Ukraine-Krieg: Die Entwicklungen am Dienstag

Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine herrscht in dem Land Krieg. Die aktuellen Entwicklungen im Überblick.

Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)
Ukraine-Krieg: Die aktuellen Entwicklungen. (Symbolbild: Getty)

Dieser Ticker ist für heute beendet. Sie können hier die wichtigsten Nachrichten des Tages nachlesen.

  • Führung in Kiew erklärt schleppenden Verlauf der Gegenoffensive

  • Rubel fällt auf Tiefpunkt seit über einem Jahr

  • Putin wirft Westen bei Gipfel illegitime Sanktionen vor

  • Rumäniens Regierungschef wünscht sich deutsche Truppen

  • Keine Experimente in Kriegszeiten: Stoltenberg bleibt bei der Nato

  • Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine

  • London: Russische Besatzer leiden trotz Erfolgen unter Schwächen

  • Erneut Drohnen über Moskauer Gebiet abgeschossen

Die aktuelle Newslage im Livestream:

+++ Führung in Kiew erklärt schleppenden Verlauf der Gegenoffensive +++

Die ukrainische Führung hat den schleppenden Verlauf der lang angekündigten Gegenoffensive gegen die russische Armee nun mit dem neuen Ziel eines Abnutzungskampfes erklärt. «Aufgabe Nummer eins ist die maximale Vernichtung von Personal, Ausrüstung, Treibstoffdepots, Militärfahrzeugen, Kommandopunkten, Artillerie und Flugabwehrkräften der russischen Armee», schrieb der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Olexij Danilow, am Dienstag bei Twitter. Je effektiver der Feind vernichtet werde, umso mehr Kilometer würden später befreit.

Ukrainische Soldaten nehmen an einer militärischen Übung teil. (Bild: Efrem Lukatsky/AP)
Ukrainische Soldaten nehmen an einer militärischen Übung teil. (Bild: Efrem Lukatsky/AP)

«Die vergangenen Tage waren besonders ertragreich», fügte Danilow hinzu. Zuvor hatte der Sprecher des Frontabschnitts Taurien im Süden der Ukraine, Walerij Scherschen, ohne Details von einem Vorrücken um gut zwei Kilometer gesprochen.

+++ Rubel fällt auf Tiefpunkt seit über einem Jahr +++

In Russland hat sich der Verfall der Landeswährung Rubel fortgesetzt. Erstmals seit Ende März 2022 - also kurz nach dem Kriegsausbruch - kostete der Dollar am Dienstag an der Moskauer Börse wieder mehr als 90 Rubel. Der Euro erreichte im Tagesverlauf einen Wert von zeitweise über 98 Rubel. Die russische Landeswährung liegt damit deutlich unter ihren Höchstständen vom Vorjahr.

War der Rubel 2022 zunächst unmittelbar nach Beginn des von Kremlchef Wladimir Putin befohlenen Angriffskriegs gegen die Ukraine eingebrochen, legte er später im Jahresverlauf stark zu. Ein Grund dafür waren auch die westlichen Sanktionen, die zunächst die Importe beschränkten, während der russische Export weiterlief.

+++ Putin wirft Westen bei Gipfel illegitime Sanktionen vor +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat dem Westen einen «hybriden Krieg mit beispiellosen illegitimen anti-russischen Sanktionen» vorgeworfen. Russland werde sich «dem Druck von außen» widersetzen, sagte der Kremlchef in seiner Rede bei dem virtuell abgehaltenen Gipfel der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) unter dem Vorsitz Indiens am Dienstag. Seit langem wollten «äußere Kräfte» aus der Ukraine «ein Anti-Russland» machen. Die Ukraine werde seit acht Jahren mit Waffen vollgepumpt. Das Land verteidigt sich seit mehr als 16 Monaten mit westlicher Hilfe gegen Russlands Angriffskrieg.

Wladimir Putin (Bild: dpa)
Wladimir Putin (Bild: dpa)

Der SCO-Organisation, die zunächst zur Terrorbekämpfung 2001 gegründet wurde, gehören neben Russland und Indien auch China, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan sowie Usbekistan an. In der grundsätzlich Russland-freundlichen Gruppe dürfte Russland für seinen Angriffskrieg kaum Kritik spüren.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping sprach in seiner Rede beim Gipfel viel von Frieden und der Wahrung regionaler Sicherheit, ohne aber den russischen Angriffskrieg zu erwähnen. «Differenzen und Konflikte müssen durch Dialog und Verhandlungen gelöst werden.»

+++ Rumäniens Regierungschef wünscht sich deutsche Truppen +++

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wünscht sich Rumäniens Ministerpräsident Marcel Ciolacu eine ständige deutsche Truppenpräsenz in seinem Land. «Ich glaube, dass es auf dem Territorium Rumäniens ständig deutsche Truppen geben sollte», sagte Ciolacu am Dienstag bei einer Pressekonferenz mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) in Berlin auf die Frage, was er vom bevorstehenden Nato-Gipfel mit Blick auf eine Verstärkung der Ostflanke des Bündnisses erwarte.

Verteidigungsminister Boris Pistorius hatte vergangene Woche Litauen die permanente Stationierung 4000 deutscher Soldaten in Aussicht gestellt, um die Nato-Ostflanke zu stärken. Litauen grenzt an Russland und Belarus. Auch Rumänien zählt zu den Staaten an der Ostflanke und grenzt an die Ukraine. Die Staats- und Regierungschefs der Nato werden bei ihrem Gipfel am 11. und 12. Juli im litauischen Vilnius auch über die Truppenpräsenz im Osten des Bündnisgebiets beraten.

+++ Bedrohter Getreidedeal: Russland kritisiert EU-Zugeständnis +++

Russland sieht auch in einem Zugeständnis der EU keine Grundlage mehr für eine Fortsetzung des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Bei der von der EU vorgeschlagenen Gründung einer Tochter der staatlichen russischen Landwirtschaftsbank zur Abwicklung von Finanzgeschäften handele es sich um einen «bewusst nicht umsetzbaren Plan», sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Dienstag in Moskau. Die Gründung einer solchen Bank und ihr Anschluss an das internationale Bankenkommunikationsnetzwerk Swift dauere Monate.

(Bild: SERGEY BOBOK / AFP)
(Bild: SERGEY BOBOK / AFP)

Das auch für den Kampf gegen den Hunger in der Welt wichtige Getreideabkommen läuft allerdings schon zum 17. Juli aus. Russland hatte unter anderem die Aufhebung der Sanktionen gegen seine Landwirtschaftsbank verlangt. Dafür wäre allerdings die Zustimmung der EU-Staaten nötig, was ebenfalls als undurchsetzbar gilt. Deshalb sollte die Gründung einer Tochtergesellschaft ein Ausweg sein.

+++ Keine Experimente in Kriegszeiten: Stoltenberg bleibt bei der Nato +++

Jens Stoltenberg soll ein weiteres Jahr Generalsekretär der Nato bleiben. Die 31 Mitgliedstaaten vereinbarten am Dienstag, das Mandat des Norwegers bis zum 1. Oktober 2024 zu verlängern. Zuvor waren Versuche der Mitgliedstaaten gescheitert, sich auf einen anderen Kandidaten zu einigen. Stoltenberg selbst hatte in den vergangenen Monaten mehrfach erklärt, dass er eigentlich keine weitere Amtszeit anstrebe. Nach Angaben aus seinem Umfeld macht er nun aber aus «Pflichtbewusstsein» und angesichts der vielen Aufgaben wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine weiter.

Jens Stoltenberg (Bild: Reuters)
Jens Stoltenberg (Bild: Reuters)

Die Nato teilte am Dienstag zu der Entscheidung mit, die Alliierten dankten dem Generalsekretär für seine Führungsstärke und sein Engagement. Diese seien angesichts «beispielloser sicherheitspolitischer Herausforderungen für die Wahrung der transatlantischen Einheit von entscheidender Bedeutung». Stoltenberg sagte, er fühle sich geehrt von der Entscheidung der Bündnispartner, seine Amtszeit zu verlängern. Sie wäre sonst eigentlich Ende September ausgelaufen.

Als mögliche Anwärter für die Nachfolge des 64-Jährigen hatten in den vergangenen Monaten unter anderen die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und der britische Verteidigungsminister Ben Wallace gegolten. Beide waren allerdings nicht unumstritten.

+++ Tote und Verletzte bei russischen Angriffen in der Ukraine +++

Bei russischen Angriffen auf Städte im Süden und Osten der Ukraine hat es nach ukrainischen Angaben Tote und Verletzte gegeben. Durch russischen Artilleriebeschuss wurden in der südukrainischen Stadt Cherson nach Angaben der örtlichen Staatsanwaltschaft am Dienstagmorgen ein Mann und eine Frau getötet. Die Zahl der Verletzten war noch unklar.

Symbolbild: dpa
Symbolbild: dpa

In der nordöstlich gelegenen Stadt Sumy erhöhte sich die Zahl der Toten nach einem russischen Drohnenangriff vom Montag auf drei. 21 Menschen wurden nach örtlichen Angaben verletzt, als ein mehrstöckiges Wohngebäude getroffen wurde. Die Stadt ordnete für Dienstag einen Tag der Trauer an.

Die schweren Kämpfe bei Bachmut im Osten der Ukraine im Gebiet Donezk gingen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs weiter. Das ukrainische Militär habe unter schwerem Beschuss durch feindliche Flugzeuge und Artillerie mehrere Angriffe abwehren können. Im Osten konzentrierten die russischen Truppen ihre Angriffe demnach auf die Richtungen Lyman, Bachmut, Awdijiwka und Marjinka. Dort habe es mehr als 40 Gefechte gegeben.

+++ Russland: Stau auf der Brücke zur besetzten Krim teilweise aufgelöst +++

Der kilometerlange Stau an der Kertsch-Brücke zwischen Russland und der von Moskau besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verkürzt sich. Vom russischen Festland aus in Richtung Krim war die Blechschlange am Dienstagmorgen noch rund vier Kilometer lang, wie die russische Transportbehörde der besetzten Krim mitteilte. Am Montag war der Stau vor der Auffahrt zur Brücke von russischer Seite aus auf 13 Kilometer angewachsen. In umgekehrter Richtung löste sich die Fahrzeug-Schlange von der Krim in Richtung Festland nach russischen Medienberichten inzwischen auf.

Der Stau vor der Krim-Brücke hatte sich den Angaben zufolge seit Samstag immer weiter aufgebaut. Grund für die Verzögerungen beim Transit seien der Beginn der Urlaubssaison und die langen Kontrollen der Fahrzeuge wegen der angespannten Sicherheitslage.

+++ London: Russische Besatzer leiden trotz Erfolgen unter Schwächen +++

Die russischen Besatzer in der Ukraine leiden nach Ansicht britischer Militärexperten trotz teilweiser Erfolge unter entscheidenden Schwächen. Das geht aus dem Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London zum Krieg in der Ukraine am Dienstag hervor. Demnach sind die russischen Einheiten ausgedünnt. Zudem fehle es an Artillerie-Munition.

Teils erfolgreich waren die Russen der Mitteilung zufolge dabei, die ukrainische Gegenoffensive in ihren Anfängen zu verlangsamen. Das sei vor allem durch den massiven Einsatz von Anti-Panzer-Minen gelungen. «Nachdem der ukrainische Vorstoß verlangsamt wurde, hat Russland versucht, gepanzerte Fahrzeuge mit unbemannten Einweg-Angriffsdrohnen, Kampfhubschraubern und Artillerie zu treffen», heißt es in der Mitteilung.

+++ Erneut Drohnen über Moskauer Gebiet abgeschossen +++

Über dem Gebiet der russischen Hauptstadt Moskau sind am Dienstagmorgen nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums erneut Drohnen abgeschossen worden. Vier Drohnen seien von der russischen Luftabwehr zerstört worden, eine weitere sei elektronisch ausgeschaltet worden und über dem Gebiet Odinzowo abgestürzt, teilte das Ministerium laut Staatsagentur Tass mit. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben. Das Verteidigungsministerium machte die Ukraine für die Drohnenangriffe verantwortlich und sprach von einem «versuchten Terroranschlag des Kiewer Regimes».

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin schrieb in seinem Telegram-Kanal, die russische Luftabwehr habe «einen weiteren versuchten Angriff ukrainischer Drohnen» abgewehrt. Aus Sicherheitsgründen wurden Flüge vom südwestlich des Moskauer Stadtzentrums gelegenen Flughafen Wnukowo für etwa drei Stunden auf andere Airports umgeleitet.

Das Gebiet Odinzowo, über dem eine der Drohnen abstürzte, liegt in der Nähe von Wunukowo. Der Flugbetrieb wurde nach Angaben der russischen Luftfahrtbehörde um 8.00 Uhr Moskauer Zeit (7.00 Uhr MESZ) wieder aufgenommen. Eine der zerstörten Drohnen soll auf ein Militärgelände im Vorort Kubinka westlich von Wunukowo abgestürzt sein, verlautete der Staatsagentur Tass zufolge aus Rettungsdiensten.