe habe zugenommen, sagte Tscherewatyj nach Angaben der Agentur Unian. Allein am Donnerstag seien 165 russische Soldaten getötet und weitere 216 verwundet worden, behauptete er. Seine Angaben konnten ebenso wenig überprüft werden wie die der Gegenseite.

(Bild: Vincenzo Circosta/Anadolu Agency via Getty Images)
(Bild: Vincenzo Circosta/Anadolu Agency via Getty Images)

Das ukrainische Verteidigungsministerium hat kleinere Geländegewinne unweit von Bachmut im bestätigt. «Unsere Verteidiger sind im Abschnitt Bachmut um zwei Kilometer vorgerückt», schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Freitag bei Telegram. In der Stadt selbst seien innerhalb dieser Woche keine Positionen aufgegeben und dem russischen Feind große Verluste zugefügt worden.

+++ Kämpfe auch bei Soledar +++

Der prominente Kriegskorrespondent Poddubny berichtete auch von ukrainischen Durchbrüchen bei Kämpfen in der Umgebung von Soledar, das nur wenige Kilometer nordöstlich von Bachmut liegt. Dort sei es ukrainischen Kampfgruppen gelungen, die russischen Linien zu durchbrechen. «Die Lage ist schwierig», schrieb Poddubny. Die russischen Streitkräfte hatten Soledar erst Ende Januar nach wochenlangen schweren Kämpfen eingenommen.

+++ Moskau dementiert Frontdurchbrüche +++

Das russische Verteidigungsministerium hingegen dementierte Berichte über einen Durchbruch ukrainischer Truppen bei der schwer umkämpften Stadt Bachmut. «Die Erklärungen, die vereinzelte Telegram-Kanäle über "Durchbrüche der Verteidigungslinien" an mehreren Stellen verbreiten, entsprechen nicht der Wirklichkeit», teilte das Ministerium in der Nacht zum Freitag auf Telegram mit. «Die Gesamtlage im Gebiet der Spezialoperation ist unter Kontrolle.» Bezüglich Bachmut sprach das Verteidigungsministerium lediglich von der «Fortsetzung der Befreiung des westlichen Teils von Artjomowsk (sowjetische Bezeichnung der Stadt) mit Unterstützung der Luftwaffe und Artillerie». Details gab es aus Moskau nicht.

+++ Atomchef: Ukraine kann AKW Saporischschja bei Gegenoffensive umgehen +++

Das Atomkraftwerk Saporischschja könnte bei einer ukrainischen Gegenoffensive nach Ansicht des Betreibers von Gefechten verschont bleiben. Es reiche aus, die russischen Besatzungstruppen im Kraftwerk vom Hinterland abzuschneiden, sagte der Chef des ukrainischen Atomkonzerns Enerhoatom, Petro Kotin, dem US-Sender CNN. «Wir brauchen nur die Verbindung zwischen dem AKW Saporischschja und der (Schwarzmeer-Halbinsel) Krim zu kappen», so Kotin. Dies werde erreicht, sobald die ukrainischen Truppen die Großstadt Melitopol gut 90 Kilometer südöstlich des Kraftwerks in Enerhodar erobert hätten. Danach hätten die russischen Truppen nur noch die Möglichkeit zu fliehen oder sich zu ergeben.

(Bild: Stringer/Anadolu Agency via Getty Images)
(Bild: Stringer/Anadolu Agency via Getty Images)

Das mit sechs Blöcken größte Atomkraftwerk Europas in Enerhodar war unmittelbar nach dem russischen Einmarsch im März vergangenen Jahres besetzt worden.

+++ Schweizer Parlament will Kriegsmaterial-Gesetz überarbeiten +++

Nach massiver Kritik aus dem Ausland will das Schweizer Parlament das bisherige Verbot der Weiterleitung von Schweizer Kriegsmaterial an Drittstaaten erleichtern. Dafür sprach sich am Donnerstag die zuständige Kommission im Ständerat, der zweiten Parlamentskammer, mit acht zu fünf Stimmen aus. Die Kommission des Nationalrats hatte bereits vorher dafür gestimmt. Damit kann eine Änderung des Kriegsmaterialgesetzes nun in Angriff genommen werden.

Aktuell verbietet die Schweiz die Weitergabe von Kriegsmaterial, das sie ins Ausland verkauft hat, an Länder in kriegerischen Auseinandersetzungen. Das behindert zurzeit die Belieferung der Ukraine. So verweigerte die Schweiz Deutschland die Genehmigung, vor Jahren eingekaufte Schweizer Munition für den deutschen Gepard-Panzer an die Ukraine weiterzuleiten.

+++ Selenskyj will ukrainisches Strafrecht für EU-Beitritt anpassen +++

Für den Weg der Ukraine in die Europäische Union hat Selenskyj einen «umfassenden strategischen Plan» zur Reform des Strafrechts und des Strafverfolgungssystems ausgearbeitet. «Vereinfacht gesagt, müssen wir ein System zur Gewährleistung von Recht und Ordnung für unser Land sicherstellen, das mit unserem Ziel eines raschen Beitritts der Ukraine zur EU im Einklang steht», sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache.

«Die Ukraine sollte ein Ort der Stärke für Europa und die gesamte freie Welt werden und ist es bereits.» Der Staat müsse ein Höchstmaß an Sicherheit, Freiheit und Achtung vor dem Gesetz und vor den Menschen in der Ukraine gewährleisten, betonte Selenskyj. Die Ukraine ist seit vergangenem Sommer bereits offiziell EU-Beitrittskandidat.